Dachau:Wohnraum für 3000 Menschen In Augustenfeld

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Viele Wohnungen, wenige Autos: Die Planer versuchen mit ambitionierten Konzepten, ein Verkehrschaos zu verhindern.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Dachau soll größer werden, vielleicht auch schöner und ruhiger zugleich. Das wird natürlich nicht funktionieren, aber die Entwürfe für das neue Augustenfeld, dass in Zukunft 3000 Einwohner mehr bekommen könnte, sind ehrgeizig. Sie muten nicht nur der Umwelt, sondern auch ihren Bewohnern etwas zu. Die Botschaft ist: Zusammenleben auf immer weniger Raum im Ballungsgebiet erfordert von allen Seiten Zugeständnisse. Welche das sein sollen, wurde im vergangenen Bauausschuss heftig diskutiert. Auch die Teilnehmer der nächsten Runde der Bürgerbeteiligung werden sich vermutlich die Köpfe heiß reden.

Den Bürgern werden, wie nun den Stadträten, zwei Entwürfe vorgestellt werden: Architekt Peter Tausch und das Büro Topgrün haben ein urbanes Konzept und ein Siedlungskonzept erarbeitet. Beide greifen Bürgerwünsche auf, eine Anwohnergarage etwa und ein Nahversorgungszentrum am Bahnhof. Schwierigste Aufgabe der Planer ist aber die Verkehrsführung. Um das neue Viertel zu beruhigen, soll die Unterführung der Augustenfelder Straße unter der Bahnstrecke gesperrt werden. Eine Idee, die bei einigen Stadträten auf heftigen Widerstand stieß. Die "ohnehin schon schmerzvolle Trennung der Stadt durch die Bahngleise", so drückte es CSU-Stadtrat August Haas aus, würde dadurch vollendet. Gegen sechs Stimmen beschlossen die Mitglieder im Bauausschuss, die Planer mit einem weiteren Entwurf mit offener Unterführung zu beauftragen.

Pendler sollen radeln oder laufen

"So oder wird es eine Verkehrsbelastung geben", stellte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). "Wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir das Gelände so lassen, wie es ist." Pläne, Augustenfeld weiter zu entwickeln, gibt es allerdings bereits seit Anfang der Neunzigerjahre. Etwas mehr Verkehrs lässt das sogenannte urbane Konzept zu. Der Anschluss an die Augustenfelder Straße ist gegeben, nur eben nicht an die Unterführung. Erschlossen wird das Gebiet von der Theodor-Heuss-Straße und der Schleißheimer Straße her. Die Straßen sind jedoch nicht verbunden, eine vollständige Durchfahrt ist nicht möglich. Im Siedlungskonzept fehlt sogar der Anschluss an die Augustenfelder Straße. Sie ist nur für Radfahrer und Fußgänger vom Wohngebiet aus zu erreichen. Für diese werden viele Verbindungen geschaffen, man hofft, dass die neuen Bewohner auch zu Fuß und mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren und dort einkaufen.

Besonders ambitioniert ist allerdings die Vorstellung, dass auch Pendler von einem Parkhaus an der Theodor-Heuss-Straße noch etwa einen Kilometer laufend oder radelnd zum Bahnhof zurücklegen. Diese Vorstellung überzeugte mehrere Stadträte überhaupt nicht. Kai Kühnel (Bündnis) gab sich hingegen gänzlich unbekümmert um die Belange der auswärtigen Pendler: "Wir bauen für die Stadt Dachau, nicht für das Umland." Wer nicht aus Dachau komme, müsse also selbst sehen, wie er am besten zur Bahn kommt.

Bürger können sich äußern

Skeptisch sehen einige Stadträte das Nahversorgungszentrum am Bahnhof. "Ist das wirklich nötig?", fragte August Haas und bekam Unterstützung von Günter Heinritz (SPD), der warnte, der Einzelhandel habe oft Schwierigkeiten, sich in solchen Gebieten durchzusetzen. Verkehrsreferent Volker Koch (SPD) teilte zwar die Zweifel, wollte es aber, wie die Mehrheit, bei der Planung mit den Geschäften am Bahnhof belassen.

Nicht einverstanden war Koch mit der Planeridee, die Obere Moosschwaigestraße schon kurz hinter dem Bahnhof für den Autoverkehr zu schließen. Die Straße solle weiter ins Wohngebiet hinein reichen. Den größten Veränderungsvorschlag brachte Wolfgang Moll (parteilos) ins Spiel: Er regte an, das Grüngebiet, das sich von der Mitte des neuen Wohngebiets bis zum Schulquartier erstrecken soll, an die Bahngleise zu legen. Moll, selbst Architekt, verband damit die Hoffnung auf besseren Lärmschutz und leichtere Erschließbarkeit des Wohnviertels. Die Bürger können sich zu all dem in der nächsten Planungswerkstatt, voraussichtlich im Oktober, äußern.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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