Interview:"Hinterfragen müssen sich andere"

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Nach jahrelangem Hin und Her ist der Weg für die Aussiedlung des TSV 1865 Dachau nun frei. Vereinsvorsitzender Wolfgang Moll über Streitereien mit der Stadt in der Vergangenheit und Pläne für die Zukunft

Von Thomas Hürner

Auf einmal herrscht große Einigkeit hinsichtlich der geplanten Aussiedlung des TSV 1865 Dachau, sowohl vonseiten der Stadt als auch vonseiten des Vereins. Am Mittwoch beschlossen die Stadträte einen Kompromiss. Im Interview mit der Dachauer SZ spricht der TSV-Vorsitzende Wolfgang Moll über die Dispute in der Vergangenheit, die Bedeutung des Projekts und die Zukunft des Gesamtvereins.

SZ: Herr Moll, auf der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwochnachmittag wurden die Aussiedlungspläne des Vereins entscheidend vorangetrieben. Wie ist Ihre Gemütslage am Tag danach?

Wolfgang Moll: Ich bin erleichtert, und das in eigentlich jeglicher Hinsicht. Wir haben einen Meilenstein bewältigt, denn es galt ein "Wie" für das gemeinsame Miteinander zu finden. Diesen Grundstein haben wir gelegt.

Hat dieser Grundstein auch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben in Dachau?

Man sollte so etwas zwar nicht überbewerten, allerdings hat der Sport als solcher natürlich einen sehr hohen Stellenwert in der Stadt. Wenn man sich die Historie ansieht, dann ist es kein Geheimnis, dass der Sport im Bewusstsein der Bürger tief verankert ist. Wir wissen, dass wir in Dachau gut aufgehoben sind, auch im Vergleich zu anderen Landkreisen und Regionen. Dieses Projekt ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Der Weg dorthin war jedoch steinig und begleitet von dem ein oder anderen Disput zwischen Verein und Stadt. In der Stadtratssitzung wurde immer wieder hervorgehoben, dass beide Parteien stets das gleiche Ziel gehabt hätten. Warum tat man sich dennoch so schwer, einen Konsens zu finden?

So ist es leider gewesen. Gleichwohl reden wir von einem Projekt, das schon vor 30 Jahren das erste Mal angedacht war. Es gab immer wieder neue Wege bei der Umsetzung, jetzt wurde aber erkannt, dass man nicht immer alles gleich machen kann. Die Vereine in der Stadt sind unterschiedlich, sowohl von den Strukturen als auch von den Besitzverhältnissen. Für unseren Verein wurde nun eine passende Lösung gefunden.

Das traditionsreiche Fußballfeld an der Jahnstraße wird schon bald der Vergangenheit angehören: Der TSV 1865 Dachau will im Zuge der geplanten Aussiedlung an die Theodor-Heuss-Straße auch ein neues Stadion errichten - und wappnet sich bereits für einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Weitere Wortmeldungen beklagten die schlechte Kommunikation auf beiden Seiten. Müssen Sie in dieser Hinsicht auch einräumen, Fehler gemacht zu haben?

Definitiv nicht, das muss ich von mir weisen. Seit meinem Amtsantritt beim TSV kann ich dies überhaupt nicht gelten lassen. Die Gründe für die Probleme lagen woanders.

Und zwar?

Dass es mit der Kommunikation alles andere als glatt lief, ist richtig. Hinterfragen müssen sich jedoch andere Personen.

Die Position der Stadträte wirkte in der Sitzung jedenfalls so, als seien Streitpunkte wie die Tilgung bisheriger Schulden durch die Erlöse oder die Errichtung von nicht staatlich förderfähiger Infrastruktur eine Selbstverständlichkeit gewesen. Wie kann man eigentlich über Dinge streiten, die nie zur Disposition standen?

Wir hatten einen Beschluss, der besagt, dass wir das gesamte Vermögen einbringen werden. Doch mit diesem Beschluss kann man nichts anfangen, ehe dieser präzisiert wird. In dem Moment, in dem man dem Beschluss näher getreten wäre, wäre das jetzige Vermögen blockiert gewesen. Die gesamten Rahmenbedingungen müssen stimmen, denn wir sind Bauherr und müssen das Projekt umsetzen.

Trotz aller Unstimmigkeiten kam es nun zu einem Kompromiss. Für den Verein bedeutet das zum Beispiel, dass man nicht wie erhofft einen, sondern zwei Standorte hat. Damit können Sie aber leben, oder?

Wir werden damit leben müssen. Natürlich wäre uns die Variante mit einem Standort lieber gewesen, doch den Erkenntnissen muss man sich fügen. Wir machen, was funktioniert. Das heißt: Der Standort in Dachau Ost wird saniert, der an der Theodor-Heuss-Straße neu gebaut.

Wie sieht jetzt das weitere Vorgehen auf rein sachlicher Ebene aus?

Die sachliche Ebene funktioniert nur, wenn das Miteinander besser klappt. Doch das ist jetzt aufgeräumt, wir werden mitgenommen in den Planungen und nicht mehr außen vor gelassen. Das ist gut so. Immerhin geht es um unsere Zukunft über Jahrzehnte hinweg. Ich muss aber auch sagen: Wir haben einen Meilenstein erreicht, doch die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt.

Kurzfristig gibt es möglicherweise aber auch ein Problem zu lösen, wenn der Fußball-Bayernligamannschaft der Aufstieg in die Regionalliga gelänge.

Das Problem ist gelöst. Für eine große Tribüne reicht zwar der Platz nicht. Für die Anforderung von 2500 Plätzen, davon 1 000 Sitzplätze, genügen aber auch vier bis fünf Reihen fortlaufend um das Spielfeld. Davon müssen auch nicht alle überdacht sein. Dem Erfolg der Mannschaft wollen wir im Fall der Fälle nicht im Weg stehen. Sie hat das Potenzial, noch viele zu begeistern.

Bis dahin bräuchten Sie jedenfalls eine neue Leitung in der Fußballabteilung, nachdem Sie sich in beidseitigem Einvernehmen von Marcel Richter und Konrad Kirschberger getrennt haben.

Natürlich ist die Fußballabteilung sehr wichtig, auch für mich persönlich. Trotzdem muss auch diese sich an Rahmenbedingungen halten, denn wir haben insgesamt 19 Sparten. Wir hatten unterschiedliche Auffassungen, sowohl sportlich als auch finanziell. Es gibt Kontakt zu Kandidaten, die in unser Profil passen. Doch auch mit Marcel Richter und Konrad Kirschberger wollen wir weiterhin sprechen, die Tür steht offen. Denn warum sollte man etwas beenden, was eigentlich sehr gut funktioniert hat? Vielleicht müssen wir nur die ein oder andere Stellschraube anders justieren.

Was würde die Regionalliga für den Gesamtverein bedeuten?

Eine wahnsinnige Herausforderung, bei der ich mir nicht sicher bin, ob diese uns bei unserer aktuellen Infrastruktur gut tut und zu stemmen ist. Aber wie gesagt: Wir werden den Erfolg der Mannschaft nicht aufhalten, daran halten wir als Gesamtverein fest.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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