Dachau:Stadträte entscheiden über neuen Schrannen-Pächter

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Noch vor Silvester haben die früheren Pächter das Lokal geräumt. Die Abschlussparty an Heiligabend trug den sinnigen Titel "Last Christmas". (Foto: Jørgensen)

Die Kulturveranstaltungen werden vorübergehend ein Catering aus dem Ludwig-Thoma-Haus erhalten.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Ein neuer Pachtvertrag für das Restaurant in der Dachauer Schranne könnte bereits unterschrieben sein, hätte sich der Stadtrat im Dezember auf einen Haushaltsplan einigen können. So sieht es zumindest Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis für Dachau). "Es ist alles vorbereitet, es ist nur noch nichts unterschrieben", sagt er. Die bisherigen Pächter von der Bargenuss und Esskultur GmbH hatten ihren Vertrag nach fünf Jahren nicht verlängern wollen. Die Neuverpachtung wird sich auf den Haushalt der Stadt auswirken, denn es soll umgebaut werden. Einen Teil der Kosten wird voraussichtlich die Stadt als Verpächter zahlen.

Wer am 15. Januar das erste Kulturschrannenkonzert des neuen Jahres mit Christina Martin besucht, wird durch ein leergeräumtes Lokal hinauf in den Konzertsaal gehen. Noch vor Silvester hatten die ehemaligen Pächter die gesamte Einrichtung abgebaut, Heiligabend hatten sie eine Abschlussfeier unter dem passenden Titel "Last Christmas" gegeben. Die Bewirtung der Kulturveranstaltungen wird im Januar und vermutlich auch Februar der neue Caterer des Thoma-Hauses, Andreas Theilich, übernehmen. Dass der Restaurantbetrieb geschlossen ist, macht sich im Kulturamt bemerkbar. Im vergangenen Halbjahr sei bei Veranstaltern eine gewisse Zurückhaltung spürbar gewesen, sagt Kulturamtsleiter Tobias Schneider. Ohne Getränke kann eben auch ein Kabarettabend eine trockene Angelegenheit werden. Jeweils fünf Veranstaltungen sind für Januar und Februar allerdings eingebucht.

Pächter gibt der Stadt Mitschuld

Matthias Rohleder, der den auf fünf Jahre geschlossenen Pachtvertrag im April gekündigt hat, bedauert das Ende seines Lokals "Altes Schulhaus" und macht auch die Stadt als Verpächter dafür verantwortlich. "Wir hätten weitergemacht", sagt er, wäre man ihm und seinen Kollegen etwas entgegengekommen. Das größte Problem der Gaststätte sei gewesen, dass viele sie schlicht übersehen hätten, sagt Rohleder. Die Stadt habe aber nicht erlaubt, entsprechende Schilder anzubringen. Außerdem wollten die Wirte die Terrasse umgestalten. Sie sollte begradigt und eingezäunt werden. Dafür hätten sie eine Verringerung der Sitzplatzzahl in Kauf genommen. Auch hierbei ging es ihnen darum, den Wirtsbetrieb besser erkennbar zu machen. "Das hätte sich alles gut ins Bild des Gebäudes und des Platzes einfügen können", glaubt Rohleder.

Unverständlich fanden die Wirte, dass nach etwa zwei Jahren die anfängliche Gemeinschaftswerbung von Stadt und Pächter eingestellt worden sei. Anfangs sei jeder Flyer für die Konzerte mit einer Anzeige vom Alten Schulhaus bedruckt gewesen. Rohleder lobt jedoch die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt, ein solches sei anderen Städten nur zu wünschen. Die Bewirtung der Kulturveranstaltungen allein sei jedoch immer ein Zuschussgeschäft gewesen.

Schwankende Qualität

Bürgermeister Kühnel und SPD-Stadtrat Sören Schneider können die Vorwürfe des ehemaligen Pächters nur bedingt nachvollziehen. Die Qualität von Speisen und Service habe stark geschwankt. "Man kann den schwarzen Peter nicht der Stadt zuschieben", sagt Schneider. Kühnel betont, dass die Stadt sehr moderate Mieten verlange. Beide bedauern, dass nicht auch andere Optionen für die Nutzung der Schranne diskutiert worden sind. SPD und Bündnis hatten sich dafür ausgesprochen, das Erdgeschoss der Künstlervereinigung als Galerie anzubieten. Das ursprüngliche Konzept zur Nutzung der Schranne sei überarbeitungswürdig, sagt Schneider. Kühnel bezweifelt, dass genügend Kundschaft da ist, um ein Restaurant dieser Größe gewinnbringend zu betreiben.

Einen festen Zeitpunkt für die Neueröffnung des Restaurants hat die Stadt in ihrer Ausschreibung nicht vorgegeben. Es sei nicht vorgesehen gewesen, dass sich die Pächter die Klinke in die Hand geben, sagt Florian Scherf vom Gebäudemanagement der Stadt. "Man muss das realistisch sehen", sagt Scherf. Ein Auszug des einen und Einzug des neuen Pächters brauche Vorbereitungszeit. In der Ausschreibung stand darum nur: "Zum frühestmöglichen Zeitpunkt." Gastronom Rohleder schätzt aus seiner Erfahrung, dass das frühestens im Sommer oder Herbst sein könne.

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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