Dachau: Streit eines Ehepaars:Hundsgemein

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Rosenkrieg um zwei Hunde: Nach der Trennung von seiner Frau kämpft ein 68-jähriger Dachauer nun vor Gericht um Labrador Ouzo und Zwergpudel Bella.

Robert Stocker

"Ich hänge so an meinen Hunden, sie waren Tag und Nacht bei mir", sagt Werner B., und in seiner Stimme schwingt Wehmut mit. "Bella schlief auf meinem Bett. Wenn ich mal zehn Minuten außer Haus war, hat sie mich so überschwänglich begrüßt, als ob ich eine Ewigkeit weg gewesen wäre." J

Berg Betz Langer Berg, Daniela Betz Langer , 8jähr. Labrador Benny Foto Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

etzt können die Zwergpudel-Hündin Bella und der Labrador-Rüde Ouzo Werner B. nicht mehr begrüßen - sie leben mittlerweile bei anderen Familien, an die sie der Verein Paroshunde vermittelt hat. Zu Unrecht, wie Werner B. glaubt, und für sein vermeintliches Recht klagt er auch vor Gericht. Sollte er den Zivilstreit vor dem Dachauer Amtsgericht verlieren, geht er "mit Sicherheit in die nächste Instanz".

Der Rechtsstreit, mit dem sich der Verein Paroshunde unversehens konfrontiert sieht, ist eine komplizierte Geschichte und hat einen sehr persönlichen Hintergrund. Der 68-jährige Werner B. hat sich im Dezember von seiner Frau getrennt, doch bei dem Rosenkrieg zwischen den Eheleuten ging es zunächst nicht um Haus und Geld, sondern um die beiden Hunde Bella und Ouzo.

B's Frau hatte den Labrador-Rüden Ouzo im Oktober 2008 per Überlassungsvertrag von dem Verein Paroshunde erhalten, der herrenlose Tiere - vorwiegend aus Griechenland - an Familien abgibt, damit die Hunde nicht ins Tierheim müssen. Für die Unkosten, die der Verein bisher mit dem Labrador-Mischling hatte, zahlte B's Frau 200 Euro. Laut Überlassungsvertrag verpflichtet sich der neue Halter, den ihm anvertrauten Hund weder zu verkaufen noch zu verschenken und mit dem Verein Kontakt aufzunehmen, wenn er das Tier nicht mehr behalten könne.

Außerdem müsse der Hund artgerecht gehalten werden, wenn der Halter dagegen verstoße, müsse er das Tier ohne Entschädigung zurückgeben. Im Zuge des Ehestreits brachte Frau B. ohne Wissen ihres Mannes Bella und Ouzo Anfang Dezember zum Verein Paroshunde, "um mich zu ärgern", wie Werner B. heute sagt. Als die Hunde verschwunden waren, startete er eine aufwändige Suchaktion - bis er erfuhr, dass seine Frau die Hunde weggegeben hatte.

Jetzt fordert Werner B. die Herausgabe der Tiere, schließlich sei er der rechtmäßige Halter, der Hundesteuer und Medikamente bezahle. Paroshunde e.V. dagegen steht auf dem Standpunkt, dass der Labrador-Mischling Eigentum des Vereins geblieben und jetzt zurückgegeben worden sei, weil der Hund nicht mehr in der Familie bleiben könne. "Das war ein Rechtsgeschäft zwischen dem Verein und Frau B., eigentlich müsste Herr B. gegen seine Frau vorgehen", sagt Vereinsverwalter Uli Schmid. "Wir stehen plötzlich da, wo wir gar nicht hin wollten."

Das sieht auch Vereinsvorsitzende Claudia Prenntzell so. Frau B. habe den Labrador-Mischling Ouzo nicht gekauft, sondern bis auf Widerruf vom Verein überlassen bekommen. Im Fall der Zwergpudel-Hündin Bella habe der Verein einen Übernahmevertrag geschlossen - im guten Glauben, dass der Hund Frau B. gehöre. "Wir wollten vermeiden, dass Bella in einem Tierheim landet. Sie ist jetzt bei einer Familie, wo sie es gut hat."

Werner B. dagegen ist zuversichtlich, dass er seine beiden Hunde wiederbekommt. "Vielleicht lenkt ja meine Frau noch ein, wenn nicht, muss ich das eben vor Gericht durchsetzen." Am 27.Januar schlägt vor dem Dachauer Amtsgericht die Stunde der Wahrheit. Der Streit um Bella und Ouzo geht aber möglicherweise auch danach noch weiter.

© SZ vom 14.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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