Die Bürgermeister sehen keinen Anlass zur Angst:Auf Nummer sicher

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Wie groß ist die Gefahr eines Anschlags auf Weihnachtsmärkten? Einige Landkreisgemeinden treffen keine besonderen Vorkehrungen, andere wollen Besucher mit Absperrungen schützen

Von Christiane Bracht, Dachau

London, Barcelona, Stockholm oder auch Berlin vor einem Jahr - die Angst vor Terroranschlägen wächst. Gerade jetzt, wo fast in jedem Ort Christkindlmärkte mit Glühwein, allerlei Ständen und weihnachtlicher Stimmung locken, sind die Bilder von Anis Amri, wie er mit einem Laster in die Menschenmenge am Berliner Breitscheidplatz fährt und ein Dutzend Menschen tötet, jedem wieder präsent. Das Thema Sicherheit ist in aller Munde, manch einer überlegt sich dreimal, ob er überhaupt auf einen Weihnachtsmarkt gehen soll. Auch die Bürgermeister im Landkreis Dachau zweifeln: Sollen sie etwas Besonderes tun, um die Bürger zu schützen? Und wie hoch ist die Gefahr eines Anschlags wirklich? Während man in Markt Indersdorf Betonpoller aufstellen will, um jeden Zweifel auszuräumen, verzichten Dachau, Karlsfeld, Petershausen und Altomünster völlig auf besondere Sicherheitsvorkehrungen.

"Was vermitteln wir, wenn wir Sperren aufbauen?", gibt der Vierkirchener Rathauschef Harald Dirlenbach zu bedenken. Auch er hat vor kurzem noch mit der Polizei über die Notwendigkeit einer Absperrung debattiert. Es gebe jedoch keine konkreten Anhaltspunkte für einen Anschlag, deshalb will er lieber "defensiv" bleiben. Das heißt, alles bleibt erst einmal wie immer, wenn der Christkindlmarkt am dritten Advent auf dem Rathausplatz eröffnet wird. Aber Sorgen müssen sich die 1000 bis 1500 Besucher nicht machen: "Wir können sofort reagieren", signalisiert Dirlenbach. Im Hintergrund habe die Gemeinde schon seit Fasching einen Sicherheitsplan ausgearbeitet. Innerhalb von Minuten könne man mit Feuerwehrfahrzeugen absperren.

Attentätern den Weg abschneiden

In Markt Indersdorf will man lieber von vorne herein hundert Prozent Sicherheit bieten. Niemand soll Angst haben, auf den größten Markt des Landkreises zu kommen. Am Kloster treffen sich schließlich nicht nur Einheimische, da kommen auch viele aus Dachau und dem Umland, sogar manch einer aus München nimmt den weiten Weg in Kauf. Das Ambiente mit dem alten Gemäuer, das stimmungsvoll beleuchtet wird, ist schließlich besonders. Etwa 30 Standl werden aufgebaut sein und ein großes Rahmenprogramm haben die Markt Indersdorfer entworfen.

Auch in Schwabhausen will man Autoattentätern auf jeden Fall den Weg abschneiden. Die Planungen sind zwar noch nicht ganz ausgereift. Deshalb will Bürgermeister Josef Baumgartner nicht so recht damit herausrücken, wie die Sicherheitsvorkehrungen am kommenden Samstag aussehen sollen. "Die Staatsstraße geht direkt am Eingang zum Christkindlmarkt vorbei", erklärt er das Problem. Dennoch will Baumgartner keine schnöden Betonblöcke. Das passt nicht ins weihnachtliche Ambiente. "Es muss optisch ansprechend aussehen", sagt er. Man wolle ja niemanden verschrecken.

Der Weihnachtsmarkt in der Dachauer Altstadt findet dagegen ohne große Sicherheitsvorkehrungen statt. "Wir halten uns an das Münchner Modell", erklärt Wirtschaftsförderer Stefan Wolf. Bei Veranstaltungen ab 10 000 Besuchern wie der Diva oder der Langen Tafel werden Betonringe zum Schutz der Leute aufgestellt. Doch der Weihnachtsmarkt habe an einem guten Tag nur etwa 1000 Besucher, so Wolf.

Geringe Gefahr

Die Gefahr eines Lastwagenattentats hält Bürgermeister Anton Kerle in Altomünster für extrem gering: "Bei uns ist die Straße eh so eng und schmal, für Laster ist es da schwierig durchzukommen." An der einzigen offenen Stelle sei der Marktplatz ohnehin zugeparkt, sagt Kerle. "Außerdem sind wir so weit weg von der großen Stadt." Auch Marcel Fath ist gegen übertriebene Sicherheit am Christkindlmarkt in Petershausen. "Wenn die Berliner ein Attentat nicht verhindern konnten, obwohl sie den Mann schon im Focus hatten, dann haben wir erst recht keine Chance", sagt der Rathauschef. "Ein gewisses Lebensrisiko hat man halt und das ist jetzt auch nicht höher als zu Zeiten der RAF." Im übrigen sei es wichtiger, dass die Einsatzfahrzeuge im Notfall durchfahren könnten. Die Gefahr, dass jemand aus gesundheitlichen Gründen zu Schaden komme, sei viel höher, so Fath. In Markt Indersdorf versichert Bürgermeister Franz Obesser übrigens, dass dies trotz der Betonpoller möglich sei.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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