Gegen den Rechtsruck:Gemeinsam für solidarische Werte

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Für die Schmierereien auf dem AfD-Plakat sei man nicht verantwortlich, sagt die Initiatorin des Bündnisses. (Foto: privat)

In Petershausen bekennt sich ein Bündnis von Bürgern und Parteien zu Demokratie und Toleranz

Von Thomas Radlmaier, Petershausen

In der Petershausener Kommunalpolitik wird normalerweise gestritten, dass die Fetzen fliegen. Gemeinderatssitzungen gleichen nicht selten einer politischen Messerstecherei. Vor Kurzem saßen sich der Bürgermeister (FW) und eine Gemeinderätin (CSU) sogar im Dachauer Amtsgericht gegenüber. Ersterer hatte Zweitere und noch eine weitere Gemeinderätin (parteilos) wegen Hausfriedensbruchs angeklagt, weil sich die Lokalpolitikerinnen weigerten, ein nicht öffentliches Treffen zu verlassen. Aber nun, kurz vor der Landtagswahl schließen sich die Reihen. Wegen eines gemeinsamen politischen Gegners werden aus Feinden plötzlich Freunde.

Ein buntes Bündnis aus Freien Wählern, Grünen, ÖDP und SPD wirbt mit einer Aktion für mehr Toleranz in der Gesellschaft: Zwei Bauzäune, auf denen Plakate mit den Schlagworten "Demokratie, Toleranz, Miteinander, Wählen" befestigt sind, umzingeln in der Ziegeleistraße das Konterfei des AfD-Direktkandidaten Christoph Steier. Auch die Petershausener Christsozialen unterstützen die Aktion nach anfänglicher Skepsis, auch wenn das CSU-Logo auf den Bannern fehlt. Der Bürgermeister Marcel Fath (Freie Wähler) hat ein Bild des Plakates auf Facebook geteilt und darüber geschrieben: "Gemeinsame Werte verbinden." Und auch die Landtagskandidaten Martin Güll (SPD) und Martina Purkhardt (Freie Wähler) äußern sich in dem sozialen Netzwerk positiv zur Aktion.

Die Initiative geht zurück auf Patricia Pfeil, 51. Die Soziologien lebt seit 25 Jahren in der Gemeinde. Sie ist in keiner Partei, möchte aber vor dem Hintergrund der "aufgeladenen politischen Stimmung" und den Prognosen zur Landtagswahl, welche den Rechtspopulisten der AfD mehr als zehn Prozent vorhersagen, ein Zeichen von Petershausen aus zu setzen. "Es ist mir schlichtweg ein gesellschaftspolitisches Bedürfnis", sagt sie. Schließlich gehe es darum, solidarische Werte zu verteidigen. Dahinter stehe auch ein Großteil der Bevölkerung. Das Problem: "Diejenigen, die diese Werte nicht haben, sind sehr laut", sagt sie meint damit unter anderem die AfD, die mit ihrer Haltung in der Flüchtlingspolitik "politische Kälte" verursache.

Pfeil hat bei den Petershausener Ortsverbänden angefragt, ob sie sich an der Aktion beteiligen wollen. Alle stimmten zu, nur die CSU konnte sich zunächst nicht dazu entschließen. Doch die Ortsvorsitzende Hilde Weßner betont: "Wir sind keine AfD-Sympathisanten." Der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Günter Fuchs wird noch deutlicher, wenn es um die Rechtspopulisten geht. "Das sind unsere Gegner", sagt er. Es habe ein Kommunikationsproblem gegeben. Das sei der Grund, weshalb sich die Petershausener CSU zunächst dagegen entschloss mitzumachen. Man habe nicht so recht gewusst, was auf den Plakaten drauf stehen werde. Wäre Genaueres bekannt gewesen, "hätte ich mir vorstellen können, dass wir mitmachen." Fuchs begrüßt die Initiative von Pfeil: "Es ist gut, wenn man Stellung bezieht."

Patricia Pfeil hat bisher nur positive Reaktionen bekommen. Sie freue sich, "dass es geht, etwas Gemeinschaftliches herzustellen", sagt sie. Für die Gemeinde Petershausen sei es "ein gutes Signal, dass des trotz aller Unterschiede der Parteien eine gemeinsame Basis gibt". Pfeil ist noch wichtig, eines zu betonen. Das Bündnis sei nicht verantwortlich für die Schmierereien auf dem AfD-Plakat, das zwischen den beiden Bannern steht. Das habe schon so ausgesehen, bevor die beiden Plakate aufgestellt worden seien.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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