Engagement:Gute Aussichten

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Die Sprecher des Jugendrats: Rhoxane Knoblach und Fabian Handfest. (Foto: Toni Heigl)

Der Dachauer Jugendrat tritt nach zehn Jahren erstmals in voller Mannschaftsstärke auf - das Interesse an ihm wächst

Von Johanna HinteRmeier, Dachau

Dem Dachauer Jugendrat folgen auf Instagram inzwischen 800 Menschen, doch auch im analogen Leben läuft es für das Gremium trotz Corona offenbar gut. Bei seiner turnusmäßigen Wahl im Mai konnte es sich erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder in voller Besetzung mit 15 Jugendlichen konstituieren. Bei den alle zwei Jahre stattfindenden Wahlen gab es in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten, das Gremium voll zu besetzen. Die neuen Sprecher des Jugendrates, Rhoxane Knoblach (17) und Fabian Handfest (19), freuen sich entsprechend über das wachsende Interesse. Für ausschlaggebend halten sie die allgemeine Politisierung ihrer Generation.

Grundsätzlich sind alle Dachauerinnen und Dachauer zwischen 13 und 22 Jahren wahlberechtigt, einige Unterschriften von Unterstützern reichen für eine Aufstellung bereits aus. Gewählt wurden am Ende sieben junge Frauen und acht junge Männer, ihr Altersdurchschnitt beträgt 15,4 Jahre. Auffällig ist, dass der neuformierte Jugendrat ausschließlich aus Gymnasiasten der beiden Dachauer Gymnasien besteht, Repräsentanten aus der Mittel- oder Realschule fehlen. Sprecherin Rhoxane Knoblach äußert deshalb die Hoffnung, dass sich das bei der nächsten Wahl in zwei Jahren ändert.

Pläne hat der neue Jugendrat viele. Er möchte seine erfolgreichen Veranstaltungen wie die Eisparty, die Note-1-Aktion und die Open-Air-Kinos weiter fortsetzen, zur Bundestagswahl im kommenden Jahr stehen außerdem wieder U18 Wahlen an. Ein anderes großes Ziel besteht darin, die Kommunalpolitik anschaulich zu machen und sich für die Belange der jungen Leute einzubringen. "Der Jugendrat ist ein guter Anfang, um sich mit kommunalen Strukturen und Bürokratie vertraut zu machen", sagt Berkay Kengeroglu. Der ehemalige Jugendratssprecher sitzt seit diesem Jahr für die SPD im Stadtrat. Man könne erproben, ob einem Politik Spaß macht, ohne sich gleich für eine Partei zu verpflichten, sagt er. Kein Zufall also, dass der Jugendrat eine Art Kaderschmiede für Kommunalpolitiker im Landkreis ist: Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) saß einst auch im Jugendrat, ebenso wie die Freien Wähler Markus Erhorn und Sebastian Leiß oder Bastian Brummer von der Weichser Bürgervertretung.

Der Jugendrat allerdings agiert laut Satzung parteineutral. Für den Sprecher Fabian Handfest ist Politik ein Hobby, "wie es für andere Fußballspielen ist. So, wie ein Torwart Verantwortung fürs Team trägt, so tragen wir als Jugendrat Verantwortung für die Dachauer Jugendlichen, die wir repräsentieren", sagt Handfest, der als Auszubildender für Veranstaltungstechnik arbeitet. 2017 trieb ihn seine Motivation, gegen das Erstarken der AfD etwas zu unternehmen, in die Jugendpolitik.

Der Vorschlag des Dachauer AfD-Stadtrates Markus Kellerer im Sozialausschuss der Stadt Dachau, das 6000 Euro Budget für den Jugendrat zu streichen, machte Handfest deshalb besonders wütend. Stadtrat Kellerer hatte darauf verwiesen, dass die Jugendlichen auch ohne das Gremium Anträge einreichen oder ihr Geld durch Aktionen wie Flohmärkte und Altpapierverkauf eintreiben könnten. Ein besonderer Dorn im Auge ist Kellerer die laut seiner Aussage "Nähe des Jugendrates zu der Fridays for Future Bewegung".

Die anderen Stadträte sicherten dem Jugendrat jedoch ihre Unterstützung zu. Knoblach und Handfest wiedersprechen Kellerers Kritik. Das Geld sei beim Jugendrat sehr gut angelegt. Für Großveranstaltungen arbeiteten sie außerdem mit Sponsoren zusammen. "Wir erhalten immer bombastisches Feedback nach unseren Aktionen seitens des Stadtrates und der Jugendlichen", sagt Knoblach, die als Schülerin des Joseph-Effner-Gymnasiums seit vier Jahren aktiv im Jugendrat mitmischt. Handfest fügt hinzu: "Außerdem ist unser Budget seit 23 Jahren bei 6000 Euro geblieben, wir würden uns freuen, wenn es nicht weniger wird". Denn das Interesse am Jugendrat und seinen Aktionen scheint zu wachsen, wie sich auch an den Followerzahlen zeigt.

© SZ vom 15.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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