Familiengeschichten und andere Erkenntnisse:Auf dem Pulverfass

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Vortrag zur Rolle von Etzenhausen im Ersten Weltkrieg

Von Karin Kampwerth, Dachau

Der Geschichte, sei sie auch noch so dunkel, ein menschliches Antlitz zu geben, das hat sich der Etzenhausener Heimatforscher Erwin Hartmann zur Aufgabe gemacht. 2012 hat Hartmann sein Buch zur Dorfgeschichte herausgegeben. "Doch bei der Recherche habe ich bereits einige Kriegsgeschichten gehört", erzählt Hartmann. Deshalb hat er sich wieder auf Spurensuche begeben. 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg hat er nun zu einem Vortrag ausgearbeitet, was ihm die Etzenhausener an Familiengeschichten anvertraut haben. Seine Erkenntnisse wird er am Samstag, 1. Dezember, um 17 Uhr im Schützenheim vorstellen. Umrahmt wird die Veranstaltung von einer Ausstellung, die bereits um 15 Uhr öffnet und Feldpostkarten, Briefe, Kriegsorden, Reservistenkrüge und historische Fotos zeigt.

Hartmann, Vater von Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, hat allerdings nicht nur Familiengeschichten gesammelt, sondern auch im Staatsarchiv geforscht, weshalb sein Vortrag auch politische Elemente enthalte, wie er selber sagt. So hat sich der Heimatforscher mit der Mobilmachung beschäftigt. Vor allem, wie es gelungen ist, unter der Bevölkerung eine solche Euphorie zu verbreiten, dass die Männer freiwillig an die Front zogen. Auch, dass in Etzenhausen einst in einer Pulverfabrik Munition für den Krieg hergestellt worden ist, wird Teil des Vortrags sein. Mit dem Versailler Vertrag 1919 sei daraus eine "Friedensfabrik" geworden, in der Dreschmaschinen hergestellt wurden. Lange sei das nicht gutgegangen, wie Hartmann weiß. Am Ende seien im Jahr 1922/1923 dann 8000 Menschen arbeitslos geworden.

Doch zurück zum Kriegsende, das für die Etzenhausener noch lange nicht Frieden bedeutet hat. Wenige Kilometer entfernt befand sich Hartmann zufolge die Frontlinie der Rotgardisten. Bei einer Auseinandersetzung Ende April 1919 gelang es der Etzenhausener Bürgerwehr, die Arbeitermiliz in die Flucht zu schlagen. Doch in dem Ökonom Josef Gasteiger musste ein ziviles Opfer beklagt werden. "Gasteiger hat den Ersten Weltkrieg überlebt, dann schaute er von seinem Bauernhaus zu, wie die Rotgardisten vertrieben wurden - und dabei ist er dann erschossen worden", berichtet Hartmann.

Ausstellung mit Vortrag "Etzenhausen: Der Erste Weltkrieg und die Zeit danach" von Heimatforscher Erwin Hartmann am Samstag, 1. Dezember. Beginn um 15 Uhr (Ausstellungseröffnung) und 17 Uhr (Vortrag) im Schützenheim. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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