Karlsfeld:Let's Volkstanz

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Die Knödldrahra in Karlsfeld sind stolz auf ihren Nachwuchs mit Tanja, Dominik, Sophia und Michael. Sie alle haben bei einem Kurs in der Grundschule angefangen und sollen den Kern einer richtigen Jugendgruppe bilden.

Maria Frings

Sophia und Michael lieben Volkstanz. Und der Verein Knödldrahra in Karlsfeld ist stolz. (Foto: joergensen.com)

Elegant schwingen die bunten Dirndlröcke über das Parkett, laute Blasmusik ertönt aus der Bühnenmitte. Aufgereiht als Paare starten sie den Auftanz: Sie laufen nebeneinander, teilen sich in der Mitte und kommen wieder zusammen. Die Männer führen ihre Tanzpartnerin drehend über den Holzboden. Gemeinsam bilden sie mit ihren Armen einen Tunnel, durch den die Paare der Reihe nach durchhüpfen. Alle Tänzer lächeln fröhlich. Und auch von einigen Patzern lassen sie sich nicht die Stimmung verderben.

Aber zwischendurch fällt der Blick im Getümmel auf zwei braunhaarige und zwei blonde Schöpfe, die mitmischen: Das sind Tanja, Dominik, Sophia und Michael. Die vier Schülerinnen und Schüler sind Mitglied bei der Volkstanzgruppe und die ersehnten Nachwuchstalente. "Die Kinder sind einfach das A und O. Wir müssen sie mitnehmen, damit es mit dem Volkstanz weitergeht", sagt Gertraud Himmler. Zusammen mit ihrem Mann leitet sie seit 19 Jahren die Tanzgruppe. Jeden Montag trainiert sie die vier und schwärmt von allen als "wunderbaren Tänzer". Himmler: "Die zwei Mädchen und die zwei Buben gehören nun zu uns Knödldrahra. Und sie haben wirklich Talent. Alle vier spielen ein Instrument. Das merkt man einfach an ihrem Taktgefühl."

Wie finden es denn die Kinder, bei der Volkstanzgruppe mitzumachen? "Wir sind sozusagen die Kleinen bei den Großen", sagt Tanja lachend. Die Elfjährige aus Karlsfeld tanzte zum ersten Mal in ihrer Grundschulzeit. Als Frau Himmler zu ihnen in die Klasse kam und Grundlagen des Volkstanzes in einer AG vermittelte. Aufgeregt ist Tanja vor den Auftritten nicht mehr so sehr. "Und bis auf das zu kleine Kleid", sagt Tanja, "gefallen mir die Trachten ganz gut. Sie gehört ja einfach zum Volkstanz dazu", weiß die Fünftklässlerin. "Und außerdem führen wir den Volkstanz eine Generation weiter."

Dann mischt sich Dominik leise ein: "Mir macht es auch einfach Spaß." Durch seine damalige Klassenlehrerin ist er zum Tanzen gekommen. Aufgeregt ist er inzwischen auch nicht mehr, das war er nur am Anfang. Er freut sich jedes Mal, sich für die Auftritte schick zu machen. "Die Lederhose gehört ja einfach zu Bayern", sagt der elfjährige Schüler. Der Größten im Bunde, die ebenfalls elfjährige Sophia, machte das Tanzen am Anfang gar nicht so Spaß. "Irgendwann ist es besser geworden, und dann bin ich einfach dabei geblieben", sagt das blonde Mädchen mit ihren sorgfältig geflochtenen Zöpfen. Die Tracht ist für sie nichts Besonderes mehr. Außerdem trägt sie "lieber andere Klamotten". Ihr Cousin Michael ist mit seinen zehn Jahren der Jüngste und als einziger noch in der Grundschule. Aber weil er so viel Talent hat, nahm das Ehepaar Himmler ihn schon jetzt mit in die große Tanztruppe. Er selbst plante damals allerdings noch keine Karriere beim Volkstanz. "Eigentlich war das die Idee meiner Mutter. Sie kannte halt Frau Himmler. Dann hat sich das irgendwie ergeben. Aber es macht mir inzwischen auch wirklich Spaß." Ob es schwierig ist, sich die ganzen unterschiedlichen Schrittfolgen zu merken? Das findet keiner der Schüler. "Wir üben die Tänzen ja so oft, und dann kann man es einfach." Gerade lernen die Nachwuchstalente den Walzer. Der ist nämlich Grundlage für viele weitere Tänze.

Nach drei Jahren in der Volkstanz AG tanzen die vier nun also weiter: Bei den Knödldrahra. Gemeinsam mit den Erwachsenen präsentierten sie in ihren Lederhosen und Dirndl am vergangenen Samstag die traditionelle bayerische Kultur im Bürgerhaus Karlsfeld. Begleitet wurden sie dabei von der Band Neuhauser Tanzlmusi. Das Ziel von Gertraud Himmler ist es, auf Dauer eine Jugendgruppe zu gründen: "Das ist wie beim Navi - und wir warten auf die Worte: Ziel erreicht."

Viele Grundschulkinder der Karlsfelder Krenmoosstraße tanzen bei dem Volkstanzabend mit und freuen sich jetzt schon, später in der großen Gruppe mitzumachen. Tanja, Sophia, Dominik und Michael machen den Anfang und sind ein gutes Vorbild für die Kleineren. Ihnen ist die Freude am Tanzen und das gemeinsame Spaßhaben ins Gesicht geschrieben. Die Musik, die zum Volkstanz gehört, finden die Nachwuchstänzer "ganz lustig". "Wenn die Lieder schnell sind, dann ist es schon ganz gut", sagt Michael.

Seit einigen Jahren tanzen sie nun schon und Lieblingstänze gibt es natürlich auch. Beispielsweise der fröhliche Kreis, die Kreuzpolka oder der Marschierboarischer. Weitertanzen möchten alle vier Kinder in jedem Fall. Schließlich hatten sie auch schon einen großen Auftritt auf dem Münchner Oktoberfest. Und Gertraud Himmel soll schließlich ihr Ziel erreichen.

© SZ vom 16.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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