Mitten in Dachau:Mission Erde

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"Geheimnisvolles Erdreich" ist das Thema des "Tags der kleinen Forscher" in diesem Jahr. (Foto: Christoph Wehrer/Stiftung Haus der kleinen Forscher/obs)

Beim "Tag der kleinen Forscher" erkunden Kinder das Erdreich. Recht haben sie. Die Erde ist viel interessanter als das Weltall.

Glosse von Gregor Schiegl

Kini und Kaiser haben abgedankt, seit 1918 ist die Monarchie in Deutschland abgeschafft. Einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 2017 zufolge gilt "Prinzessin" bei jungen Leuten ab 14 in Deutschland aber nach wie vor als einer der Top-Ten-Traumberufe und zwar bei Jungen wie Mädchen. Die Gründe liegen auf der Hand: Wer sich für die royale Laufbahn entscheidet, braucht keine Lehrstelle, und der Leistungsdruck hält sich auch in Grenzen. Alles, was man braucht, ist eine gute Garderobe und ein schönes Lächeln.

Daraus sollte man nicht voreilig schließen, die Jugend hätte keine hochfliegenden Pläne mehr. Der Berufswunsch "Astronaut" schwebt weiter auf Rang sieben, und er steigt womöglich noch um einige Orbitalstufen auf, wenn Markus Söders Ambitionen für das bayerische Raumfahrtprogramm "Bavaria One" eines Tages Realität werden sollten. In Dachau hat man dazu schon vor Jahren vorausschauend ein vergleichsweise bodenständiges "Schülerforschungszentrum" eingerichtet, den MINT-Campus, in dem Kinder und Jugendliche spielerisch ihre Talente in den Bereichen, Technik, Naturwissenschaften und Mathematik erkunden können. Realistischerweise muss man allerdings sagen, dass sich die Zahl der benötigten Raumfahrtkräfte weiterhin in Grenzen halten dürfte. Aber warum in die Ferne schweifen? Auf der Erde geht es ja auch ganz interessant zu. Und in der Erde erst!

Diese elegante Überleitung bringt uns flugs zum bundesweiten "Tag der kleinen Forscher". Der findet zwar erst im Juni statt, aber Dachaus Kitas, Horte und Grundschulen können sich jetzt schon mit kostenlosem Material der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" zum Thema "Geheimnisvolles Erdreich - die Welt unter unseren Füßen" eindecken. Bis zu acht Milliarden Lebewesen können in so einer Handvoll Erde stecken. Echte Forscher verwenden zum Entdecken natürlich eine Profi-Kinderschaufel und ein Eimerchen. Dieses Investment ist definitiv besser angelegt als millionenschwere Raumfahrtprogramme für Reisen durch endlose Weiten, in denen man nicht mal einen handelsüblichen Einzeller antrifft.

Ja, Bayern muss ein Land der Buddler werden, tiefschürfend und erdverbunden. So schaffen wir es eines Tages noch an die Spitze der internationalen Regenwurmlochforschung.

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