Kochwirt Dachau:Klassisch bayerisch

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"Wir bekommen eine echte Wirtschaft, wie wir sie in der Altstadt nicht mehr gehabt haben." Der neue Pächter, Matthias Schilcher, gewährt ersten Einblick in den neuen Kochwirt.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Spannung steigt bei Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Er hat die Innenräume des Kochwirts in der Altstadt nach dem Umbau durch den neuen Pächter Matthias Schilcher aus Markt Indersdorf noch nicht gesehen. Für Mittwochnachmittag kündigte er seinen Besuch an, um das Geheimnis zu lüften und damit die Frage zu beantworten, was aus den Zusagen geworden ist.

Schilcher wollte die Räume so umgestalten, dass ein kleines Nebenzimmer entsteht. Er plante ein neues, einheitliches Farbkonzept; dazu eine organisatorisch effiziente Essensdurchreiche. Er versprach "eine vernünftige bayerische Wirtschaft".

Schilcher führt in der Altstadt die Roxy Bar und hat eben erst im Gewerbegebiet Schwarzer Graben die Hifive-Burger&Bar eröffnet. Deswegen hatte sich der Umbau des Kochwirts um Monate verzögert. Der Stadtrat war darüber informiert. Schilcher sagte der Dachauer SZ im Juni: "Ich habe der Stadt mitgeteilt, dass ich mich zuerst um die Bar kümmern muss. Ich kann nicht zweigleisig fahren."

Der Kochwirt ist eine Dachauer Institution

Allerdings warten viele Bürger und ehemalige Stammgäste sehnlich darauf, dass sie wieder regelmäßig auf ein Bier in die Altstadt gehen können. Denn der Kochwirt ist eine Dachauer Institution und war der maßgebliche Treffpunkt überhaupt. Besonders unter dem legendären Biwi, der im Januar 2006 starb. Nachfolger Stefan Eisenreich war zwar ein Garant der Kochwirt-Tradition mit geselligen Schafkopfabenden und bayerischer Kost. Aber sehr bald stellte sich heraus, dass der ökonomische Erfolg nicht seinen Erwartungen entsprach. Ihm fehlte ein Nebenraum für Feste und damit eine lukrative Einnahmequelle. Deswegen wollte Neuwirt-Matthias Schilcher auch einen kleinen, abgeschlossen Nebenraum einbauen lassen.

Mittwoch, 12. August, 15 Uhr: Die Wirtschaft sieht auf den ersten Blick so aus wie früher. Nur halt frisch geweißelt. Aber die Bänke sind jetzt in einem dunklen Braun gehalten, die Türen in einem gedämpften Grün, die Biertische kommen zurückhaltender daher, weil die Platten nicht mehr so dick sind und in der Höhe fast halbiert wurden. Auch das Nebenzimmer lässt sich jetzt durch eine Tür abschließen, so dass kleine geschlossene Gesellschaften möglich sind. Und im zweiten, lang gezogenen Raum hat Matthias Schilcher im Stil eines alten bayerischen Wirtshauses Doppelbänke aneinandergereiht.

Schöne Details

Man kann sich vorstellen, wie die Gäste beim Bier sitzen und über die Tische hinweg miteinander reden. Die Durchreiche von der Küche kommt zwar bescheiden daher, war aber das technisch schwierigste Stück. Der Durchbruch war wegen der Leitungen in den Wänden aufwendig. Insgesamt wirken die Räumlichkeiten ruhiger und zurückhaltender. Schilcher sind auch schöne Details gelungen, wie die Kupferlampen, die traditionellen Mustern folgen. Er wird die Wandverkleidung aus den 80er Jahren im bayerischen Pseudostil durch eine neue, an alten Vorbildern orientierte ersetzen.

Die Kupferlampe ist klassischen Wirtshaus-Vorbildern nachempfunden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Frage indes wird die Dachauer Kochwirt-Traditionalisten beschäftigen. Soll wieder das große Biwi-Porträt von Heiko Klohn aufgehängt werden? Oder geht es nicht kleiner, auch weil Matthias Schilcher eine ganz eigenständige gastronomische Idee einer "wirklichen klassischen bayerischen Wirtschaft" verfolgen möchte. Koch wird Daniel Michalke aus Tandern, Cousin der Rosenmüller-Drehbuchautorin Kathrin Michalke. Daniel Michalke hatte beim Brummer in Großinzemoos gelernt und arbeitete im Bachmaier Hofbräu in München.

Schilcher startet am Samstag, 29. August, um 17 Uhr. In den ersten drei Wochen beschränkt er sich auf die Abendstunden. Am Mittwoch, 23. September, 11 Uhr findet die offizielle Eröffnung statt. OB Hartmann sagt: "Wir bekommen eine echte Wirtschaft, wie wir sie in der Altstadt nicht mehr gehabt haben." Vielleicht noch nie.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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