Theatertage Dachau:Schelmisch und musikalisch

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Szene aus "Steinsuppe" des Theaters Zitadelle. (Foto: Leierkasten)

Die 16. Theatertage in Dachau widmen sich kindlichen und erwachsenen Variationen des Puppenspiels.

Der Schauspieler darf also ein Buch in der Hand halten und wenn er sich verspricht, sagt er einfach "Schnitt" und fängt den Satz noch einmal an. Kulissen braucht es nicht. Auf der Bühne links steht der Tisch des Geräuschemachers Max Bauer, mit Aufbauten von Glöckchen, Metallstäben, Trommeln, hölzernen Kästen; rechts stehen Stuhl und Mikrofon des Musikers Roman Bunka und als einziges Versatzstück mittendrin prangt ein imposantes rotes Ledersofa mit Goldumrahmung. Hin und wieder nimmt Stefan Wilkening Platz. Doch meist steht er, eilt hin und her und liest seinen Text. Ein wirrer Haarwust, eine herausragende Nase, eine komische Mimik und eine kräftige Stimme, das reicht, um die Sagen über einen Schelm lebendig werden zu lassen.

Stefan Wilkening eröffnet mit seinem Till Eulenspiegel das öffentliche Programm der 16. Dachauer Theatertage, am Sonntag, 8. November, 17 Uhr. Und wer für die 19 Veranstaltungen (meistens im Ludwig-Thoma-Haus) rechtzeitig Karten und sich außerdem noch bei der Auswahl der Inszenierungen beraten lassen will, sollte schon am Samstag, 26. September, die Dachauer Naturkostinsel aufsuchen. Denn dort steht das gesamte Theatertage-Team parat, um Fragen zum Programm und zu den Künstlern zu beantworten. Der Termin macht übrigens richtig Spaß.

Zwischen Kinder-Vorlieben und Erwachsenen-Ästhetik

Über den Schauspieler Stefan Wilkening braucht es nicht mehr viele Worte, dazu ist er aus Film und Fernsehen viel zu bekannt. Und er ist auch ein arrivierter Star der deutschen Kindertheaterszene. Allerdings würde die Auswahl des Programms durch Impresario Frank Striegler und seine Freunde mit dem Hinweis in die Irre führen, dass die Theatertage vor allem für Kinder geeignet seien. Dazu hat die Vergangenheit belegt, dass die Grenzen zwischen Kinder-Vorlieben und Erwachsenen-Ästhetik verschwimmen. Zum Beispiel wenn Gabi Altenbach und Thomas Gruber das Stück "Frau Grimm erzählt Märchen" aufführen, inklusive eines Hackbretts übrigens. Und das Stück "Mata Hari" zeigt mit Sicherheit auf, welche Dimensionen das Puppenspiel heutzutage erreichen kann. Die Handmaids-Kompanie aus Berlin reist eigens dazu nach Dachau an. Den Kern der Gruppe bilden Sabine Mittelhammer, Ulrike Langbein und Astrid Kjær Jensen.

Schließlich gastiert die A-Capella-Formation Viva Voce auf den Theatertagen. Und das Theater Zitadelle kommt mit dem Erwachsenen-Stück "Sag mal geht's noch?" Der Inhalt: Zwei Schafe wollen im Altersheim "Zum Sonnenschein" grasen. Frau Kuh, Herr Wolf, Frau Katze und Herr Spatz sind gar nicht erfreut darüber. Verwicklungen, ein Jahrhundertraub, neue Freundschaften oder Feindschaften, Liebschaften, und vielleicht doch endlich eine Reise nach Berlin, alles ist möglich in dem neuen Stück. Um es mit Frau Katze zu sagen: "Sag mal, geht's noch?" Diese verblüffende Fortsetzung des bekannten Märchens von den Bremer Stadtmusikanten in einer Berliner Variante verspricht einen kurzweiligen Abend mit skurrilen Tieren und einzigartiger Musik. Wie überhaupt Livemusik eine zentrale gestalterische Rolle auf den Theatertagen einnimmt.

16. Dachauer Theatertage: Sonntag, 8. November bis Freitag, 20. November. Dazu Anreißer mit einer Geschichte über Elvis vom Theater Salz und Pfeffer, Donnerstag, 22. Oktober. Karten unter theatertage-dachau.de. Start des Vorverkaufs am Samstag, 26. September, und Montag, 28. September Naturkostinsel Dachau, jeweils von acht Uhr an.

© SZ vom 24.09.2015 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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