Nachhaltigkeit:Wenn der Kaffee mit dem Segelschiff kommt

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Promise Kliebe präsentiert ihre Korbkollektion bei der Messe in Amperpettenbach. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Vielfalt an Produkten aus gerechtem Handel wird bei der Herbstmesse im Fair-Handelshaus Bayern in Amperpettenbach präsentiert. Sie ist eine der größten in Deutschland.

Von Maxim Nägele, Haimhausen

Filzstoffe aus der Region, gewebte Graskörbe aus Ghana, Weine aus Südamerika, verschiedenste Produkte aus fast allen Regionen der Welt, die eines gemein haben: Sie stammen aus gerechtem Handel, wurden also unter Beachtung von sozialen und ökologischen Kriterien hergestellt und waren Teil der jährlichen Herbstmesse im Fair-Handelshaus in Amperpettenbach, die am Donnerstag und Freitag stattfand. Laut Markus Raschke, Vorstandsmitglied der Genossenschaft Fair-Handelshaus Bayern, war die Herbstmesse eine der größten Fairtrade-Veranstaltungen in Deutschland. 31 Organisationen und Anbieter stellten hier ihre nachhaltigen Produkte vor. Besucht haben die Messe größtenteils bayerische Einzelhändler, die nach Waren für die zweite Jahreshälfte, insbesondere für das Weihnachtsgeschäft, suchten.

Wenn man in das große Außenzelt der Messe kommt, sticht neben den Taschen und Schmuckwaren ein kleiner Kaffeestand hervor: Die Genossenschaft "Cafe Chavalo" wurde 2014 gegründet und verkauft Kaffee- und Espressobohnen aus Nicaragua. Jens Klein ist nicht nur im Vorstand der Genossenschaft, sondern zeigt hier auch sein Talent als Barista. Alle Kaffeesorten sind standardmäßig Fairtrade, aber auch Bio. Eine Besonderheit ist der "Segel Kaffee" der Marke, laut Klein werden dafür 100 Prozent der Kaffeebohnen aus Nicaragua per Segelschiff nach Deutschland transportiert. Dahinter steht für ihn - neben der symbolischen Geste für mehr Meeresschutz - auch die Motivation für eine ökologischere Zukunft der Branche. Denn für ein nachhaltiges Unternehmen sei es wichtig, Emissionen nicht nur auszugleichen, sondern auch aktiv zu verringern. Eine Tasse Cappuccino bekommt da eine ganz neue Bedeutung.

Zwischen den langen Regalreihen, die gefüllt sind mit Kerzen, Seifen und Gläsern, steht Brigitte Hanek-Ures. Sie ist Einkäuferin für den Weltladen "Fenster zur Welt" in Nürnberg. Sie sucht vor allem nach Dekoartikeln und schätze es, dass sie die Artikel hier in die Hand nehmen und Fragen oder Feedback ihrer Kunden direkt an die Hersteller weitergeben könne, sagt Hanek-Ures. Trotz der vielen Dekoartikel, die sie mit ihrer Kollegin auf der Messe aussuchen will, geht der Weg an den Lebensmitteln nicht vorbei: "Wir probieren hier natürlich auch die Schokoladen."

Vorstand Markus Raschke zeigt Landrat Stefan Löwl und Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier die Messestände. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Robert Weber vertreibt fair gefertigte Fußbälle aus Pakistan. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Neben den vielen Einzelhändlern schaut sich auch Angelika Geißler aus Dachau bei der Herbstmesse um. Als normale Besucherin shoppt sie in anderen Dimensionen, "für kleinere Geschenke und die Deko zu Hause". Sie findet die Messe besonders, da die Auswahl an fairen Produkten sehr groß und auf die kommenden Jahreszeiten bezogen sei. Besonders ins Auge fallen ihr diesmal mundgeblasene Weihnachtskugeln. Sie war auch im vergangenen Jahr auf der Messe, aber kauft nicht ausnahmslos Fairtrade-Produkte, vor allem wegen der höheren Preise. "Ich bin seit Kurzem Rentnerin, da muss man schauen", sagt sie und lacht. Sie ist erst beim dritten Stand im Außenzelt, wenn sie sich alle Austeller und Produkte der Herbstmesse anschauen will, hat sie noch einiges vor sich.

Bei der Messe konnten sich die Besucher auch die Ausstellung "Glänzende Aussichten" ansehen. Insgesamt 99 Zeichnungen und Karikaturen, die sich mit Fragen zum Klimawandel und globaler Gerechtigkeit auseinandersetzen, waren im Handelshaus ausgestellt. Außerdem gab es verschiedene Vorträge rund um das Thema Fairtrade. Eine Veranstaltung mit einer gemeinsamen Idee und vielen Eindrücken, die nachhaltig im Kopf bleiben.

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