Neue Kapelle in Erdweg:Wiederauferstehung nach 70 Jahren

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In der Glonntalstraße in Erdweg entsteht auf dem Grund der Familie Ostermair eine neue Kapelle: Johannes Ostermair Junior und Senior mit Diakon Hans Steiner (von links). (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit Mitte der Fünfzigerjahre ist die Kapelle in Erdweg Geschichte. Das soll sich bald ändern, ein Neubau entsteht auf einem Privatgrundstück. Über ein Gotteshaus der offenen Tür.

Von David Schmidhuber, Erdweg

Wenn der Bergkirchener Diakon Hans Steiner über die Leerstelle in seiner Heimatgemeinde spricht, ist zu spüren, wie wichtig der Neubau eines Gotteshauses für den gebürtigen Erdweger ist. "Ein Dorf ohne Kapelle ist ein Dorf, dem ein wenig Seele fehlt." Seit den Fünfzigerjahren existiert die Erdweger Hofkapelle nicht mehr, die damals an einem Stall an das örtliche Wirtshaus angebaut war. Anfang der Siebzigerjahre entstand das Pfarrzentrum. Hier finden bis heute die Gottesdienste statt, im sogenannten Sakralraum - ein einziger Raum, umgeben vom Pfarrbüro und der Bücherei. "Dadurch ist es manchmal sehr laut", erklärt Steiner. Ein weiterer Nachteil: Der Zutritt zum sakralen Raum ist nur zu den Öffnungszeiten des Pfarrzentrums möglich. Er sei trotzdem froh, den Raum zu haben - "aber eine Kapelle ist etwas anderes".

Diese lang gehegte Hoffnung wird, sofern alles weiter nach Plan läuft, schon in den nächsten Monaten Wirklichkeit werden. "Ende des Jahres soll die Kapelle spätestens fertig sein", sagt Johannes Ostermair. Der 65-jährige Dachauer ist in Erdweg aufgewachsen. Ihm gehört die 15 Quadratmeter große Fläche in der Glonntalstraße, wo die neue Kapelle entstehen soll. Als ihm Steiner vor einem halben Jahr auf der Suche nach einem passenden und möglichen Bauplatz seine Gedanken schilderte, war er direkt interessiert und gesprächsbereit: "Die Idee, eine echte Kapelle aufzubauen, fand ich von Anfang an sehr gut." Nach dem ersten Kontakt ging alles recht schnell. Die Bodenplatte ist schon seit Anfang des Jahres gelegt, das Erdweger Bauunternehmen Thätter wird sich um den Bau kümmern. Auch ein Zimmerer und eine Firma, die den Dachstuhl baut, sind schon gefunden - die Planungen und Entscheidungen für den Kapellenbau treffen Ostermair und Steiner gemeinsam. Sie sind auch mit dem Erdweger Pfarrer Marek Bula und Bürgermeister Christian Blatt (CSU), die dem Vorhaben ebenso zugestimmt haben, in "gutem Kontakt und halten sie über die aktuelle Situation auf dem Laufenden", sagt Steiner.

In gotischem Stil, aber ohne Turm

Gebaut wird die Kapelle im gotischen Stil, mit Außenmaßen von vier mal drei Metern, aus Kostengründen wird es aber keinen Turm geben. Dazu wird sie barrierefrei geplant und daher auch für Rollstuhlfahrer geeignet sein. Äußerlich soll sie der Marienkapelle im Nachbarort Hof, das zwischen Markt Indersdorf und Erdweg liegt, ähneln. "Mein Großvater hat an der Kapelle in Hof mitgebaut", erzählt Ostermair. Die Kapelle soll auf eine besondere Art und Weise angeordnet sein: Das Gebäude soll sich zu jenem Punkt hin ausrichten, an dem am 25. März, dem Hochfest Mariä Verkündigung, die Sonne aufgeht. Dieser Tag ist zugleich der Gedenktag der Schutzheiligen Maria, dem Patrozinium des Gotteshauses.

Auch wenn das Grundstück weiter im Besitz von Johannes Ostermair ist: Die Kapelle wird keine privater Andachtsort sondern ein öffentlich zugängliches Gotteshaus sein. "Jeder, der dort Besinnung sucht, ist willkommen", macht der gelernte Maschinenbauingenieur, der mittlerweile seit knapp drei Jahrzehnten den Brenn- und Baustoffhandel seiner Familie in Erdweg führt, deutlich. Die Kapelle soll am Tag jederzeit geöffnet sein. Keine Selbstverständlichkeit, in anderen Gemeinden sind selbst an Wochenenden sowohl die Kirchen als auch Kapellen aufgrund des Sachwertes meist verschlossen.

Der Diakon suchte selbst nach Grundstücken

Die Erdwegerinnen und Erdweger haben mittlerweile vom Bauvorhaben erfahren - "die Rückmeldungen sind durchweg positiv", freut sich Diakon Steiner. Dem 53-Jährigen war der Bau einer Kapelle in Erdweg schon seit längerem ein Anliegen, in den umliegenden Dörfern ist in fast jedem eine vorhanden, wie ihm in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen ist. Anfang 2020 machte der seit 16 Jahren tätige Diakon aus der schon lange dagewesenen Idee einen konkreten Plan. Steiner versuchte seitdem, ein passendes Grundstück in Erdweg zu finden. Und wurde schließlich bei Ostermair fündig. "Fünf, sechs Leute hatte ich vorher angefragt", sagt der Diakon.

Die Finanzierung der Kapelle soll in erster Linie über Spenden gelingen. Seit der Osterzeit gibt es im Foyer des Pfarrzentrums eine Spendenbox. "Es gibt auch schon einige Geschäftsleute aus der Region, die den Bau unterstützen wollen", erklärt Ostermair. Beide hoffen trotzdem auf die notwendige Hilfe der Bürgerinnen und Bürger, um die Kosten zu stemmen. "Dann können die Leute in die Kapelle kommen und dort Hoffnung und Zuspruch erhalten", sagt Steiner. Bis das möglich ist und das Gotteshaus steht, ist noch Arbeit zu tun. Und auch wenn es im Moment in der Kapelle selbst noch nicht geht - der Diakon hat eine Bitte: "Damit der Bau reibungslos gelingt, soll dafür gebetet werden."

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