Dachau:Kreisrätinnen gegen Gewalt

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Diese Kreisrätinnen wollen Jungen und Mädchen so früh wie möglich vor Gewalt schützen. (Foto: oh)

Im Herbst soll präventiv eine Kampagne gestartet werden

Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Um häusliche Gewalt wirksam zu bekämpfen, ist die Zusammenarbeit aller Verantwortlichen in staatlichen und nicht-staatlichen Institutionen erforderlich. Diesem Thema haben sich jetzt die Kreisrätinnen bei ihrem zweiten Treffen auf Initiative von Kreisrätin Marese Hoffmann und Stephanie Burgmaier Hoffmann angenommen. Denn immerhin gibt es im Landkreis pro Jahr etwa 150 Fälle gemeldeter sexualisierter häuslicher Gewalt im Landkreis - mit einer hohen Dunkelziffer.

Ziel des Treffens war die zuständigen Vertreterinnen in der Landkreisverwaltung kennenzulernen. Kompetente Informationen gaben die Leiterin der Familienberatung Gleichstellung und Inklusion des Landkreises Susann Haak-Georgius und eine Mitarbeiterin der "Distel" der Dachauer Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Iris Fladerer. Gemeinsam mit den Verantwortlichen im Landratsamt wollen die Kreisrätinnen auf Anregung von Sabrina Spallek, Dritte Bürgermeisterin in Haimhausen und Kreisrätin, im Herbst eine Präventionskampagne namens "Luisa" auf den Weg bringen.

Es soll einen Arbeitskreis geben, der projektbezogen mit der Kampagne Luisa beginnt. Die Ansprechpartnerinnen in den Gemeinden sollen sich vernetzen und von Distel geschult werden. Wirte im Landkreis bestätigen, dass der Einsatz von K.o.-Tropfen zunimmt, auch in Freibädern, auf Volks- und Stadelfesten sind junge Frauen vor Übergriffen nicht sicher. Auch wenn in Zeiten von Corona viele Bars und Discos geschlossen sind, wollen die Rätinnen für die Zeit nach Corona gemeinsam mit Gewerbetreibenden im Landkreis, einer Verantwortlichen pro Gemeinde und dem Landratsamt ein Schutzsystem gegen sexualisierte Gewalt aufbauen.

Ein weiteres Gespräch soll es mit den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses geben. Besonders wichtig schien den Rätinnen auch der Schutz der Kinder, denn die in der Kindheit erlebte oder miterlebte Gewalt beeinträchtigt die Entwicklung unmittelbar und wirkt sich zudem nachhaltig auf das spätere Erwachsenenleben aus. Frauen, die in ihrer Kindheit und Jugend körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Eltern miterlebt haben, erleiden später mehr als doppelt so häufig selbst Gewalt durch den Partner. Bei Frauen, die nicht Zeuginnen von elterlicher Gewalt geworden sind, ist das anders. Frauen, die in Kindheit und Jugend direkt Opfer von körperlicher Gewalt durch Erziehungsberechtigte wurden, waren im Erwachsenenalter dreimal so häufig von Gewalt durch den Partner betroffen. Hier wird deutlich, wie wichtig ein möglichst früh einsetzender Schutz von Mädchen und Jungen ist.

Im Lauf des Gesprächs wurde deutlich, dass bei allen relevanten Stellen vor allem auch bei der Polizei und den Gerichten nicht ausreichend geschulte Mitarbeiterinnen zur Verfügung stehen, umso wichtiger ist die Zusammenarbeit aller verantwortlichen im Landkreis. Deshalb hat man überlegt, bei Bedarf Gemeinderätinnen künftig mit einzubeziehen. Die Reihe der Gespräche wird fortgesetzt und soll ein fester Bestandteil des politischen Engagements von Frauen im Landkreis sein.

© SZ vom 30.07.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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