Gastronomie:Burger und Bands

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Noch gleicht die Bar einer Baustelle. Im Oktober möchte Betreiber Herbert Forche (r.) das "Butchers" erföffnen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der ehemalige Metzgerladen am Indersdorfer Marktplatz verwandelt sich in ein Lokal, in dem auch Musiker auftreten sollen

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Noch fliegen hier die Funken, Handwerker schweißen und schrauben herum. Die Bauarbeiter haben dagegen schon ganze Arbeit geleistet. Sie rissen vier tragende Mauern aus dem ehemaligen Ladengeschäft und zogen dafür Stahlträger ein, damit die Statik des Gebäudes nicht aus den Fugen gerät. An der Ost- und Westseite wurden in mühseliger Handarbeit alte Mauern freigelegt. Sie geben dem Raum ein rustikales Flair. Wo früher die Wurst- und Fleischtheke der Metzgerei Forche stand, ist jetzt ein Tresen installiert, aus dessen Zapfhähnen neun verschiedene Biersorten vom Fass fließen werden. Im Oktober eröffnet am Indersdorfer Marktplatz das "Butchers", eine Burger-Bar, die in der lokalen Gastronomie neue Akzente setzt.

Die Einrichtung des Lokals nimmt bereits Formen an. Sie ist eine Mischung aus rustikalen und edlen Elementen. Die massive Kassettendecke aus Fichtenholz ist schon fertiggestellt, ebenso der Holzdielenboden aus Lärche. Auch die Wände werden bis zur Fensterhöhe mit Holz verkleidet. Schon jetzt erinnert der Raum an ein englisches Pub. Die neue Kneipe soll gemütlich und gleichzeitig gediegen aussehen. "Nichts ist von der Stange, alles ist selbst gebaut", betont Inhaber und Betreiber Herbert Forche junior. Darauf hat der 33-Jährige großen Wert gelegt. Für den Betriebswirt und Metzgermeister ist die Gastronomie kein unbekanntes Terrain. Auf dem Tollwood-Festival in München betreibt er schon seit Jahren Imbiss- und Getränkebuden. Seine rote Bratwurst und sein "Zaubertrank" aus der Druidenbar haben sich dort einen Namen gemacht. Auf dem Dachauer Volksfest serviert er in einer Hütte Cocktails. Longdrinks wird es auch im "Butchers" geben. Mixen wird sie Barkeeper Sebastian Stachs. Er hat an der Bartender School in Berlin gelernt, was einen süffigen Erdbeer-Daiquiri oder einen guten Mochito ausmacht.

Herbert Forche hat sich für das "Butchers" ein innovatives Konzept ausgedacht. Die Gäste können sich ihr Bier vom Fass selber zapfen, sieben Sorten kleiner Brauereien stehen zur Wahl. Wer sich sein Bier selbst einschenken will, muss zunächst eine Chipkarte mit Geld aufladen. Dann steckt der Gast die Karte in die Zapfanlage, der Preis für das abgegebene Bier wird abgebucht. Es können auch kleine Mengen sein; so kann der Kunde mehrere Sorten probieren. Auf der Speisekarte werden Steaks, Burger und verschiedene Salate stehen. Das Fleisch wird in einem Dry-Ager mitten im Lokal aufbewahrt. Dabei handelt es sich um einen gläsernen Schrank, in dem das Steakfleisch trocken und kühl gelagert wird und bis zu sechs Wochen reifen kann. "Dadurch kommt das Eigenaroma besser zur Geltung und das Fleisch wird zart", erklärt Daniel Michalke, der für die Küche im "Butchers" zuständig ist. Er hat sein Handwerk unter anderen beim Münchner Sternekoch Karl Ederer gelernt. Die Gäste dürfen ihr Steakfleisch selbst auswählen und dem Koch bei der Zubereitung über die Schulter schauen. Die Steaks werden mit einer Hitze von 800 Grad gegrillt. "So schließen die Poren schnell und das Fleisch bleibt saftig", sagt der Koch. Auch das Fleisch für die Burger stammt aus eigener Schlachtung. Das Vieh liefern Landwirte aus der Umgebung. Regionale Produkte stehen hoch im Kurs. Auch wenn es der Name "Butchers" nicht vermuten lässt: Die Vegetarier kommen auf der Speisekarte nicht zu kurz. Für sie gibt es leichte Salate in verschiedenen Variationen.

Schon vor fünf Jahren hatte Herbert Forche die Idee im Kopf, den ehemaligen Metzgerladen in ein Lokal zu verwandeln. Die Umsätze des Geschäfts gingen in den Keller. "Der Einzelhandel hat am Marktplatz keine Zukunft mehr", ist der Jungunternehmer überzeugt. Das liegt zum Teil am notorischen Parkplatzmangel, in erster Linie aber an den Supermärkten im Gewerbegebiet. Das Geschäftsleben hat sich vom Zentrum des Ortes auf die grüne Wiese verlagert. Auch deshalb ist der Metzgereibetrieb mit der Produktion inklusive Laden und Küche ins Gewerbegebiet gezogen.

Das Fahrrad- und Haushaltswarengeschäft Rabl ist ebenfalls vom Marktplatz ins Gewerbegebiet abgewandert. Die Bäckerei Seidl errichtete auf der grünen Wiese einen großen Betrieb; am Marktplatz ist nur noch der kleine Laden geblieben. Sportgeschäftsinhaber Heiko Barth liebäugelt gleichfalls mit einem Umzug ins Gewerbegebiet. Die Ortsmitte wird optisch aufgewertet; die Gemeinde baut den Marktplatz zu einem Zentrum um, in dem sich die Bewohner wohl fühlen sollen. Gastronomische Betriebe mit Freischankflächen beleben den Platz. Er soll nach der Umgestaltung nicht verwaisen. Die Gemeinde befürwortet deshalb das neue Lokal. Das Problem mit den Stellplätzen ist mittlerweile gelöst. "Unser Haus mit der Eisdiele hat eine gute Lage, das ist wichtig für ein Lokal", betont Herbert Forche. Um das "Butchers" herum sind auch Plätze im Freien geplant.

Im Lokal wird gerade ein Raumteiler aus Stahl und Glas gebaut. Dahinter entsteht das "Herrenzimmer", das für Privatfeste von 30 Personen an gemietet werden kann. Zur Einrichtung gehören ein Billardtisch, eine alte Jukebox, eine Fotobox und ein Dart-Automat. In einer Ecke des Raums ist ein Podest installiert. Herbert Forche will hier Singer-Songwritern eine Bühne geben. "Wir wollen auch die Kultur ein bisschen fördern. Da gibt es in Indersdorf eine Lücke", sagt der Junggastronom.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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