Dachau/Karlsfeld:Im Dienst der Sicherheit

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Sicher ist sicher: Schulweghelfer Manfred Krämer sorgt dafür, dass Nele Förster sicher über die Augsburger Straße in der Dachauer Altstadt kommt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Schulweghelfer leisten einen wichtigen Beitrag, dass Kinder gut über die Straße kommen. Doch besonders in Dachau ist ihre Zahl zu gering. Die Stadt sucht dringend weitere Ehrenamtliche für den Job

Von Benjamin Emonts, Dachau/Karlsfeld

Manfred Krämer steht am Donnerstagmittag mit Kelle und neongelber Warnweste in der Dachauer Altstadt. Hier, an der Einmündung von der Augsburger Straße in die Burgfriedenstraße, kommen morgens und mittags die Kinder aus der Dachauer Klosterschule vorbei. Krämer weiß genau, was er tut, er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Als Kinder sich nähern, bittet er um eine kurze Gesprächspause, um sich ganz seiner Aufgabe zu widmen. Nach einem Blick nach links und rechts geht er auf die Straße. Auf der Fahrbahnmitte stellt er sich quer und streckt seinen Arm mit der Kelle aus. Kein Durchkommen, signalisiert er. Jetzt darf die Horde Kinder die Straße überqueren - ohne jede Gefahr.

An den Einsatzorten der Schulweghelfer haben sich nach Auskunft der Stadt Dachau seit 20 Jahren keine Unfälle mit verletzten Personen mehr ereignet. Ihr Einsatz ist sinnvoll, darüber besteht kein Zweifel. Das Problem ist nun, dass es deutlich zu wenige Schulweghilfer gibt, um alle neuralgischen Punkte zu besetzen. Im gesamten Stadtgebiet sind es derzeit 147 für 20 Straßenüberwege, überwiegend Rentner und Eltern. Engpässe gibt es in Dachau-Ost und teilweise in Dachau-Süd. In Augustenfeld ist die Lage so prekär, dass ein Posten womöglich gar nicht mehr besetzt werden kann. Andere Überwege bleiben zeitweise verwaist, weil es zu wenig Personal gibt und Ausfälle kaum kompensiert werden können. Wiederum andere Punkte, wie beispielsweise an der Ecke Theodor-Heuss- und Schleißheimer Straße, würde die Stadt gerne zusätzlich besetzen - nur wie? Die Not ist offensichtlich so groß, dass sich die Stadt Dachau veranlasst sah, in einer Pressemitteilung öffentlich um neue Schulweghelfer zu werben. "Melden Sie sich", appellierte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Und der Dachauer Hauptamtsleiter Josef Hermann ergänzt: "Wir suchen so viele wie möglich." Die Stadt gibt derzeit 38 000 Euro im Jahr für die Schulweghelfer aus.

Für den Frührentner Manfred Krämer ist die Aufgabe durchaus reizvoll, wie er am Donnerstag erzählt. Da er nicht mehr arbeitet, freue er sich, "unter Leute zu kommen und eine tägliche Aufgabe zu haben". Pro Woche übernimmt Krämer sechs Schichten, meistens morgens. Sie gehen von 7.20 Uhr bis kurz nach 8 Uhr oder von 11 bis ungefähr 12.30 Uhr. Pro Schicht zahlt die Stadt Dachau eine Aufwandspauschale von 5,10 Euro. "Das ist finanziell schon ein Anreiz", sagt Krämer. Und er leistet einen wertvollen Dienst an der Gesellschaft.

Die Dachauerin Karin Königer und ihre Tochter Anna sind in der Altstadt mit dem Fahrrad unterwegs. Auch sie geleitet Krämer über die Straße. "Ich bin echt dankbar, dass es Menschen gibt, die sich bei Wind und Wetter hierhin stellen und die Kinder sicher über die Straße bringen", sagt die Mutter. Sie traut ihrer achtjährigen Tochter natürlich zu, selbstständig die Straße zu überqueren. "Aber es beruhigt mich, dass die Schulweghelfer da sind. Das gibt mir Sicherheit", sagt Königer.

Wie wichtig Schulweghelfer für die Sicherheit der Kinder sind, wurde auch wieder am Schuljahresanfang betont, als Stadt, Polizei und die Verkehrswacht des Landkreises ihre traditionelle Presseauskunft mit Tipps und Hinweisen zu dem Thema gaben. "Es ist ein Fakt, dass kein Schulweg so sicher ist wie derjenige, an dem Schulweghelfer positioniert sind", erklärte die Verkehrserzieherin der Polizeiinspektion Dachau, Andrea Riederer. Auch sie monierte allerdings, dass sich zu wenige ehrenamtliche Schulweghelfer finden ließen, um noch mehr gefährliche Straßenüberwege zu besetzen.

Auf der Suche nach weiteren Ehrenamtlichen ist auch die Gemeinde Karlsfeld, in der sich zwei Grundschulen befinden. Zum Schulbeginn ruft die Gemeinde jedes Jahr öffentlich auf, um neue Helfer zu gewinnen. "Es brennt zwar nicht lichterloh, aber wenn wir ein paar mehr Ehrenamtliche hätten, wäre es nicht schlecht. Es können ja nicht genug sein", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Wer sich eine Tätigkeit als Schulweghelfer vorstellen kann, der kann sich unter der Nummer 08131 / 2978880 bei der Karlsfelderin Martina Vonnahme oder direkt bei der Gemeinde melden. Dachauer Interessenten wenden sich an die Sekretariate der vier Dachauer Grundschulen oder an das Ordnungsamt unter der Nummer 08131 / 75-139 beziehungsweise per Mail an ordnungsamt@dachau.de.

Die Kinder sind ihren Schulweghelfern durchaus dankbar, wie die achtjährige Theresa von der Klosterschule erklärt. "Das ist gut, wenn uns jemand über die Straße hilft. Dann kann uns nichts passieren", so sagt sie. Die anderen Kinder nicken und gehen zufrieden und vor allem sicher nach Hause.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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