Feuerwerk:"In gewisser Weise machen wir Kunst"

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Der Würzburger Friedrich Woesch befüllt im Dachauer Schlossgarten Fiberglasrohre mit Feuerwerksbomben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für Pyrotechniker Friedrich Woesch ist das Feuerwerk zum Dachauer Volksfest eines der schönsten in Bayern.

Interview von Benjamin Emonts

Der Familienbetrieb Woesch mit Sitz in Würzburg schießt seit mehr als 35 Jahren das Dachauer Volksfestfeuerwerk in den Himmel. Familienoberhaupt Friedrich Woesch - er bezeichnet sich fränkisch als "Byrotechniker" - verlädt die Feuerwerkskörper bereits am Mittwochnachmittag in seine Gefahrgutfahrzeuge. Zuvor aber spricht er mit der Süddeutschen Zeitung über seinen außergewöhnlichen Beruf und die Besonderheiten des Dachauer Feuerwerks. Es beginnt an diesem Donnerstag bei Einbruch der Dunkelheit gegen 21.30 Uhr.

SZ: Herr Woesch, im vergangenen Jahr musste das Feuerwerk wegen akuter Waldbrandgefahr ausfallen. Wie sieht es heuer aus?

Friedrich Woesch: Das Feuerwerk findet definitiv statt. In letzter Zeit hat es zum Glück genug geregnet, das Unterholz ist noch feucht. Es muss sich also keiner Sorgen machen. Übrigens macht die Dachauer Feuerwehr jedes Jahr einen hervorragenden Job. Den Schlossgarten, wo das Feuerwerk abgebrannt wird, riegeln sie hermetisch ab. Und auf dem Parkplatz vor dem Schloss stehen mehrere Löschzüge für den Fall, dass doch etwas passiert. Das Dachauer Schloss ist ein hohes Kulturgut, aus Respekt muss man hier auf Nummer sicher gehen.

Sie haben das Schloss schon angesprochen. Welche Bedeutung hat das historische Ambiente für Ihr Feuerwerk?

Eine sehr große. Durch das Schloss gehört das Dachauer Feuerwerk zu den allerschönsten in Bayern, für uns ist es ein absolutes Highlight und eine reizvolle Herausforderung zugleich. Das Schloss steht wie immer im Zentrum der gesamten Choreografie. Ich werde es in verschiedenen Farben immer wieder aufleuchten lassen. Die Leute sollen ins Staunen geraten und die besondere Kulisse genießen.

Wollen Sie verraten, was die Dachauer heute Abend erwartet?

Das Konzept steht schon seit dem vergangenen Jahr. Es wird ein dynamisches Feuerwerk, so viel kann ich schon sagen.

Dynamisch?

Das bedeutet, dass in kurzer Zeit möglichst viel Action geboten wird. In den rund zehn Minuten, die es dauern soll, werden die Effekte in besonders hoher Frequenz in den Himmel geschossen, oftmals auch zeitgleich. Die Zuschauer, so viel kann ich schon verraten, können sich auf alle Facetten eines Großfeuerwerks freuen, auf Palmenbilder, Blinkersterne, rote, goldfarbene Bilder und Leuchtpunkte, die am Himmel wie Pfeile auseinandergehen, sogenannte Krosetten. Wir wollen die Volksfestgäste überraschen.

Das klingt in der Tat nach einer reizvollen Aufgabe. Wie wird man zu einem Pyrotechniker?

Mir wurde das Feuerwerk sozusagen in die Wiege gelegt. Unseren Familienbetrieb gibt es bereits seit 1870. Ich bin von klein auf immer dabei gewesen und führe den Betrieb mittlerweile in dritter Generation und mein Sohn wird mir nachfolgen. Mir macht das bis heute Spaß, langweilig wurde mir bislang nie. Gerade Volksfeste wie in Dachau sind eine tolle Herausforderung.

Im Jahr 1870 sahen die Feuerwerke bestimmt noch anders aus . . .

Das stimmt, mit den heutigen Feuerwerken sind die von damals überhaupt nicht vergleichbar. Feuerwerksbomben, wie wir sie heute kennen, gab es erst viel später. Barockfeuerwerke waren von Vulkanen, Fontänen und Feuerrädern geprägt. Außerdem wurden die Feuerwerkskörper früher noch manuell in Kanonenrohren oder Mörsern gezündet. Heute läuft das alles elektrisch ab. Die Feuerwerkskörper werden aus Fiberglasrohren abgeschossen, die zu großen Batterien angelegt sind.

Wie kommt das Feuerwerk eigentlich zu seinen prächtigen Farben?

Durch verschiedene Chemikalien in den Effektsätzen. Verbrennendes Kupfer wird blau, Natrium gelb, Strontium rot und Barium grün.

Wo kommen die Feuerwerkskörper her?

Größtenteils aus China, die Chinesen sind immer noch Marktführer.

Es soll auch Menschen geben, die Feuerwerke als Geldverschwendung bezeichnen. Was halten Sie den Kritikern entgegen?

Es ist doch etwas Schönes, wenn die Menschen sagen, wir gehen heute zum Volksfest und schauen uns das Feuerwerk an. Wenn man so will, gestalten wir ja auch Bilder am Himmel, in gewisser Weise machen wir Kunst. Man muss das Feuerwerk einfach genießen - die hohe Kunst der Pyrotechnik.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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