Restaurant in Dachau:Das Amalfi zieht in die Augsburger Straße

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Seit 50 Jahren führt die Familie Conson das Amalfi. Jetzt zieht das italienische Restaurant vom Karlsberg in den Helferwirt.

Von Christiane Bracht, Dachau

Das Amalfi ist in Dachau eine Institution. Wer Pizza, Pasta oder italienische Fisch- und Fleischspezialitäten will, geht in das Restaurant am Karlsberg. Seit 50 Jahren betreibt es die Familie Conson. Doch es stehen Veränderungen an: Ende Juli werden die Gäste zum letzten Mal den atemberaubend schönen Blick über die Dächer Dachaus genießen können, während sie Giovanni Ciraglianos Menüs verspeisen.

Das Amalfi schließt. Aber keine Sorge, Nella Conson und ihr Mann Giovanni Ciragliano wollen nicht in den Ruhestand gehen. Sie wollen sich nur etwas verkleinern und ziehen deshalb um.

Das Amalfi eröffnet in der Augsburger Straße

Im August werden sie dann im ehemaligen Helferwirt an der Augsburger Straße wiedereröffnen. Dort wo bis Anfang Juni noch die Leibspeis war. Etwas wehmütig ist Nella Conson schon. "Eine Ära geht zu Ende", sagt sie. Ihr ganzes Leben hat sie am Karlsberg Gäste bewirtet, mit ihnen parliert, gelacht und manchmal auch geweint. Viele Familien kommen seit Jahrzehnten zum Essen ins Amalfi. Vom Baby bis zum Opa kennt Nella Conson alle. Taufen, Kommunionen, Firmungen, Hochzeiten und Geburtstage hat sie zusammen mit ihrem Mann zu einem Erlebnis für die Familien gemacht. Dabei sah es am Anfang gar nicht so aus, als ob das Amalfi ein so großer Erfolg werden würde.

"Die ersten Gäste schauten misstrauisch zur Tür herein und sind gleich wieder gegangen", erinnert sich Nella Conson. 1969 gab es nur wenige italienische Restaurants. Luigi Conson, der Vater von Nella, war einer der ersten italienischen Wirte in Dachau. Für ihn war es die Chance, seine Familie - Frau und drei Kinder - nach Deutschland zu holen. Die Dachauer kannten damals weder Pizza noch Pasta, sie aßen Schweinebraten. Erst langsam trauten sie sich an die italienische Küche heran. Immer mehr Leute fuhren in den Urlaub nach Süden - und damit kam auch die Liebe zur mediterranen Kost. Zwar aßen die Dachauer noch lange lieber Sahnesoßen zur Pasta als Arrabiata oder Aglio Olio. Aber das Amalfi wurde schnell zur Tradition.

Das Amalfi wurde schnell zur Tradition

"Anders als meine Geschwister konnte ich kein Wort Deutsch, als ich nach Dachau kam", sagt Nella Conson. Sie lernte aber fleißig und schnell, auch mit den Gästen. Heute versteht sie sogar Bayerisch. Und wenn man sie fragt, ob sie sich eher als Italienerin fühlt oder als Dachauerin, sagt sie ohne zu zögern: "Mehr als Dachauerin". "Es ist eine schöne, ruhige Gegend und die Stadt hat alles." Aber wenn man ein paar italienische Worte fallen lässt, geht ihr Herz auf, ihre Augen leuchten und sie lacht. Dann ist das Veneto doch wieder ganz nah. Da kommt sie her.

Aber warum heißt das Restaurant eigentlich Amalfi? "Treviso kennt keiner, Amalfi und die Küste sind dagegen sehr beliebt. Da assoziiert man gleich Berge und blaues Meer", sagt sie. Deshalb hätten die Italiener damals solche Namen bevorzugt. Vater Luigi suchte ihn aus. Später übernahm Nellas Bruder Silvano Conson das Restaurant bis er in Rente ging und kurz darauf starb. Seit 18 Jahren führt sie es nun zusammen mit ihrem Mann Giovanni Ciragliano. Er steht jeden Tag außer mittwochs in der Küche. "Ich liebe es zu kochen", sagt er. Manchmal schaut er aus Küche heraus, lacht, reißt kleine Witzchen und flirtet mit den Gästen. So mögen es die Dachauer.

"Es ist ein schwerer Abschied"

Alle Oberbürgermeister waren Stammgäste, die Rathausverwaltung kommt oft mittags vorbei, die Freunde aus den Partnerstädten werden ebenfalls hierhin geführt. Nella und Giovanni erinnern sich auch gerne an die wilden Faschingspartys früherer Zeiten nach dem Umzug durch die Stadt. Vor allem die legendären Ravioli mit Weißwurst gefüllt. Giovanni kreierte sie, weil einige Stammgäste immer wieder nach Weißwürsten fragten. Ein gelungener Scherz. Giovanni lacht noch heute darüber.

"Es ist ein schwerer Abschied", sagt Nella Conson. "Es war eine schöne Zeit, aber irgendwann ist es halt so", seufzt sie. 65 Plätze und im Sommer die Terrasse mit dem "Bella Vista", das ist zu viel geworden. Im neuen Lokal werden sie nur noch 35 Plätze haben und eine etwas kleinere Speisekarte. Im Herbst wollen sie ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Die beiden hoffen, dass die Gäste - zu den meisten haben sie ein sehr persönliches Verhältnis - die neuen Räume als "neues Wohnzimmer" annehmen werden. Die Öffnungszeiten bleiben, der Mittagstisch auch.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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