Der ehemalige Großberghofener Kuno von Wiesenau kann auf ein langes und erfülltes Leben zurückblicken. Und nun wird der rüstige Senior auf seine alten Tage noch zum Star eines Bierzelt-Schlagers. Das ist ganz und gar nicht selbstverständlich, denn Kuno, auch genannt Schnuffie, ist ein ausgewachsenes asiatisches Hängebauchschwein.
Aber von Anfang an. Seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit absolvierte Kuno vor 17 Jahren. Kuno wurde als Geburtstagsgeschenk für den damaligen BRK-Kreisvorsitzenden und Dachauer Rechtsanwalt Ekkehard Dehn vor großem Publikum im Rotkreuzsaal überreicht. Das damals noch kleine Ferkel passte locker auf einen Männerunterarm und hätte ein sogenanntes Minipig sein sollen, das nicht schwerer als 20 Kilo wird. Nun ist das mit Tiergeschenken bekanntlich so eine Sache; die einen landen oft im Tierheim, die anderen womöglich sogar auf dem Grill.
Schnuffie, das sind 80 Kilo guter Laune. Der Eber versteht sich mit Mensch und Tier gleichermaßen.
Kamerascheu ist er auch nicht, was der Crew der "Original Alpen Casanovas" die Filmarbeiten sehr erleichtert.
In der Küche der Familie Dehn beweist er sogar recht gesittete Tischmanieren.
Ein Schicksal, das Schnuffie glücklicherweise erspart blieb. Er wurde ein stubenreines, vollwertiges Familienmitglied im renovierten Bauernhaus der Familie Dehn in Großberghofen und teilte sich den Schlafplatz mit Hund, Katzen und Karnickel. Gelegentlich trug er die Katzen sogar geduldig auf seinem Rücken durchs Haus. Ein Minipig allerdings wurde Schnuffie nicht, stattdessen wuchs der schwarzgefleckte Eber auf stattliche 80 Kilo heran und hatte bald seinen nächsten publicity-trächtigen Auftritt in einer Silvester-Ausgabe der SZ Dachau, wo er den Lesern gemeinsam mit seinem stolzen Besitzer von der Kücheneckbank aus die besten Neujahrswünsche übermittelte.
Keine Spur von Lampenfieber
Irgendwann genügten dem freundlichen und gutmütigen Schnuffie die Spaziergänge im heimischen Großberghofen nicht mehr und so zog er vor zehn Jahren, seinem adeligen Stand gemäß, samt Familie in ein gemütliches Anwesen in der Nähe des Jetzendorfer Schlosses. Ganz nebenbei startete das zutrauliche Borstenvieh eine kleine Modelkarriere und absolvierte das eine oder andere Foto-Shooting mit der ihm eigenen Gemütsruhe.
Beim Jetzendorfer "Frautag", einem Festtag im August, bei dem zahlreiche Verkaufsstände im Ort aufgestellt werden, verirrte sich ein Spaziergänger in die stille Gasse und warf einen Blick über die Gartenmauer, wo Schnuffie neben seiner Besitzerin auf der Gartenbank chillte. Dessen überraschter und politisch womöglich nicht ganz korrekter Kommentar: "Ja, bin i ebba bsuffa, auf da Couch bei der Frau da sitzt a Sau!", inspirierte Ute Dehn zu einem Liedtext über Schnuffie, und den postete sie flugs im Internet, wo ihn die Musiker der Original Alpen Casanovas entdeckten.
Am 13. August soll der Schweine-Schlager Premiere haben
Schnell war der Song eingespielt, jetzt musste natürlich noch das passende Video dazu produziert werden. Klar, dass Schnuffie als Hauptdarsteller bei den Dreharbeiten nicht fehlen durfte. Und so kuschelte das Hängebauchschwein einen Drehtag lang für das Video mit Darstellerin Sandra Selmayer und dem Jetzendorfer Gitarristen Robert Freudenberg vor der Kamera auf dem Sofa. Als routinierte Rampensau zeigte Kuno von Wiesenau keine Spur von Scheu oder Lampenfieber, ließ sich stattdessen zwischendurch gerne mal von seinen Schauspielerkollegen den Specknacken massieren und genoss das Catering mit frischen Möhrenstücken und Käsewürfeln.
Am zweiten Drehtag ging es dann für Schnuffie darum, die Performance der Alpen-Casanovas fachschweinisch zu begutachten. Denn die auch auf dem Münchner Oktoberfest bekannte Bierzeltkapelle will mit dem Schnuffie-Hit auf dem Dachauer Volksfest debütieren. Am 13. August soll der Schweine-Schlager in "Schweiger's Weißbierzelt" seine Weltpremiere erleben. Ein Bierzelt-Auftritt wäre für den betagten Eber - mit seinen 17 Jahren ist er nämlich ein außergewöhnlich altes Schwein - allerdings wohl zu anstrengend, und so wird der Wiesenauer seinen "Wiesn-Hauer" nicht live miterleben können. Das ist auch gut so, denn auf diese Weise bleibt Schnuffie der womöglich traumatische Anblick massenhaft verzehrter gegrillter Schweinshaxen erspart.