Fusion der Sparkassen:Gemeinsam stark

Lesezeit: 2 min

Die Sparkasse Dachau könnte zwar auch allein weiter bestehen, aber wenn das Geldinstitut mit Fürstenfeldbruck und Landsberg/Dießen fusioniert, verringert sich laut Gutachten das Minus erheblich

Von Jacqueline Lang, Dachau

Die Rechnung ist denkbar einfach: 1 + 1 = 1. Klingt auf den ersten Blick unsinnig und schlichtweg falsch. Gemeint ist damit jedoch folgendes: Wenn nicht mehr jede Sparkasse ihren eigenen Marketingleiter braucht, sondern ein Marketingleiter für drei Sparkassen zuständig ist, können Kosten eingespart werden, die die Bank wirtschaftlicher arbeiten lassen.

Es handelt sich dabei nur um einen von vielen weiteren positiven Aspekten aus dem Mehrwertgutachten, das die Sparkasse Dachau gemeinsam mit der Unternehmensberatung "Zeb" und den Fusionspartnern Fürstenfeldbruck und Landsberg/Dießen erarbeitet hat. Am Mittwochvormittag wurde es in der Sparkassen-Hauptstelle in Dachau den verschiedenen Trägern und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Natürlich klingt das zunächst fast zwangsläufig nach einer Reihe von betriebsbedingten Kündigungen, doch Landrat Stefan Löwl (CSU), Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse, und Vorstandsvorsitzender Hermann Krenn betonen, dass es im Falle einer Fusion dazu auf keinen Fall kommen werde. Krenn spricht lieber von einer "organischen Entwicklung". Das heißt: Stellen von Mitarbeitern, die in Rente gehen, werden nicht nachbesetzt. Dadurch soll nach SZ-Informationen bis zum Jahr 2025 die Zahl der Mitarbeiter um 100 sinken.

Probleme am Horizont

Löwl ist zudem wichtig, dass es sich bei der aktuell geführten Diskussion - bewusst wird immer im Konjunktiv gesprochen - nicht um eine Notwendigkeit handelt. Keine der Banken, insbesondere aber die Sparkasse Dachau, sei nach jetzigem Stand gezwungen, zu fusionieren. "Natürlich sehen wir Probleme am Horizont", sagt Löwl, aber man könne die Fusionsgespräche dennoch "aus einer Position der Stärke" führen. Gemeinsam mit Wolfgang Becher von der Zeb hat die Sparkasse Dachau für ein aussagekräftiges Gutachten nun zwei mögliche Szenarien durchgespielt.

Noch heißt sie Sparkasse Dachau, doch schon bald könnte sie in Amper-Lech-Sparkasse umgenannt werden. Die Entscheidung wird wohl im Frühjahr fallen. (Foto: Toni Heigl)

Szenario eins: die Stand-Alone-Variante. In diesem Fall kommt eine Fusion nicht zustande und alles bleibt mehr oder weniger beim Alten. Diese Variante ist aus Sicht von Becher sowohl rechtlich, als auch politisch vertret- und umsetzbar, denn die Sparkasse liegt in einem attraktiven Geschäftsgebiet und ist wichtigster Finanzdienstleister vor Ort. Fazit: Die Sparkasse Dachau ist auch in den nächsten Jahren durchaus in der Lage alleine zu bestehen.

Szenario zwei: Die Sparkasse Dachau fusioniert mit den Sparkassen in Fürstenfeldbruck und Landsberg/Dießen. Becher nennt für die Auswertung zwei Komponenten: den quantitativen und den qualitativen Mehrwert. Der quantitative Mehrwert ergibt sich aus den Kosten- und Ertragssynergien abzüglich aller fusionsbedingten Kosten. Der qualitative Mehrwert ist der Mehrwert für Kunden, Mitarbeiter, die Sparkasse selbst und ihre Träger. Fazit: Mit einer Fusion wird die Zukunftsfähigkeit in der Region langfristig gesichert. Das Gesamtfazit der Unternehmensberatung lautet demnach wie folgt: Es wird empfohlen, den Fusionsprozess fortzusetzen. In Zahlen bedeutet das: Im Falle einer Fusion ergibt sich bis 2025 ein Minus von elf Prozent, im Falle einer Eigenoptimierung aber sogar ein Minus von 61 Prozent. Die Prozente ergeben sich aus der durchschnittlichen Bilanzsumme für die nächsten Jahre.

Hermann Krenn, Wolfgang Becher und Stefan Löwl (v.l.) stellen gemeinsam das Mehrwertgutachten vor und sprechen sich für eine Fusion aus. (Foto: Toni Heigl)

Kommt es zu einer Fusion, würden alle drei Sparkassen wohl in Zukunft den Namen Amper-Lech-Sparkasse führen. Tritt dieses Szenario ein, wird eine der Sparkassen als rechtlich aufnehmendes Institut fungieren. Dachau ist die Sparkasse mit dem größten Immobilienbesitz und bietet sich daher für diese Aufgabe an. Die Grunderwerbssteuern, die bei einer Fusion zwangsläufig anfallen, können damit möglichst gering gehalten werden.

Wichtig ist Krenn aber noch ein weiterer Aspekt: Zwar werde die Sparkasse bei einer Fusion zentral verwaltet, es werde aber keine Zentralsparkasse geben. Es soll vielmehr ein sogenanntes Drei-Säulen-Institut aufgebaut werden. Dadurch ist sichergestellt, dass in allen Regionen weiterhin Filialen und Vorstände vertreten sind. "Wir wollen trotz Fusion extrem nah am Kunden bleiben", sagt Krenn. Mit einer finalen Entscheidung rechnen Krenn und Löwl bis zum Frühjahr 2018. Bis dahin spricht man wohl weiter im Konjunktiv.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: