Dachau/Unterschleißheim:Kabel für die Energiewende

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Statt weniger großer Kraftwerke gibt es viele kleine. Deshalb muss sich auch die Bayernwerk AG umstellen. Der Netzausbau in Markt Indersdorf, Vierkirchen und Bergkirchen kommt gut voran

Von Julian Weber, Dachau/Unterschleißheim

Die Bayernwerk AG investiert wieder kräftig in die Stromnetze der Region. In seinem Netzcenter in Unterschleißheim präsentierte das Unternehmen die Pläne für das laufende Jahr: Heuer fließen rund 27 Millionen Euro in das Gebiet des Standorts. "Zu unseren Aufgaben gehört die sichere Versorgung der Menschen mit Energie und die Neugestaltung der regionalen Energielandschaft", sagt Ursula Jekelius, die beim Bayernwerk für die oberbayerischen Regionen verantwortlich ist. Dazu müsse man die Netze instand halten, modernisieren und ausbauen. Im vergangenen Jahr wurden dazu bayernweit 520 Millionen Euro investiert, in diesem Jahr hat das Unternehmen weitere 580 Millionen Euro verbaut.

In Markt Indersdorf wird in den nächsten Wochen der letzte Bauabschnitt einer größer angelegten Verkabelungsmaßnahme abgeschlossen. Im Ortsteil Tafern wurden rund 5,6 Kilometer Mittelspannungskabel verlegt sowie drei neue Trafostationen und eine Schaltstation gebaut. Dadurch können im Jahr 2017 rund 3,7 Kilometer Freileitungen abgebaut werden. In der Gemeinde Vierkirchen werden 350 Meter Mittelspannungskabel von Vierkirchen zum Ortsteil Ramelsbach in den Boden verlegt. Die Kabelverbindung wird die bestehende 1600 Meter lange Freileitung ersetzen, die im Jahr 2017 abgebaut wird. Auch in der Gemeinde Bergkirchen werden die Freileitungen ersetzt. Dafür werden in den Ortsteilen Kreuzholzhausen, Priel und Lauterbach 1900 Meter Erdkabel neu verlegt und eine Trafostation gebaut. Die etwa 3,1 Kilometer lange Freileitung wird dann im Jahr 2017 abgebaut. Im Ortsteil Breitenau werden ab Oktober rund 1,2 Kilometer Mittelspannungskabel verbaut. Dadurch kann eine 1500 Meter lange Freileitung abgebaut werden.

Mit der Energiewende haben sich die Aufgaben des Bayernwerks stark erweitert. Daher sollen mit den Investitionen auch die Kapazitäten für die Einspeisung erneuerbarer Energien geschaffen werden. Der regenerative Strom stammt aus vielen dezentralen Anlagen, die alle in das Netz integriert werden müssen - eine große Aufgabe für den Netzbetreiber. "Früher gab es nur wenige zentrale Punkte, die Großkraftwerke, an denen Strom in das Netz eingespeist wurde. Das hat sich geändert. Heute sprechen wir von sogenannten Flächenkraftwerken", sagt Ursula Jekelius. So ein "Flächenkraftwerk" besteht aus 260 000 Anlagen, die ihren Strom in das Netz der Bayernwerke einspeisen. Dazu gehören zum Beispiel Windräder oder Biogasanlagen. Den mit Abstand größten Anteil aber haben Photovoltaik-Anlagen. Ihre Anzahl hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht, die Leistung der Solarzellen beträgt 5100 Megawatt - das entspricht etwa fünf Atomkraftwerken.

Deshalb investiert das Bayernwerk auch hier. Eine große Herausforderung für den laufenden Betrieb ist die stark schwankende Spannung, mit der die Photovoltaik-Anlagen den Strom in die Netze einspeisen. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, integriert das Bayernwerk als der größte regionale Netzbetreiber in Bayern immer mehr technologische Innovationen in die Infrastruktur. Zum Beispiel sorgen regelbare Transformatoren für Stabilität im Netz, indem sie solchen Spannungsschwankungen automatisiert entgegenwirken. Im Jahresmittel stammen 60 Prozent des transportierten Stroms aus regenerativen Quellen. In diesem Jahr gab es bereits zweimal die Situation, dass das gesamte Netzgebiet des Bayernwerks über mehrere Stunden zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie versorgt wurde. Das bedeutet, dass die Einspeisung der Anlagen deutlich höher war als die Entnahme.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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