Mitten in Karlsfeld:Dit is Karlsfeld!

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Gesperrt ist die Würmbrücke an der Allacher Straße in Karlsfeld schon eine ganze Weile. Das wirft Fragen auf. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit rund zwei Jahren sind die Brücken an der Allacher Straße und am Eichenweg in Karlsfeld gesperrt. Ein Unbekannter fragt sich nun, ob ihr Bau so ein Endlosprojekt wird wie der Berliner Flughafen.

Glosse von Anna Schwarz, Karlsfeld

"Berlin kann alles, außer Flughafen", solche Sprüche kursierten im Netz, als die Eröffnung des Großflughafens BER immer wieder verschoben werden musste. Mit ganzen neun Jahren Verspätung wurde er im Oktober 2020 dann endlich eingeweiht. Geprägt war diese Zeit von steigenden Kosten und sechs geplatzten Eröffnungsterminen. Dahinter steckten Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme in Schönefeld: zu kurze Rolltreppen, Licht, das nicht ausging, das größte Problem war aber wohl der Brandschutz. Jahrelang wurde umgebaut und ein Kabelsalat entflochten, zu guter Letzt stellte der TÜV dann doch noch eine Prüfbescheinigung aus.

Werden die Bauarbeiten an den Würmbrücken in Karlsfeld auch zu solch einem Endlosprojekt? Da ist doch der Wurm drin, dachte sich wohl kürzlich ein Unbekannter. Auf das Absperrschild an der Allacher Straße kritzelte er wütend: "Der BER von Karlsfeld - Wahnsinn!!" Ob's was geholfen hat? Zumindest versichert Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) beim Telefonat aus dem Pfingsturlaub, dass die Überführung Ende Juni montiert werde, auch das Material für die zweite Brücke am Eichenweg komme wohl Ende Juli an. Aufatmen. Ein Ende ist in Sicht. Denn vor allem Karlsfelder Grundschüler, die westlich der Bahn wohnen, hatten unter den Brückensperrungen zu leiden. Sie müssen deutliche Umwege in Kauf nehmen oder an einem äußerst schmalen Gehweg an der Allacher Straße entlangspazieren.

"Mit dem BER kann man die Würmbrücken nicht vergleichen"

Seit fast zwei Jahren dauert dieser Ausnahmezustand an, damals stellte die Gemeinde fest, dass die Holzbrücken faulen - und zwar so massiv, dass sie sofort zurück gebaut werden mussten. Doch seitdem ging es mit dem Brückenbau von Karlsfeld nicht weiter. Warum? Darüber wird auch in der Facebook-Gruppe Infokreis Karlsfeld wild spekuliert: "Es fehlt wohl am Geld", schreibt einer. Ein anderer User kritisiert die Mitteilung der Gemeinde, dass es Lieferschwierigkeiten gegeben habe: "Das ist ein Witz", denn: "Die Brücken waren schon vor Corona gesperrt, als die Folgen von Lieferengpässen noch gar kein Thema waren."

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Es sei wohl eine Mischung aus Bürokratie, Lieferschwierigkeiten und Materialmangel gewesen, so Kolbe. Erst mussten diverse Gutachten eingeholt werden, damit die Brücken erst einmal zurück gebaut und wieder neu gebaut werden dürfen, dann kamen alte Telefonleitungen - von denen niemand wusste - unter den alten Brücke zum Vorschein -, dann konnte das Material für die neuen Aluminiumübergänge nicht geliefert werden und schließlich haben wiederum die Monteure abgesagt - wenn's mal schief läuft, dann eben richtig.

Von einem Langzeitprojekt wie dem Berliner Flughafen will der Karlsfelder Bürgermeister dennoch nicht sprechen. Er habe Verständnis dafür, dass die teils längeren Umwege die Bürger und Bürgerinnen nerven, aber die Gemeinde kümmere sich ja. Auch sein Parteikollege Bernd Wanka winkt ab, die Würmbrücken und der BER hätten nichts miteinander gemein, bei letzterem waren komplette Fehlplanungen im Spiel. Und jetzt komme der Stein in Karlsfeld ja endlich ins Rollen. Hoffentlich schnell - nicht, dass es mal heißt: "Karlsfeld kann alles - außer Brücken".

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