Interview:"Alles hängt in der Luft"

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Ob und wie es mit dem einzigen Lebensmittelgeschäft in Haimhausen weitergeht, ist derzeit noch unklar. "Wir sind Exoten", sagt Einzelhändler Rudolf Ungnadner. "Ich fürchte, dass solche Geschäfte aussterben werden." (Foto: Niels P. Jørgensen)

Einzelhändler Rudolf Ungnadner über die Zukunft seines Ladens

Von Rudi Kanamüller

Seit 13 Jahren führt Rudolf Ungnadner, 61, den "Nahkauf" in Haimhausen. Der Supermarkt ist das einzige Lebensmittelgeschäft in der Gemeinde mit 5000 Einwohnern. Der Einzelhändler wird seinen Laden voraussichtlich 2021 schließen. In diesem Jahr endet sein Mietvertrag. Ob es das Geschäft weiterhin geben wird, ist ungewiss.

SZ: Herr Ungnadner, wie geht es ab 2021 mit dem "Nahkauf" weiter? Ist dann definitiv Schluss?

Ungnadner: Ich weiß es nicht. 2021 endet der Mietvertrag. Ich weiß nicht, ob er noch um ein Jahr verlängert wird. Alles ist möglich. Alles hängt irgendwie in der Luft. Der Bürgermeister weiß sicher mehr als wir, fragen Sie den!

Wie wird das Geschäft angenommen? Wer kommt in Ihr Geschäft?

Oh je. Ich sage Ihnen was. Die, die am lautesten schreien, auch Mitglieder des Gemeinderats, die kaufen bei uns eh nicht ein. Nur wenn sie was vergessen haben.

Welche Waren gibt es im "Nahkauf"?

Früher war ein solcher Laden, wie wir ihn auf 600 Quadratmeter betreiben, ein Vollsortimenter. Heute würde man das nicht mehr sagen. Kommt drauf an, was Sie drunter verstehen oder was Sie brauchen. Einen Fernseher gibt es bei uns nicht. Aber uns sind Grenzen gesetzt, wir können nicht erweitern. Außerdem haben wir ein Problem mit den Parkplätzen. Zum Geschäft gehören 15 Parkplätze. Die werden aber meist von den Anliegern der Wohnanlage zugeparkt, tagsüber und nachts. Obwohl die Schilder eindeutig sind.

Wer steckt hinter dem "Nahkauf"?

Wir gehören zur Rewe-Gruppe, sind aber nicht abhängig von ihr. Ich kann kaufen und verkaufen, was ich will. Wenn es eine Kette wäre, ginge das nicht. Wir sind Exoten, und davon gibt es nur noch eine Handvoll. Ich fürchte, dass solche Geschäfte in zehn Jahren aussterben werden. Und noch etwas: Wir bekommen hier nix geschenkt, auch wenn manche meinen, wir sollten erweitern. Alles, was wir machen, müssen wir auch selbst bezahlen. Wir sind für alles selbst verantwortlich. Also mach ich es so, wie ich es will. Und: Wir haben hier alles im Geschäft, was man zum Leben braucht. So zum Beispiel Haushaltswaren, Kurzwaren und Schreibwaren.

Müssen die Haimhausener verhungern, wenn es Ihren Laden nicht mehr gibt?

Ich glaube nicht. Auch nicht, wenn es hier für einige Wochen keinen Supermarkt mehr gäbe. Schauen Sie, in ein paar Minuten ist man in Lohhof oder in Fahrenzhausen. Um Haimhausen herum gibt es tausend Läden.

Wo kaufen Sie dann selbst ein?

Ich wohne nicht in Haimhausen, sondern in Unterschleißheim. Ich komme zum Arbeiten her an sechs Tagen in der Woche. Ich glaube aber, dass es in der Nähe wieder einen Markt geben wird. Außerdem bin jetzt 61 Jahre alt und wir haben 16 Jahre keinen Urlaub gemacht. Ich bin froh, wenn es so umgeht. Außerdem denke ich nicht mehr an die ganz große Geschichte. Das kann jemand machen, der 25 Jahre alt oder so ist.

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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