Gefährliche Mängel:"Es geht uns um Ihr Leben, sollte es brennen"

Lesezeit: 2 min

Behörden stellen einen mangelhaften Brandschutz bei Wohngebäuden in der Nähe des Bahnhofes fest. Fast wäre es zur Räumung der Wohnungen gekommen.

Ein Einsatz von Sicherheitsbehörden hat am Freitagabend für große Aufregung in Karlsfeld gesorgt. Bei drei neunstöckigen Wohngebäuden in der Nähe des Bahnhofes stellten Vertreter von Gemeinde, Landratsamt und die Feuerwehr gefährliche Mängel beim Brandschutz fest. Nach Angaben des Landratsamtes bestehen Mängel im baulichen Brandschutz seit 2017, diese seien aber nur teilweise beseitigt worden, so die Behörde. Einsatzkräfte der Feuerwehr könnten im Brandfall insgesamt 41 Wohnungen weder mit Steck- noch Drehleiter erreichen. Zudem zeigten sich auch beim Rettungsweg durch das Treppenhaus gravierende Mängel, viele Wohnungstüren seien weder rauch- noch feuerfest. "Nach Bewertung der örtlichen Feuerwehr sowie der Kreisbrandinspektion bestand somit eine ernste Gefahr, da eine Rettung von Personen aus den nicht erreichbaren Wohnungen im Brandfall nicht sichergestellt werden kann und die Wohnungen selbst auch keinen Schutz vor den lebensgefährlichen Rauchgasen bieten", teilte das Landratsamt mit. Darüber sei die zuständige Hausverwaltung am Freitagmittag informiert worden.

Am Freitag um 17 Uhr fand ein Ortstermin statt. Mitarbeiter der Gemeinde und des Landratsamtes sowie Feuerwehren, THW und ein Vertreter des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr waren anwesend. Sie diskutierten mit dem Hausverwalter, einem Architekten sowie dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Wohnungseigentümergemeinschaft die bestehende Gefahr und mögliche sofort umsetzbare Lösungen. Die bereits 2017 geplante Anlage der Feuerwehrzufahrten um die Gebäude soll nun schnellstmöglich realisiert werden, dauert aufgrund des Umfangs jedoch einige Wochen.

"Es geht uns um Ihre Sicherheit und um Ihr Leben, sollte es brennen"

Die Hausverwaltung sagte laut Landratsamt zu, bis dahin provisorische zweite Rettungswege in Form von Rettungstreppen durch eine Gerüstbaufirma aufstellen zu lassen. Allerdings ist dies nur bis Mitte der kommenden Woche möglich. Um die Räumung der 41 Wohnungen vermeiden zu können, einigten sich die Behörden mit der Hausverwaltung und den Bewohnern auf temporäre Brandschutzmaßnahmen. Neben einer nächtlichen Brandwache und dem Anbringen von Rauchmeldern auf allen Stockwerksfluren stellt die Karlsfelder Feuerwehr zwei Überdrucklüfter zur Verfügung, um das Treppenhaus im Brandfall umgehend entrauchen zu können. Außerdem wurde durch temporäre Halteverbote sichergestellt, dass ein sogenanntes Hubrettungsfahrzeug der Werksfeuerwehr MTU im Notfall die Bewohner aus den Wohnungen retten kann. Der Ernstfall wurde am Freitagabend gleich geprobt. Die entsprechenden Versuche der Werksfeuerwehr zogen sich bis kurz vor 21 Uhr hin, Einsatzkräfte des THW mussten einen größeren Baum auf dem Grundstück fällen, um die Erreichbarkeit der Wohnungen sicherzustellen.

Landrat Stefan Löwl und Bürgermeister Stefan Kolbe sprachen vor Ort mit den Bewohnern: "Es geht uns um Ihre Sicherheit und um Ihr Leben, sollte es brennen." Die meisten Bewohner hätten laut Landratsamt Verständnis für die Situation gezeigt.

© SZ vom 29.03.2021 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: