Erkenntnisse des Immobilienverbands:Wohnungsmarkt birgt Überraschungen

Lesezeit: 2 min

Vielerorts wie hier in Karlsfeld sind in den vergangenen Jahren neue Wohnungen entstanden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die große Nachfrage nach Wohnraum in Dachau lässt die Preise stark steigen, doch es gibt auch Orte im Landkreis, unter anderem Karlsfeld, wo Objekte erstaunlich günstig sind

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Obwohl Baufirmen in den vergangenen Jahren im Landkreis quasi eine Wohnung nach der anderen hingeklotzt haben, übersteigt die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern das Angebot. Das ist eine Erkenntnis des aktuellen Marktberichtes des Immobilienverbandes Deutschland (IVD). Darin ist für den Landkreis Dachau "von einem regelrechten Bauboom an der S-Bahn-Strecke" die Rede. In vielen Kommunen, insbesondere in Karlsfeld, Röhrmoos und Markt Indersdorf seien neue Baugebiete entstanden, um den hohen Siedlungsdruck auszugleichen, der unter anderem aus München komme. Das Urteil des IVD fällt dennoch eher negativ aus: "Trotz vieler Neubauprojekte kann die hohe Nachfrage im Landkreis nicht vollständig bedient werden."

In der ohnehin wachstumsstarken Region München, wächst die Bevölkerung in der Stadt Dachau und den Gemeinden seit Jahren prozentual am schnellsten. Bis 2036 soll die Einwohnerzahl nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik um 15,5 Prozent zulegen. Die Bauinvestoren und -firmen kommen dem Bevölkerungswachstum kaum hinterher. Das treibt die Immobilienpreise in die Höhe.

Die Entwicklung ist vor allem in der Stadt Dachau zu spüren. Die IVD-Forscher stellen hier eine "starke Nachfrage nach Wohnimmobilien" fest. Besonders rar seien Baugrundstücke. "Als Folge klettern die Kauf- und Mietpreise in Dachau weiter nach oben." Zwar stagniert der Kaufpreis für Einfamilienhäuser seit Frühjahr 2018. Doch langfristig zeigt die Kurve nach oben. Seit 2013 hat sich der Preis für freistehende Einfamilienhäuser in einer guten Wohnlage in der Stadt Dachau um 60 Prozent erhöht auf aktuell 879 000 Euro. Das ist der stärkste prozentuale Zuwachs in diesem Zeitraum unter allen Städten der Region. Wenngleich das Preisniveau etwa in München und Starnberg deutlich höher ist. Noch größer ist der relative Anstieg bei den Kaufpreisen für Doppelhaushälften aus dem Bestand. Im Herbst 2018 kostete eine Doppelhaushälfte in Dachau um 84 Prozent mehr als noch 2013. Das sei die "mit Abstand höchste Zunahme", schreiben die IVD-Forscher. Die Stadt Ebersberg folgt in dieser Kategorie mit 72 Prozent auf Platz zwei.

Ähnlich haben sich die Preise für Eigentumswohnungen in Dachau entwickelt. In guter Wohnlage kostet der Quadratmeter bei Bestandswohnungen in der Stadt Dachau 4140 Euro. Das entspricht einem Plus von 76 Prozent innerhalb von sechs Jahren. Bei Neubauten muss man für den Quadratmeter 5340 Euro hinlegen. Die Mietpreise in der Stadt Dachau sind im Vergleich dazu weniger stark gestiegen. Derzeit zahlt man für den Quadratmeter 13,30 Euro, was seit dem Jahr 2013 einen Zuwachs von 27 Prozent bedeutet.

Im aktuellen Marktbericht haben die IVD-Forscher im Landkreis neben der Stadt Dachau nur noch die Gemeinden Karlsfeld, Petershausen und Markt Indersdorf genauer untersucht. Alle anderen bleiben außen vor. Die Zahlen überraschen zum Teil: Denn wer eine Wohnung kaufen will, kann im Landkreis laut IVD auch noch vergleichsweise richtige Schnäppchen machen. Unter allen Kommunen, die das IVD-Institut analysiert hat, gehören Karlsfeld und Petershausen neben Benediktbeuern, Aßling und Geretsried zu den fünf Gemeinden mit dem niedrigsten Preisniveau bei bestehenden Eigentumswohnungen im Münchner Umland. In Karlsfeld, das direkt an München anschließt, kostet der Quadratmeter 3200 Euro und in Petershausen 3150 Euro. Die Landeshauptstadt ist mit 6900 Euro pro Quadratmeter mehr als doppelt so teuer. Auch Mieter zahlen in Karlsfeld mit 10,90 Euro pro Quadratmeter immer noch deutlich weniger als in München (16,80 Euro).

Wer vom Eigenheim träumt, sollte sich dem IVD-Bericht zufolge ein Grundstück in Petershausen kaufen. Hier sei der Erwerb eines Baugrundstücks - relativ gesehen - "am günstigsten", schreiben die Marktforscher. Demnach koste der Grund für ein freistehendes Einfamilienhaus "lediglich" 350 Euro pro Quadratmeter. Zudem liege der Kaufpreis für ein freistehendes Einfamilienhaus in Petershausen bei 320 000 Euro. Das seien 22 Prozent des Münchner Niveaus. Insgesamt sei die aktuelle Situation auf den Immobilienmarkt in Petershausen "eher ausgeglichen".

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: