Eheschließungen:Darum ist Hebertshausen so beliebt bei Hochzeitspaaren

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Im Sitzungssaal Hebertshausen finden auch große Gesellschaften Platz. (Foto: Privat)

Hebertshausen wird zu einem der beliebtesten Hochzeitsorten. Die Zahl der Eheschließungen hat sich hier verdreifacht. Das scheint am Bürgermeister zu liegen.

Von Viktoria Großmann, Hebertshausen / Erdweg

Bürgermeister Christian Blatt (CSU) hat sich sogar am letzten Tag des Jahres Zeit genommen, ein Brautpaar zu trauen. Erst seit 2018 werden Trauungen im Tafernsaal des Wirtshauses Erdweg angeboten und sind seither auch recht gefragt. Bereits zehn Trauungen hat Christian Blatt dort vorgenommen, insgesamt 16 sind es dann im vorigen Jahr geworden. Das ist recht viel für den jungen Bürgermeister, der erst im September 2017 ins Amt gewählt wurde und nun seine Aufgabe als Standesbeamter wahrnimmt. Aber es sind noch längst nicht so viele wie in Hebertshausen. Dort hat sich die Zahl der Trauungen in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht. 36 Paare verheiratete Bürgermeister Richard Reischl (CSU) im vergangenen Jahr. Sie stammen längst nicht alle aus der Gemeinde, Hebertshausen wird bei Paaren aus dem Umland immer beliebter.

"Es gibt Leute, die habe ich hier fünf oder sechs Mal gesehen. Auf den Hochzeiten von Verwandten und Freunden und irgendwann kommen sie dann selbst", sagt Reischl. Allerdings genießen nur Einheimische den Vorteil, an einem Samstag im Sitzungssaal des Rathauses von Hebertshausen heiraten zu dürfen. Für alle anderen gibt es die Werktage. Und an Heiligabend und Silvester traut er niemanden, sagt Reischl. Das würde selbst ihm zuviel.

Kirchliche Trauung verliert an Bedeutung

Hebertshausen gehört zum Standesamtsbezirk Dachau, Erdweg zu Schwabhausen. Für einige Jahre mussten Paare aus Erdweg auch tatsächlich nach Schwabhausen fahren, erst Blatt hat wieder angefangen, Paare direkt in der Gemeinde zu trauen. Für dieses Jahr liegen ihm bereits einige Anmeldungen für den Tafernsaal vor. Ein hübscher Ort für die standesamtliche Trauung wird für viele Paare in dem Maße wichtiger, in dem für sie die kirchliche Trauung an Bedeutung verliert.

So hat es Richard Reischl beobachtet. Die große Beliebtheit seiner Gemeinde für Trauungen erklärt er sich damit, dass es recht individuell zugeht. "Ich nehme mir eine oder auch anderthalb Stunden Zeit, um mit den Paaren zu sprechen, die sich zur Trauung anmelden", sagt Reischl. Er kann also in jeder Rede etwas persönliches sagen. Im Saal ist ausreichend Platz für große Gesellschaften. "Ich hatte schon Trauungen mit genau zwei Personen, nämlich dem Brautpaar, und auch mit 160."

Im Tafernsaal in Erdweg finden seit Sommer Trauungen statt. (Foto: Privat)

Weil immer nur eine Hochzeit pro Tag stattfindet, darf jede Hochzeitsgesellschaft sich den Saal so herrichten, wie es ihr gefällt. Reischl berichtet von Blumenwiesen oder einem Meer an Teelichtern. Auch mit den Fotografen sei man nicht so streng. Reischl hat nichts dagegen, als Standesbeamter auf dem Trauungsfoto sichtbar zu sein. Das hat sich herumgesprochen. Reischl hat nun soviel zu tun, dass er einen Teil an seinen stellvertretenden Bürgermeister Martin Gasteiger abgegeben hat. Der hat nun ebenfalls eine Schulung zum Standesbeamten gemacht.

In der Großen Kreisstadt Dachau läuft es nicht ganz so gemütlich ab. Mittlerweile sieben Standesbeamte beschäftigt die Stadt, getraut werden die meisten von der Abteilungsleiterin Karin Förg. Etwa 300 Paare heiraten jährlich im Standesamt Dachau, neun Trauungen hat Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) im vergangenen Jahr persönlich übernommen. Wen er traut, entscheidet der OB in Einzelfällen, die glücklichen Paare können sich über ausführliche Anmeldungsgespräche und individuelle Reden freuen. Für alle anderen gibt es die eher normale Variante. Wobei Hochzeitsgesellschaften auch in Dachau zwischen dem kleineren Trausaal und dem größeren Alten Sitzungssaal mit seinem knarrenden Parkett und der historischen Holzdecke wählen können. Für individuelle Dekoration hat man im Rathaus Dachau ebenfalls Verständnis. Es könnte nur passieren, dass man sie recht schnell wieder abräumen muss, denn an beliebten Tagen heiraten bis zu sechs Paare nacheinander. Die beliebteste Zeit ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober. Dann sind die wenigen Samstage - immer nur einer pro Monat - und auch die Freitage bis 15 Uhr rasch ausgebucht.

Der Valentinstag lässt Hochzeitspaare kalt

Auch in Hebertshausen müssen sich Paare recht früh anmelden. Sehr beliebt seien in den vergangenen Jahren Daten wie der 7.7.2017 oder der 8.8.2018 gewesen, sagt Reischl. Der 9.9.2019 ist in Hebertshausen allerdings noch frei. Es ist ein Montag. Kalt lässt viele Paare auch der Valentinstag an diesem 14. Februar. Weder in Erdweg noch in Hebertshausen gibt es Anmeldungen, in Dachau sind es nur zwei. Der lange Donnerstag gilt in Dachau übrigens auch im Standesamt, das hat dann bis 18 Uhr geöffnet. "Eine Hochzeit ist einfach etwas absolut Persönliches", sagt Reischl. Und längst auch im Standesamt nicht mehr nur trocken-bürokratisch. Was man aus der Kirche kannte, sagt Reischl, bringen die Paare nun mit aufs Standesamt. Musik beim Einzug des Brautpaares, Blumenkinder, Väter, die ihre Töchter nicht vor den Altar aber immerhin zum Bürgermeister führen.

Bürgermeister Christian Blatt (rechts) traute an Silvester Christina Urbanek und Markus Bühl. (Foto: Privat)

Vor allem ist Heiraten etwas sehr privates, nur für den Familienkreis, findet Richard Reischl. Deshalb hat er selbst nicht in seiner Gemeinde geheiratet, sondern in Bayrischzell. Ohne Kirche. Auf einem schönen Standesamt.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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