Großbrand in Karlsfeld:Ludlhof steht erneut in Flammen

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Bereits zum wiederholten Male brennt es auf dem Gelände an der Münchner Straße. Auch dieses Mal geht die Polizei von Brandstiftung aus

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Ein Passant bemerkte es zuerst: Dicker, schwerer Rauch drang gegen 20.40 Uhr aus dem Dachstuhl des Ludlhofs an der Münchner Straße in Karlsfeld. Die Feuerwehr rückte sofort mit zwei Löschfahrzeugen, Drehleiter und 35 freiwilligen Helfern an. Niemand wusste genau, ob sich noch Personen in dem brennenden Haus befanden, deshalb suchten zwei Trupps mit schwerem Atemschutzgerät und Löschschlauch zunächst das Gebäude ab, während die Kollegen sich bemühten, das Feuer im Dachstuhl in den Griff zu bekommen. Bei ihrem Gang durch die Räume bemerkten die Feuerwehrler mehrere Brandherde. Die Polizei geht deshalb von Brandstiftung aus.

Die Helfer versuchten die Brandherde sofort abzulöschen, doch das Gebäude war so stark verrußt und verraucht, dass sie Unterstützung von Kollegen brauchten, um Abluftöffnungen zu schaffen und "taktische Ventilationsmaßnahmen" zu ermöglichen. Durch das schnelle und beherzte Eingreifen der Feuerwehrler konnte ein Übergreifen des Feuers auf andere Gebäudeteile verhindert werden. Nach kurzer Zeit meldeten die Einsatzkräfte schon "Feuer aus". Das Technische Hilfswerk (THW) musste erst gar nicht eingreifen. Die denkmalgeschützte Ludl-Kapelle war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, versichert Stefan Theil von der Karlsfelder Feuerwehr. Bis nach Mitternacht waren die Helfer noch mit dem Aufspüren von Glutnestern und der Suche nach Personen beschäftigt, die sich nahe der Brandstelle aufgehalten hatten. Doch sie fanden niemanden. Die Kriminalpolizei ermittelt nun. Wer Hinweise geben kann wird gebeten, sich unter 08131/5610 zu melden. Verletzt wurde niemand. Laut Polizei ist auch kein neuer Schaden entstanden, denn in dem Gebäude hatte es schon einmal gebrannt.

Im April vergangenen Jahres brannte ein großer Stadl gegenüber von dem ehemaligen Wohngebäude ab. Die meterhohen Flammen fraßen sich damals so rasant durch die Holzbalken, dass der Stadl nicht mehr zu retten war. Seither sieht man von der Münchner Straße aus nur noch einen großen Haufen verkohlter Balken hinter dem Haus liegen. Auch damals ging man von Brandstiftung aus, denn elektrische Geräte gibt es auf dem Hof keine mehr. Strom fließt auch nicht. Ein Schuldiger wurde bislang nicht gefunden. Kinder, Jugendliche und Obdachlose hat man jedoch immer wieder mal auf dem Gelände gesehen - auch dass einige von ihnen mit Feuer hantierten. So ging auch vor genau einem Jahr eine Scheune in Flammen auf.

"Das ist schon das sechste oder achte Mal, dass es auf dem Ludlhof brennt", sagte Gemeinderat Bernd Wanka am Sonntagmorgen auf dem CSU-Neujahrsempfang. Von der bewegten Nacht der Feuerwehrler hatte man hier schon gehört. Außerdem lag am Morgen noch ein starker Brandgeruch über der Münchner Straße. Neugierige inspizierten das Gelände. Es ist ja inzwischen frei zugänglich.

"Das ist Vandalismus", erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe im Brustton der Überzeugung. Über die Gründe für die vielen Brände mag aber niemand mehr spekulieren. Für die meisten ist es wohl eher ein Rätsel. Denn ein sogenannter heißer Abbruch kommt wohl kaum in Frage. Die Abbruchgenehmigung für das längst verfallene und seit vielen Jahren leer stehende letzte Bauernhaus an der Münchner Straße gebe es bereits, erklärt Kolbe. Die Pläne für das, was auf dem Gelände entstehen soll, sind ebenfalls ziemlich konkret. Derzeit liegt der Bebauungsplanentwurf öffentlich aus. Noch können Bürger und Träger öffentlicher Belange ihre Bedenken und Anregungen mitteilen. Bürgermeister Stefan Kolbe geht jedoch da von aus, dass der Satzungsbeschluss bald fallen wird. Die Investoren warten bereits darauf. Sie haben schon signalisiert, dass sie zügig mit den Neubauten beginnen wollen. Und so zuckt Kolbe am Sonntagmorgen nur gelassen mit den Schultern: "Das Thema löst sich bald." Geplant ist ein elipsenförmiger Turm, ein Hotel, Einkaufsmärkte, Gastronomie, Büros und Wohnungen, sowohl öffentlich geförderte, als auch solche, die auf dem freien Markt gekauft werden können.

In der Nacht zum Sonntag war die Münchner Straße längere Zeit gesperrt. Die Löschzüge brauchten den Platz, um die Drehleiter auszufahren und später für die Aufräumarbeiten. Unterstützung bekamen die Karlsfelder aus Dachau, Indersdorf, Prittlbach, Badersfeld und Riedmoos, sowie von der Werkfeuerwehr von MTU und MAN.

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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