Die Lagergemeinschaft Dachau hat in einem offenen Brief den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgefordert, die Verfolgung und Diskriminierung von Mitgliedern der Zeugen Jehovas in seinem Land zu unterbinden. Der Vorsitzende der Lagergemeinschaft, der Holocaust-Überlebende Ernst Grube, schreibt: "Kein Tag vergeht, an dem nicht von staatlicher Repression gegenüber Zeuginnen und Zeugen Jehovas berichtet wird. Die Wohnungen von Angehörigen der Religionsgemeinschaft werden durch den russischen Geheimdienst FSB und polizeilichen Stellen durchsucht und verwüstet. Es kommt zu gewalttätigen Übergriffen und Misshandlungen. Frauen und Männer werden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Anträge auf Hafterleichterungen oder Strafaussetzungen werden regelmäßig abgelehnt."
Die Lagergemeinschaft Dachau, die Organisation, die von Überlebenden des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Dachau gegründet wurde, habe sich den Idealen der Opfer des nationalsozialistischen Unrechts verpflichtet und fordere deshalb Putin auf, das Unrecht, das Angehörigen der Religionsgemeinschaft angetan werde, endlich zu beenden. Das "Nie wieder!" der Opfer des Nationalsozialismus beziehe sich auch auf Unrecht gegenüber religiösen Minderheiten.
Gerade Angehörige der Zeugen Jehovas sind zu tausenden in die KZ der Nazis verschleppt und zu hunderten ermordet worden, weil sie gemäß Ihren religiösen Idealen lebten. "Wir fordern Sie auf, jeder Bewohnerin und jedem Bewohner der Russischen Föderation das verfassungsmäßige Recht auf freie Religionsübung zu gewähren. Bitte beenden sie dieses Unrecht", heißt es abschließend in dem Brief an den Präsidenten Vladimir Putin.