Stadtentwicklung:Platz für Wunsch-Gewerbe

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Mit einer Bebauungsplanänderung schließt der Stadtrat die weitere Ansiedlung von Fachmärkten am Wettersteinring aus

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es gibt ein Mittel gegen die Verwaisung der Innenstädte, es heißt Bebauungsplanänderung. Einstimmig haben die Dachauer Stadträte einer Änderung des Bebauungsplans am Wettersteinring zugestimmt. Damit wird dort für die Zukunft ausgeschlossen, dass sich weitere Fachmärkte ansiedeln. Der Stadtrat erreicht damit zweierlei: Einerseits soll verhindert werden, dass Kaufkraft aus der Altstadt und der inneren Münchner Straße abgezogen wird. Andererseits wird das Gewerbegebiet damit zu einer Fläche für jene Betriebe, denen die Stadt so dringend Möglichkeiten anbieten will und die als Gewerbesteuerzahler gebraucht werden.

Drei Discounter, eine Drogerie, ein Autohaus und ein Fitnessstudio haben sich bisher an dem Gelände zwischen Münchner Straße, Bahngleisen und Bundesstraße 471 angesiedelt. Sie genießen Bestandsschutz, dürfen modernisiert und moderat erweitert werden, nicht aber ihr Sortiment wesentlich ändern. Grundlage für den Ausschluss des Einzelhandels auf diesem Gebiet ist eine Vorgabe aus dem Regionalplan München, laut der Wettbewerb zwischen zentralen und am Rand gelegenen Einkaufsorten vermieden werden soll. Zudem beschloss der Stadtrat 2011 das Einzelhandels- und Zentrenkonzept, das von Bürgern in einem der Thementische entwickelt worden war, und legte in einer sogenannten Dachauer Liste fest, welche Waren nur in der Innenstadt verkauft werden sollen. Dazu gehören Kleidung, Papierwaren, Fahrräder, Spielzeug und Geschirr. Dieser Grundsatz kann auf neu ausgewiesene Gewerbegebiete angewendet werden, beim bestehenden am Wettersteinring musste die Stadt sieben Jahre abwarten. Erst jetzt kann der Bebauungsplan entsprechend geändert werden, ohne dass der Eigentümer dadurch einen Anspruch auf Entschädigung erhält.

Dass die Stadträte dieser Änderung nun einstimmig zugestimmt haben, obwohl sie derzeit in vielem ganz und gar uneinig sind, zeigt, dass um das Thema Zentrenkonzept Ruhe eingekehrt ist. Es war nicht immer unumstritten. Die SPD wollte ihm 2011 nicht zustimmen, weil auf der Dachauer Liste auch Elektroartikel stehen. Die Fraktion erklärte damals, Elektrofachmärkte gehörten nicht in die Innenstadt. Den großen Elektromarkt bekam dann Karlsfeld, Dachau hat bis heute keinen. Bald nach dem Beschluss wurde im Stadtrat 2013 um die Ansiedlung des Kleidungsgeschäfts Engelbert Strauss im Gewerbegebiet von Bergkirchen gestritten. Das Unternehmen verkauft dort auf mehr als 2000 Quadratmetern Fläche vornehmlich Berufskleidung. Für die Freien Wähler damals ein Zeichen, dass Dachau sich Chancen vergebe und Nachbargemeinden das Zentrenkonzept ad absurdum führen.

Zur Zeit bewegt die Stadträte aber weniger der Handel, als die Suche nach Gewerbeflächen. In allen Haushaltsreden wurde betont, dass die Ausweisung von Gewerbegebieten Priorität habe, auch wenn FW-Vorsitzender Edgar Forster sich über das Gewerbeflächenentwicklungskonzept mokierte, bei dem öffentlich geeignete Flächen benannt würden, was aus seiner Sicht zu Preisspekulationen führen würde. Mit der Änderung des Bebauungsplanes für die acht Hektar große Fläche am Wettersteinring soll nun das ursprüngliche Ziel wieder erreichbar sein, die "Schaffung von hochwertigen gewerblichen Arbeitsplätzen", wie es in der Begründung der Änderung heißt.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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