Eine bunte Märchenwelt breitet Fredrik Lindqvist, in Ingolstadt lebender Schwede, vor den Besuchern der KVD-Ausstellung im Dachauer Schloss aus. Da schwebt ein Häuschen durch Baumwipfel, daneben schaukeln junge Frauen durchs strahlende Himmelblau, ein Musik-Duo tritt auf mit Trommel und Trompete, eine andere Gruppe - Lindqvist nennt sie Piraten - hat ebenfalls Musikinstrumente dabei. Zwischen und neben diesen Akteuren wachsen Fantasiebäume in bunten Farben in den Himmel, ein Mädchen hat sich in einem von ihnen hoch oben im Geäst niedergelassen. Im Grün des Vordergrunds wuchert Pflanzliches, an der ein oder anderen Stelle findet sich ein Zitat aus der Zeit des klassischen Buchdrucks.
Seine Kinder und auch die Bilderwelt der eigenen Kindheit hätten ihn zu dieser Arbeit inspiriert, erzählt Fredrik Lindqvist. "Vieles passiert hier gleichzeitig, man kann ständig etwas Neues in dem Bild entdecken", sagt er über seine Arbeit, der er den Titel "Im richtigen Takt" gegeben hat.
Nicht nur der Inhalt von Lindqvists Arbeit aber oder deren schiere Größe von mehr als sechs Quadratmetern ziehen den Besucher der KVD-Ausstellung in ihren Bann: Mindestens ebenso überraschend wie die Bild gewordene Traumwelt des Künstlers ist die Technik der Herstellung. Lindqvist zeichnet seine Entwürfe zunächst auf eine Faserplatte, dann druckt er in Holzschnitttechnik die Motive auf textilen Untergrund. Bei dem in Dachau ausgestellten Stück sind es 25 annähernd quadratische Stoffteile, die nach dem Druck mit groben Stichen zusammengenäht wurden. Seit Lindqvists künstlerischer Ausbildung in Schweden sei es diese Technik, die er ganz überwiegend in seinem Werk nutze, sagt der 52-Jährige. Das Arbeiten mit textilem Material, oft auch mit bunt gemusterten Stoffen, auf die der Druck aufgetragen wird, habe eine ganz eigene Qualität, verleihe der Arbeit Lebendigkeit und Leichtigkeit. Neben den Holzschnitten auf textilem Untergrund hat Lindqvist vielfach auch Kunst am Bau geschaffen, zumeist Holzreliefs, die sich an Schulen, Kindergärten und Büchereien finden. Gelegentlich fügt Lindqvist auch bedruckte Textilien zu Skulpturen zusammen.
Werke des Schweden, der seit 1997 in Deutschland lebt, wurden von Museen wie dem British Museum in London oder dem Museum für moderne Kunst in Stockholm angekauft. Sie wurden in vielen Ausstellungen gezeigt, hauptsächlich in Schweden, Dänemark oder Finnland, aber auch im Haus der Kunst in München und in zahlreichen anderen deutschen Städten.
In der Reihe "Polka Aliens" werden Künstler und ihre Werke aus der KVD-Sommerausstellung "Alien Polka" vorgestellt. Die Ausstellung im Dachauer Schloss ist bis 5. September zu sehen. Die Porträtvignetten basieren auf Druckgrafiken des Dachauer Künstlers und KVD-Vorsitzenden Johannes Karl.