Initiative am Udldinger Hang:Bürger protestieren gegen Kita und Sozialbauprojekt

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Die am Udldinger Hang geplante Kita soll 120 Quadratmeter kleiner werden, um Bäume zu schützen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Am Udldinger Hang will die Stadt Dachau rund 70 erschwingliche Wohnungen und eine dringend benötigte Kindertagesstätte bauen. Doch gegen das Projekt hat sich eine Bürgerinitiative formiert: Anwohner fürchten Stau durch Elterntaxis und Baumfällungen.

Von Anna Schwarz, Dachau

Wohnraum ist ein knappes und damit teures Gut in Dachau. Deshalb plant die Stadt 60 bis 70 Wohnungen am Udlinger Hang im Westen Dachaus, darunter Sozialwohnungen und vergünstigte Eigentumswohnungen. Außerdem soll eine Tagesstätte für rund 160 Kinder entstehen - eigentlich eine gute Nachricht. Doch einige Anlieger kritisieren die Pläne und haben eine Stadtteilbürgerinitiative gegründet, zu der auch einige Eigentümergemeinschaften gehören, erzählt Mitglied und Stadtrat Wolfgang Moll (WIR), der im Mitterfeldweg wohnt. Er betont: "Wir wollen nicht auf Konfrontation mit der Stadt gehen." Stattdessen wünschten sich die Anlieger ein Stadtteilbürgergespräch, etwa mit Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und dem Bau- sowie Sozialamt, um den Bebauungsplan für den Udldinger Hang zu besprechen. Dass dieser geändert werden soll, hatte der Bauausschuss im vergangenen Mai entschieden.

Wolfgang Moll durfte zuletzt nur an den monatlichen Stadtratssitzungen teilnehmen. Das ändert sich nun. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Konkret geht es um eine 1,9 Hektar große städtische Fläche - das sind fast drei Fußballfelder - zwischen Mitterfeldweg, Breitenauer Weg, und Anton-Bruckner-Weg. Stadtrat Moll durfte nicht bei der Bauausschusssitzung mitdiskutieren. Weil er keiner Fraktion angehört, hat er keinen Sitz in den Ausschüssen. Nun wendet er sich als Teil der Bürgerinitiative an die Öffentlichkeit. Denn laut Moll gibt es beim Bebauungsplan "noch Optimierungsbedarf." Er kritisiert unter anderem, dass für das Projekt ein "alter Baumbestand" abgeholzt werden müsse - und das, nachdem erst Anfang September eine neue Baumschutzverordnung in Kraft getreten ist.

"Wir befürchten Beeinträchtigungen der Lebensqualität im Quartier"

Auf SZ-Anfrage teilt Stadtbaumeister Moritz Reinhold jedoch mit, dass noch nicht feststehe, ob auf dem städtischen Grundstück überhaupt geschützte Bäume - mit einem Stammumfang von über 100 Zentimetern - gefällt werden müssen. Aktuell werde der Bestand erfasst. Falls geschützte Bäume gefällt werden müssen, "werden diese in unmittelbarer Nähe nachgepflanzt", erklärt der Stadtbaumeister.

Doch da gibt es noch etwas, das Moll stört: Er kritisiert auch den Bau der neuen Kita, "die nur 500 Meter von einem bestehenden Kindergarten entfernt ist". Stattdessen sollte die Kita Udldinger Tausendfüßler erweitert werden, schlägt er vor. Denn die neue Kindertagesstätte würde viel Verkehr verursachen, schließlich plant die Stadt die Erschließung für Autos über eine Spielstraße und Sackgasse, den Mitterfeldweg. Moll sagt: "Wir befürchten Beeinträchtigungen der Lebensqualität im Quartier", nun müsse die Stadt überlegen, ob diese den Anwohnern zumutbar sind. Zu Molls Vorschlag schreibt der Stadtbaumeister, dass es zwar möglich wäre, die Kita Udldinger Tausendfüßler "gegebenenfalls geringfügig" zu erweitern. Gleichzeitig schiebt die Stadt hinterher: "Aber dies würde nicht den mittel- bis langfristigen zusätzlichen Bedarf der Dachauer Bevölkerung decken", bereits heute sind Kita-Plätze ein rares Gut in der Kreisstadt. Laut Max Haberl, der sich bei der Stadt um die Kinderbetreuung in Dachau kümmert, konnten Stand August 197 von den insgesamt 1285 Familien kein Kindergartenplatz zugewiesen werden, schlichtweg weil nicht genug zur Verfügung standen.

So sieht der Bebauungsplan am Udldinger Hang aus, wo 60 bis 70 Wohnungen und ein Kindergarten entstehen sollen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ähnlich wie Moll sorgt sich auch Ulrike Baumgartner wegen der "Dichte der geplanten Bebauung". Die 68-jährige Rentnerin wohnt im Margarethe-Kron-Weg. Wenn sie aus dem Fenster schaut, würde sie auf den neuen Kindergarten schauen. Sie befürchtet, dass dadurch viel mehr Verkehr entsteht - "wenn 50 Autos zweimal am Tag, die Kindergartenkinder abholen". Zudem wünsche sie sich, dass die Stadt auf der Fläche "nicht alles mit einem Betonklotz zunagelt, sondern es noch lebenswert bleibt für die Bewohner". Natürlich verstehe sie, dass die Stadt Wohnraum braucht, doch statt 70 Wohnungen zu schaffen, plädiert sie "vielleicht für die Hälfte".

"Stadt will nicht auf bezahlbaren Wohnraum verzichten"

Wäre es möglich die Zahl der Wohnungen zu reduzieren? Auf diese Frage antwortet die Stadt Dachau knapp: "Möglich wäre auch auf den Bau von bezahlbarem Wohnraum komplett zu verzichten. Dies ist aber nicht im Sinne der Stadt Dachau." Schließlich haben sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahrzehnten geändert, so die Stadt: Unter anderem bestehe ein "erhöhter Betreuungsbedarf für Kinder" und ein "erhöhter Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum für Dachauer Bürger". Bei der Stadt sind aktuell 422 Haushalte gemeldet, die einen Berechtigungsschein für eine Sozialwohnung haben, teilt die Stadtverwaltung mit.

Stefanie Wismath wohnt im Margarethe-Kron-Weg und blickt vom Balkon aus auf die Fläche, die die Stadt Dachau bebauen möchte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Wir haben uns diesen Wohnort ausgesucht, um Ruhe zu finden", sagt Rentnerin Stefanie Wismath, die Nachbarin von Baumgartner. Das städtische Grundstück sei bislang "eine absolute grüne Lunge", "ein Biotop für Tiere und Vögel" sowie ein "Abenteuerspielplatz für Kinder". Sie habe weder etwas gegen Kinder noch gegen Sozialwohnungen: "Aber es sollte verträglich sein für die Anlieger." Zudem fragt sie sich, ob es so viele Kindergärten auf einem Fleck brauche? Schließlich gebe es in der Nähe bereits den AWO-Kindergarten am Steinlechner Hof, die Udldinger Tausendfüßler und auf dem Gelände der Polizeiinspektion Dachau soll in Zukunft eine Kinderkrippe entstehen. Die Stadtverwaltung will nun einen Erörterungstermin anbieten, so wie kürzlich beim MD-Gelände.

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