Frühlingskonzert:Sinfonietta Dachau begeistert mit jungen Talenten

Lesezeit: 2 min

Beim Frühlingskonzert der Sinfonietta Dachau meistert Solistin Theresa Strasser am Cello auch schwierigste Passagen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Publikum erlebt in Schloss Dachau einen mitreißenden Konzertabend. Vor allem die 24-jährige Cello-Solistin Theresa Strasser und der junge Dirigent Jesús Ortega Martínez ernten viel Applaus.

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

"Beethoven verehren, Mozart vergöttern wir, aber Haydn (und Schubert!) lieben wir." So beschrieb einst ein begeisterter Wiener das Verhältnis der Wiener zu ihren Klassikern. Beim Frühjahrskonzert der Sinfonietta Dachau bestimmten die beiden Geliebten unter den Wiener Klassikern der Musik das Programm, Joseph Haydn mit seinem Konzert für Violoncello und Orchester D-Dur aus dem Jahr 1783, Franz Schubert mit seiner 1815 komponierten 3. Symphonie, ebenfalls in D-Dur. Beide sind erstaunliche Werke.

Das Cellokonzert von Haydn gilt mit seinen überaus schwierigen Doppelgriff-Passagen und seinen Ausflügen in die höchsten Lagen des Instruments heute noch als eines der Konzerte mit den größten Anforderungen an die Solisten. Dabei hat schon mancher namhafte Cellist keine gute Figur gemacht. Theresa Strasser, Schülerin des großen Cellisten Wen-Sinn Yang in München und Solistin des Frühjahrskonzertes der Sinfonietta Dachau, war so gut vorbereitet, dass sie dieses Haydn-Konzert nicht nur ohne Fehl und Tadel, sondern rundum überzeugend, ja sogar begeisternd spielen konnte. Zusammen mit dem Orchester gelang ihr das Entscheidende, nämlich die Schönheit und die bewegende Emotionalität der Musik Joseph Haydns zum Klingen zu bringen. "Bei Haydn fühlt sich unser Herz allezeit geborgen." So muss es sein, und so war es auch an diesem Konzertabend im Dachauer Schloss.

Das große Podium im Renaissance-Saal von Schloss Dachau war mit zwölf Bläsern und Pauken zum Streichorchester voll besetzt. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Theresa Strasser macht ihrem Ruf als Meisterschülerin Ehre und erntet auch in Dachau viel Applaus. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Der junge Dirigent Jesús Ortega Martínez verdeutlicht in seiner Interpretation von Schuberts dritter Symphonie: Hier geht es um musikalische Größe. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Franz Schuberts dritte Symphonie begeisterte in der Aufführung der Sinfonietta Dachau unter seinem jungen Dirigenten Jesús Ortega Martínez nicht minder. Schubert wird als der Liederfürst verehrt, aber er war noch weit mehr. Beim Konzert der Sinfonietta Dachau erlebte man ihn auf dem Weg zur großen Symphonie, der ja bis zur bedeutendsten Symphonie nach Beethoven führte. Jetzt war das große Podium im Renaissance-Saal mit zwölf Bläsern und (hervorragenden) Pauken zum Streichorchester voll besetzt. Dirigent Ortega Martínez machte in seiner Interpretation vom ersten Takt an den Anspruch dieser Symphonie klar. Es geht um musikalische Größe. Schubert hat die erste bis sechste Symphonie für ein Laienorchester geschrieben, das in sehr großen Zimmern bürgerlicher Wohnungen probte und spielte. An biedermeierliche Hausmusik darf man aber auch bei seinen frühen Symphonien nicht denken, eher an Beethoven, der auch für die jetzt gespielte Symphonie des 18-jährigen Franz Schubert Vorbild war.

Die langsame Einleitung des ersten Satzes ist mit "Adagio maestoso" überschrieben. Im "maestoso" ist bereits der Anspruch dieser Musik enthalten. Das Hauptthema des folgenden Allegro con brio ist ein liebliches Klarinettensolo, das jeder Freund der Klarinette mit dem Bedauern hört, dass Schubert nie ein größeres Werk für die Klarinette geschrieben hat. Man hat bei diesem Allegro con brio von einem "Satz intensiver dramatischer Spannung, der von einer ungemein stark vorwärts drängenden Bewegung durchpulst ist", gesprochen. Genau das verwirklichte Jésus Ortega Martínez mit seinem bestens einstudierten Orchester. Die graziösen Mittelsätze gelangen ebenso gut, und das Presto vivace (Presto allein genügte Schubert nicht) war eine stürmisch dahinbrausende Tarantella.

Zu Beginn des Konzerts hatte die Sinfonietta eine "Sinfonia spirituosa" von Telemann gespielt. "Spirituosa" deutet nicht etwa auf Spirituosen hin, die das Orchester eventuell vor der Aufführung zu sich nehmen sollte, sondern bedeutet "geistreich, feurig". Von Spirituosen war nichts zu bemerken, aber geistreich und feurig war die Aufführung zunächst auch nicht. Das setzte sich erst gegen Ende des Sinfonia allmählich durch.

Die Sinfonietta Dachau spielte die Sinfonia von Telemann wie ein echtes Barockorchester im Stehen, Martínez leitete vom Cembalo aus und dirigierte das Haydn-Konzert ohne Dirigentenstab, den er erst für die Schubert-Symphonie zur Hand nahm. Die Zugabe war eine Überraschung, nämlich der Satz aus der Haydn-Symphonie Nr. 94 "mit dem Paukenschlag", der in England dieser Symphonie den Beinamen "Surprise" gab. Großartig!

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusVivaldi-Orchester unter neuer Leitung
:Dirigent auf weichen Sohlen

Niemand prägte das Karlsfelder Vivaldi-Orchester mehr als die Gründerin Monika Fuchs-Warmhold. Nun hat Heiko Holzknecht die künstlerische Leitung übernommen, und das Ensemble entwickelt sich und wächst.

Von Gregor Schiegl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: