Dachau:"Leffel voll Mell"

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Nahrhaft und lecker: die traditionellen Kindbettnudeln. (Foto: Bezirksmuseum Dachau)

Rezepte zum Nachkochen

Aus Theresia Arnolds "Kochbuch von 1787 hat Ursula Nauderer vom Bezirksmuseum Dachau einige Rezepte ausgewählt, die man auch heute noch nachkochen kann. Mit den heutigen Küchengerätschaften sollte manches sogar leichter herzustellen sein als damals. Manche altertümliche Begriffe sind für den heutigen Leser jedoch erklärungsbedürftig.

Bayerische Rübe-Sülze

"Eine bayerische Rueben Sulzen Zumachen. Erstlich nimbt man in ein Degl (Tiegel, Topf) ein Wennig but(t)er oder fet(t)en und last es warm Werden, darnach schneidt man die bayerischn Rueben langtl(ich) und komen in den Degl hinein und ein wennig Zuker und ein lefel (Löffel) Voll schens mell (Weizenmehl) Kombt alles darein, hernach werd es ganz gelb abgebreunt, darnach schidt (schüttet) man ein braune Sulzen oder ein fleisch Sulzen daran und last es Sieden, hernach kan man die Sulzen durch ein Sib (Sieb) Seichen oder nicht, darnach kommen bade Semel schnidl (gebähte, das heißt geröstete schmale Scheiben von meist altbackenen Semmeln) darein. Dan ist es fertig." (Anmerkung: Späterer Hinzufügung von anderer Hand): "Butter, lasse es langsam backen, man kan es gebacken oder ungebacken geben."

Kindbettnudeln

Kindbettnudeln: Das Rezept geht auf die bayerische Tradition des "Weisat" zurück: Nach der Geburt eines Kindes machte man der Wöchnerin ein Geschenk, in diesem Fall selbstgebackene, besonders feine und nahrhafte Mandelkekse: "Es werden ½ lb. (Pfund) geschälte Mandeln, u. ebensoviel Zucker fein gestossen, ½ lb. Butter schlecht (meint: knapp) gewogen, wird glatt abgerührt, dann werden die Mandeln u. Zucker mit 3 Eiern an den Butter gethan, eine ½ Stunde geriehrt, wenn dies geschehen, wird ½ lb. Mehl hineingestaubt (meint: gesiebtes Mehl dazugegeben), auf das Nudelbrett gethan, die Formen kleiner Dopfennudel (meint: Laibchen) daraus gemacht, ins Kreuz Schnittchen gemacht (meint: kreuzweise eingeschnitten), mit Eier bestrichen, Mehl auf das Blech gestreut (meint: eingefettetes bemehltes Backblech), bei linder (meint: wenig) Hitze gepacken."

Eierpunsch mit Wein

"Man nimmt 8-10 Eier, schlage sie ganz aus, ¼ Pfd. gestossenen Zucker, 1 Boutaillin Wein, 3 Weingläser Wasser, Zitronen nach belieben, oder auch gar keine, thue Alles in einen großen Topf, u. pritsche es tüchtig (meint: rühre es kräftig) über einem nicht zu starken Feuer mit einem abgeschnittenen Birkenbesen (Anmerkung: Heute nimmt man dazu einen Schneebesen), dieses thue man, bis die Masse ganz in die Höhe steigt, mithin kocht. Sodann thue man sie vom Feuer, u. 3 Weingläser Arak hinzu, mit diesem pritscht man noch 2 Minuten Alles zusammen, ohne den Punsch wieder auf das Feuer zu bringen u. dann ist es fertig."

Gebackene Schwämme

"Französische Orade (Dorade, Goldbrasse; seit der Antike bekannter Speisefisch aus dem Mittelmeer) werden in 3 Theile geschnitten und 3 Stunden in Rahm gelegt, dann in einem Ei umgekehrt (meint: gewendet) u. in Schmalz gebacken und gekochte Kirschen dazugegeben."

Im Katalog "Esskultur", erhältlich im Bezirksmuseum Dachau, findet man weitere Rezepte historischer aus Dachauer Kochbüchern.

© SZ vom 28.08.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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