Jugendgericht Fürstenfeldbruck:Dauerarrest für Flaschenwerfer

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Wohl aus Rache hat ein junger Mann einer Jugendlichen eine Sektflasche an den Kopf geworfen - und sie verletzt. Nun muss er zwei Wochen in Arrest.

Ariane Lindenbach

Ihren ersten München- und Wiesn-Besuch hat sich eine 16-Jährige aus dem Kreis Ansbach wohl anders vorgestellt: Auf der Rückfahrt im überfüllten Zug mit angetrunkenen Oktoberfestbesuchern und Fußballfans wurde ihr eine Sektflasche an den Kopf geworfen.

Gefährliche Körperverletzung: Weil er einer 16-Jährigen eine Flasche an den Kopf geworfen hat, ist ein Brucker jetzt verurteilt worden. Das Opfer erlitt nach der Attacke eine Gehirnerschütterung und musste fünf Tage im Krankenhaus bleiben. (Foto: sweak / photocase.com)

Die junge Frau wurde ohnmächtig und kam ins Krankenhaus. Der Flaschenwerfer, ein 19 Jahre alter Brucker, der zur Tatzeit in Petershausen lebte, wurde nun vom Jugendgericht Fürstenfeldbruck wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Wochen Dauerarrest verurteilt.

Die 16-Jährige war am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober vorigen Jahres, mit ihrer älteren Schwester und ein paar Freunden im Zug nach München gefahren. Dort fand am selben Tag ein Fußballspiel zwischen dem FC Bayern und dem 1.FC Köln statt. Gegen 20 Uhr wollte die siebenköpfige Gruppe wieder nach Hause fahren - wie etliche andere Feiertagsausflügler und Fußballfans auch.

Der doppelstöckige Zug war jedenfalls so voll, dass die Geschädigte und ihre Freunde auf dem Gang stehen mussten. Dort kam es zu einer ersten Auseinandersetzung zwischen der Clique der 16-Jährigen und einer anderen Gruppe junger Leute, unter denen auch der Angeklagte war.

Ein Freund der Dietenhofenerin bekam einen Faustschlag ins Gesicht. Ein Schaffner griff ein und schlichtete, es schien sich wieder alles beruhigt zu haben. In Petershausen hielt der Zug, der Angeklagte stieg mit seinen Freunden, die nach wie vor unbekannt sind, aus.

Dabei sollen er und mindestens eine weitere Person laut Anklage Glasflaschen durch die noch geöffnete Tür in den Zug, in Richtung der jungen Frau und ihrer Freunde geworfen haben. Einige der Geschosse trafen.

"Ich habe diese Flasche nie geworfen, ich hatte auch keinen Grund dazu", erklärte der Angeklagte nun. Er gab aber zu, dass er am fraglichen Tag mit diesem Zug gefahren und in Petershausen ausgestiegen war. Von den sieben Zeugen erkannten drei den Angeklagten wieder.

"Ich habe gedacht, die rächen sich jetzt"

Das Opfer, das nach der Attacke fünf Tage mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus bleiben musste, hatte auch gesehen, wie er die Flasche geworfen hatte. Ein Bayern-Fan, der der Jugendlichen Erste Hilfe geleistet hatte, kommentierte den Flaschenwurf so: "Ich habe gedacht, die rächen sich jetzt."

Als feige Racheaktion bewertete auch der Vertreter der Jugendgerichtshilfe den Wurf. Das anfängliche Gerangel samt Faustschlag, der erwiesenermaßen nicht von dem Brucker kam, in dem überfüllten Zug mit vielen Betrunkenen sei nachvollziehbar.

Doch nach längerer Pause noch einmal unvermittelt einen derartigen Angriff zu starten, deute fast schon auf schädliche Neigungen hin, sagte der Sozialpädagoge. Er empfahl, den bislang nicht gerichtlich aufgefallenen Brucker zu mindestens zwei Wochen Dauerarrest zu verurteilen.

Der Empfehlung folgten Staatsanwältin und Jugendrichterin Anna Kappenschneider. "Vier Leute haben mich nicht erkannt", gab der Angeklagte in seinem Schlusswort zu bedenken. Doch das beeindruckte die Richterin nicht.

Sie erinnerte den Brucker daran, dass die Geschädigte und ihre Schwester ihn als Flaschenwerfer identifiziert hatten, als ihnen die Polizei mehrere Fotos zur Auswahl vorgelegt hatte. Auf ihn als möglichen Täter seien die Beamten wiederum nur aufgrund der Beschreibung der beiden Schwestern gekommen.

© SZ vom 02.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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