Dachau:Mitten in der Gesellschaft

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Behinderte beweisen am Integrationstag ihr Können

"Und was trauen Sie uns zu?" - diese Frage haben 68 Beschäftigte der Werkstatt für behinderte Menschen in 46 Unternehmen im Landkreis Dachau gestellt. Zum dritten Mal veranstaltete das Franziskuswerk Schönbrunn in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landkreis Dachau einen Integrationstag.

Mit den Worten "Sie sind ein Gewinn für die Gesellschaft" entließ Valentin Schmitt, Leiter der Werkstatt in Schönbrunn und Initiator des Integrationstages im Landkreis Dachau, morgens seine Mitarbeiter mit ihren Assistenten zu den Einsatzstellen. Einen Tag lang hätten sie die Möglichkeit zu zeigen, dass Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich und gleichberechtigt in normalen Unternehmen mitarbeiten können.

Die 68 Praktikanten sind begeistert: "Ich habe heute schon ganz viel gearbeitet", erzählt zum Beispiel Melanie Eichenseer während ihrer Mittagspause. Sie schnuppert Büroluft im Bürgerbüro in der Dachauer Altstadt. "Hier ist immer etwas los: Ich habe Bürger, die einen neuen Ausweis brauchen zur richtigen Sachbearbeiterin geschickt, habe die Post ins Rathaus gebracht und Geld bei der Sparkasse eingezahlt. Außerdem ist gerade heute ein Telefon kaputt gegangen, das habe ich in der IT-Abteilung zur Reparatur abgegeben." Viel Zeit hat sie nicht, denn schon wartet das Fundamt auf sie. Melanie Eichenseer bekommt an diesem Tag Einblick in viele Abteilungen und Aufgaben des Bürgerbüros.

Die Idee des Integrationstages ist es, zum Tag des europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung die Fähigkeiten und Stärken deutlich zu machen, die jeder einzelne in Firmen, Behörden und Institutionen einbringen kann. Das Franziskuswerk hat in Kooperation mit der Stadt und dem Landkreis Dachau 46 Unternehmen gewonnen, die einen Tag lang ein Schnupperpraktikum für einen Beschäftigten aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung anbieten. Durch die große Resonanz war es möglich, ganz unterschiedliche und für alle passende Praktikumsplätze bereitzustellen: in Kindergärten, Handwerksbetrieben, als Hausmeister, im Einzelhandel, in den Gemeinden im Umkreis und bei vielen anderen.

Der Integrationstag findet 2017 zwei Tage vor dem Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. An diesem Tag geht es darum, die Kluft zwischen dem im Grundgesetz verankerten Anspruch der Gleichberechtigung für alle Menschen und der Lebenswirklichkeit Stück für Stück zu überwinden. Entstanden ist der Protesttag im Jahr 1992 auf Initiative des Vereins Selbstbestimmt Leben, einer Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung. Mit seiner Vision 2030 hat sich das Franziskuswerk Schönbrunn auf den Weg gemacht, die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention Stück für Stück Wirklichkeit werden zu lassen.

© SZ vom 05.05.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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