Dachau:Lernen für die eigene Identität

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Beim Fest zum einjährigen Bestehen des russischen Kulturvereins sangen Kinder im Garten der Gnadenkirche. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Russische Kulturverein unterrichtet Kinder in ihrer Muttersprache und fördert die Integration der Mitglieder

Von Petra Schafflik, Dachau

Helle Kinderstimmen klingen durch den schattigen Garten der Gnadenkirche, die Allerjüngsten führen Kreistänze vor, dann präsentieren einige Musikschüler ihr neu erworbenes Können den stolzen Eltern. Im vorigen Jahr erst haben einige engagierte Bürger den "Russischen Verein für Bildung, Kultur und Integration" hier in Dachau gegründet. Schon zum ersten Geburtstag zeigt sich beim Sommerfest, auf welch großes Interesse dieses besondere Konzept bei den russischstämmigen Familien in Stadt und Landkreis offenbar stößt. "Wir freuen uns über den großen Zuspruch und haben unser Angebot schon sehr erweitert", sagt Yulia Gelis, die den Verein gemeinsam mit der Vorsitzenden Sofia Molleker leitet.

Gestartet ist der Verein mit dem Ziel, für die Kinder der mehr als 40 bilingualen Familien in Stadt und Landkreis Unterricht in ihrer russischen Muttersprache zu organisieren. Denn im alltäglichen Umfeld in Kita, Schule oder mit Freunden sprechen, lesen und schreiben die Kinder Deutsch. Zu Hause wird oft Russisch gesprochen, doch um die Muttersprache wirklich zu beherrschen, sollen die Kinder auch das Schreiben und Lesen der kyrillischen Schrift lernen. Gestartet ist der Verein deshalb mit Sprachkursen für verschiedene Altersstufen, einmal die Woche treffen sich Mädchen und Buben in kleinen Gruppen im Bürgertreff Dachau-Ost. Der Verein, das betont Gelis ausdrücklich, lege Wert auf eine professionelle, altersgerechte Sprachvermittlung nach modernen pädagogischen Grundsätzen. Geleitet werden die Gruppen daher von Fachkräften, die eine entsprechende Ausbildung haben. Quereinsteigerinnen finanziere der Verein eine Zusatzqualifikation für Russisch als Zweitsprache, die als Fernstudium an der Moskauer Lomonossow-Universität absolviert werden kann. Mit einer fundierten Ausbildung, so Gelis, könnten die Kursleiterinnen "viel besser auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern in einem zwei- oder dreisprachigen Umfeld eingehen."

Übers Jahr sind zu den Sprachkursen weitere Angebote dazugekommen, weil Eltern und Kinder danach gefragt haben. Im Chor, einem Malkurs und der Kochschule wenden die Kinder ihre Muttersprache in einem kreativen Umfeld spielerisch an. Und weil die Mütter, die ihre Kinder zu Rubiki bringen, in der Wartezeit gerne selbst kreativ werden wollten, organisierte der Verein einen Malkurs für Erwachsene. Fester Bestandteil der Vereinsaktivitäten sind auch traditionelle Feste wie Neujahr. Und ganz nebenbei habe sich herausgestellt, dass es ein großes Interesse an gegenseitigem Austausch gibt, gerade auch von neu zugezogenen Familien, die sich über Tipps zum Alltag in Deutschland freuen.

Wichtig ist dem Verein neben der Stärkung der eigenen russischen Identität auch die Offenheit für interessierte Gäste mit verschiedenen Veranstaltungen. Aktiv beteiligt sich Rubiki zudem an integrativen Projekten im Stadtteil Dachau-Ost und darüber hinaus. Beim interkulturellen Fest der Stadt Dachau war man mit einem Aktionsstand dabei, beim Sommerfest des Vereins jetzt haben die Kinder mit bunten Farben einen Mosaik-Stein gestaltet im Rahmen des landkreisweiten Projekts "Integration mit Augenmaß". Umfangreiche Aktivitäten für einen jungen Verein, der noch viel vor hat, wie Yulia Gelis ankündigt. "Immer wieder kommen neue Kinder und ihre Familien dazu, deshalb werden wir das Angebot im kommenden Jahr noch erweitern."

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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