Gericht:In die Falle getappt

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Mit einer Wildkamera stellt ein Imker einen Mann, der seine Bienenstöcke zerstört hat. Der Täter wird vom Gericht verurteilt.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Wildkameras sind eigentlich dazu da, scheue Tiere zu beobachten, die sich dem Menschen nur ungern und äußerst selten zeigen. Der Imker Josef Dlesk hat eine solche Kamera allerdings benutzt, um einen Kriminalfall aufzuklären, der im vergangenen Jahr für großes Aufsehen im Landkreis Dachau gesorgt hat. Der oder die Täter hatten seit Mai 2016 immer wieder die Bienenstöcke des Imkers umgeworfen und dadurch hunderte Tiere getötet, darunter die für das Volk überlebenswichtige Königin. Doch anstatt zu verzweifeln ob der Dreistigkeit und Dummheit des Täters, ließ Imker Josef Dlesk ihn kurzerhand in seine Kamerafalle tappen. Der Bienentöter, ein 46-jähriger Hausmann aus Dachau, wurde vom Amtsgericht Dachau nun wegen Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe in Höhe von 750 Euro verurteilt. Ihm konnte allerdings nur eine der Taten nachgewiesen werden.

Dlesk, das ist ihm deutlich anzuhören, ist immer noch stolz, den Täter überführt zu haben. Als Berufsfeuerwehrmann bei Airbus am Münchner Flughafen wisse man eben, was in solchen Fällen zu tun sei, sagt er und lacht. Im Sommer vergangenen Jahres war der 48-Jährige noch ziemlich fassungslos, dass sich jemand gleich drei Mal binnen weniger Wochen an seinen Bienen vergangen hatte. Der oder die Täter hatten es jedes Mal auf dieselben zwei Völker abgesehen. Nachdem Dlesk die Bienenstöcke immer wieder aufgestellt hatte, lagen sie wenig später wieder demoliert auf dem Boden. "Das kann nur ein Irrer sein", dachte sich Dlesk. "Einer, der keine Ahnung hat, wie wichtig die Bienen für uns sind."

Damals lebten seine Bienenvölker noch in einem abgelegenen Waldstück unweit des Obermooswegs zwischen dem Dachauer Ortsteil Mitterndorf und Günding. Nach dem dritten Vorfall wurde es dem Imker endgültig zu bunt. Die umgeworfenen Bienenstöcke seien nicht mehr zu gebrauchen gewesen, beklagt er. "Alle Honigwaben waren gebrochen, die Königin getötet, etliche 100 Bienen zerquetscht und die Einfluglöcher verschlossen, sodass die Bienen, die nachts draußen unterwegs waren, kaputt gegangen sind."

Detektivarbeit zahlt sich aus

Im Internet kaufte er sich eine Wildkamera, die er in dem Waldstück installierte. Seine Detektivarbeit zahlte sich kurze Zeit später aus. Die Bilder seiner Kamera zeigten einen Motorradfahrer, wie er einen der Bienenstöcke umstieß. Am Tag darauf, als Dlesk die Stöcke mit seiner Frau wieder aufstellen wollte, hielt eben dieser Motorradfahrer vor Dlesk an und begrüßte ihn freundlich. Der Imker erkannte den Mann wieder und stellte ihn zur Rede. Er fragte ihn, ob er Wildkameras kenne. Als der Motorradfahrer verneinte, zeigte Dlesk ihm das Foto auf seinem Smartphone, dass den Mann als Täter entlarvte. Der Motorradfahrer brauste davon. Die Verfolgung gab Dlesk nach kurzer Zeit auf. Er hatte sich aber das Kennzeichen des Motorrads notiert, das er umgehend der Polizei mitteilte. Als Halterin des Zweirads ermittelten die Beamten eine Frau. Als Fahrer wurde deren Partner identifiziert, ein 46-jähriger Mann aus Dachau.

Er musste sich vor kurzem vor dem Dachauer Amtsgericht wegen Sachbeschädigung verantworten. Er sei nur aus Versehen mit dem Bein gegen den Bienenstock gestoßen, soll er dort erzählt haben. Er sei Hausmann und lebe vom Gehalt seiner Frau. Gegen einen Strafbefehl über 750 Euro hatte er Einspruch eingelegt, sodass es zu dem Prozess vor dem Amtsgericht kam. Angesichts der erdrückenden Beweislast bezahlte der Dachauer die Strafe letztlich doch. Imker Josef Dlesk sagte als Zeuge aus. Er habe von dem Mann 600 Euro Schadenswiedergutmachung erhalten.

Der Imker glaubt, dass der Dachauer auch die anderen Angriffe auf seine Bienenvölker verübt hat - beweisen kann er es aber nicht. Seinen Bienen gehe es heute gut. Für seine 19 Völker, in denen zu Hochzeiten fast eine Million Bienen leben, hat er vorsichtshalber eine neue Heimat gefunden - an einem versteckten Ort. "Ich glaube, dort sind sie sicher", sagt er. Seine Faszination für die Insekten ist ungebrochen. "Die Bienen bilden einen richtigen Staat, hierarchisch aufgebaut, und jeder hat darin seine Aufgabe", schwärmt Josef Dlesk. "Und am Ende - da gibt's auch noch Honig."

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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