Dachau:Kein Maibaum

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Die Halterung für den Maibaum auf dem Unteren Markt in Dachau bleibt auch dieses Jahr nackt. (Foto: Toni Heigl)

Das Aufstellen fällt erneut aus

Von Viktoria Hausmann, Dachau

Thomas Kienast, hat es in seiner Vereinskarriere auf die stolze Zahl von 38 Maibäumen gebracht: Die hat der Vorsitzende mit seinem Burschen- und Madlverein Randelsried-Asbach geklaut. Darunter war der Maibaum in Rekordgröße von der Gemeinde Gundelshausen im Jahr 2018. In diesem Jahr muss Kienast aber niemand fürchten. Die Pandemie hat überhaupt das Vereinsleben seit 15 Monaten fast komplett zum Erliegen gebracht. Wie schon im Vorjahr wird es wieder nichts mit der alten Tradition: Einen Maibaum klauen, den eigenen aufstellen und bewachen - dafür gibt seine Gemeinde, der Markt Altomünster, keine Genehmigung. Außerdem braucht das Ritual um den Maibaum viel Zeit, und Kienast hat viele Vereinsmitglieder lange schon nicht mehr gesehen. "Wir haben jetzt überlegt, ob wir ihn im Sommer aufstellen, falls da schon Veranstaltungen erlaubt sind. Aber wahrscheinlich muss es bis nächstes Jahr warten," sagt der Vereinsvorsitzende.

Ostern und Weihnachten hat die Pandemie ruiniert, unzählige Hochzeiten und runde Geburtstage und jetzt auch noch die Maifeste. Die Randelsrieder müssen sich an diesem Freitag nach drei Jahren von ihrem geliebten Maibaum trennen. Und zwar in der coronakonformen Dreimann-Notbesetzung mit Lader und Bulldog, bestätigt Kienast. In Dachau hätte die Freiwillige Feuerwehr eigentlich schon 2020 einen neuen Baum aufstellen wollen. Der alte musste 2019 weg. Deshalb haben sich die Feuerwehrler auch so auf diesen 1. Mai gefreut. "Leider haben wir uns entschlossen, auch in diesem Jahr keinen Maibaum aufzustellen," sagt der stellvertretende Vorsitzende Sebastian Fritsch. "Das Aufstellen kann man zwar noch irgendwie unter Einhaltung der Corona-Regeln hinbekommen, aber das Problem sind die Schaulustigen, die sich automatisch versammeln würden." Fritsch lacht viel am Telefon. Besonders der Gedanke an ein Social-Distancing-Maibaumaufstellen, das jeder Dachauer von zuhause aus am Schirm verfolgt - "mit einem Dutzend Häusern im Weg" - erheitert ihn. Aber nicht wirklich, wenn er an den nackten Unteren Markt in Dachau denkt.

Was nun? Da bleibt wohl nur noch der Maibaum im Film. Neben dem aus der eher für Preußen gemachten Serie "Dahoam is Dahoam" empfiehlt sich die witzige Szene aus "Sauerkrautkoma", in der der Baum dem Rausch von Simmerl, Schorschi, Moratschek und Flötzinger zum Opfer fällt. Fans des experimentellen Films könnten es auch mit der Maibaumszene aus dem "Wicker Man" versuchen. Die ist aber eher skandinavisch.

© SZ vom 30.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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