Dachau:Konflikt entschärft

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Die Pellheimer atmen auf: Nach Protesten der Anwohner einigt sich die Ziegelei Hörl & Hartmann mit der Umweltbehörde und den Nachbarn auf Maßnahmen gegen die Geruchsbelästigung.

Petra Schafflik

Weil er ein gut nachbarschaftliches Verhältnis will, ist Ziegeleibesitzer Anton Hörl bereit, für 1,3 Millionen Euro von schwerem Öl auf Erdgas umzustellen. (Foto: DAH)

-Die Bürgerproteste gegen massive Geruchsbelästigungen, die von der Dachauer Ziegelei Hörl & Hartmann im Ortsteil Pellheim ausgehen, zeigen jetzt Wirkung: Bei einer Besprechung haben sich am Montag Kreisumweltbehörde, Unternehmensvertreter und die in der Interessengemeinschaft "Uns stinkt's" (IG) organisierten Bürger auf einen Maßnahmenplan verständigt. Die Ziegelei werde im Sommer die Feuerung von schwerem Heizöl auf Erdgas umstellen, betont Unternehmer Anton Hörl. Um den störenden Geruch zu reduzieren, will der Betrieb zwei technische Verfahren erproben und bei Erfolg eines davon umsetzen. Sollten dennoch weiterhin Geruchsbelästigungen auftreten, werde man von Amts wegen ein spezielles Geruchsimmissionsgutachten in Auftrag geben, erklärt Stefan Löwl, Leiter der Kreisumweltbehörde.

"Wir haben einen Teilerfolg erzielt", so kommentiert der Prittlbacher IG-Sprecher Josef Veit das Ergebnis der gut zweistündigen Besprechung. Veit hat im Frühjahr mit einer Unterschriftensammlung die seit Jahren immer wieder aufflackernde Bürgerkritik erstmals mit Nachdruck öffentlich gemacht. Bald darauf zeigte sich, dass nicht nur Prittlbacher unter dem beißenden Gestank leiden, der bei bestimmten Windlagen von der Ziegelei über die angrenzenden Ortschaften streicht. "Bürger aus Pellheim, Pullhausen, Bachern und Lohfeld haben sich bei der Interessengemeinschaft gemeldet." Durch die große Zahl der Betroffenen sei deutlich geworden, "dass nicht nur einzelne eine besonders sensible Nase haben", sagt Veit. Die Kreisumweltbehörde hat auf die energischen Bürgerproteste prompt reagiert. In den folgenden Monaten hätten die Umweltingenieurinnen des Landratsamts bei mehreren Ortsterminen "deutlich wahrnehmbare Gerüche festgestellt, welche eindeutig der Ziegelei Hörl zuzuordnen waren", so die Behörde. Andererseits haben aber gleichzeitig anberaumte Messungen ergeben, dass vom Unternehmen alle gesetzlichen Grenzwerte nicht nur eingehalten, sondern zum Teil sogar deutlich unterschritten werden.

Obwohl sich eine gesetzliche Verpflichtung also nicht ergibt, wird das Unternehmen trotzdem handeln. "Wir wollen ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis, deshalb sind wir bereit, mehr zu unternehmen", erklärt Ziegeleibesitzer Anton Hörl. Konkret wird der Betrieb im kommenden Sommer die Feuerung der Öfen von schwerem Heizöl auf Erdgas umstellen.

Die Verwendung von schwerem Heizöl war in der Vergangenheit unabhängig vom Thema Geruchsbelästigung immer wieder von Bürgern kritisiert worden. Von der Umstellung der Energieversorgung, die für das Unternehmen mit Investitionskosten von 1,3 Millionen Euro verbunden ist, verspricht sich Hörl "eine deutliche Reduzierung der Emissionen". Und was die Geruchsbelästigungen angeht, hat der Betrieb jetzt einen Experten eingeschaltet und wird ab Dezember Tests mit zwei unterschiedlichen Verfahren zur Geruchsreduzierung starten. Sollte eine der Techniken das gewünschte Ergebnis erzielen, "werden wir nachrüsten", verspricht Hörl, der optimistisch ist. "Wir sind jetzt auf einem guten Weg."

Vorsichtig zuversichtlich ist auch Josef Veit, der sich freut über "erste Schritte" in die richtige Richtung. Einig ist er sich mit den übrigen Betroffenen, dass die avisierten Maßnahmen des Betriebs erst einmal abzuwarten sind. Letztlich zähle nur das Ergebnis: "Wir wollen, dass es nicht mehr so stinkt." Ergebnisorientiert agiert auch die Kreisumweltbehörde. Zunächst sei er froh über die Bereitschaft aller Teilnehmer, konstruktiv auf eine Lösung hinzuarbeiten, sagt Stefan Löwl. Sollten weiterhin Geruchsbelästigungen auftreten, will das Landratsamt erneut aktiv werden und ein spezielles Geruchsgutachten in Auftrag geben. Derartige Studien auf Basis der Geruchsimmissionsrichtlinie sind komplex, Ergebnisse könnten frühestens in einem Jahr vorliegen.

© SZ vom 29.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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