Dachauer Jugendpreis 2022:Die spannende Suche nach dem Haus vom Nikolaus

Lesezeit: 2 min

Finn-Oliver Walter (stehend als Krampus) und Lucas Kolinger haben für ihre Nikolaus-Aktionen den Dachauer Jugendpreis 2022 erhalten. (Foto: privat)

Zwei junge Männer verhelfen Kindern in der Corona-Zeit zu einem vorweihnachtlichen Lichtblick. Dafür erhalten sie den diesjährigen Dachauer Jugendpreis.

Von Alexandra Vettori, Dachau

Da unter der alten Eiche schimmert ein Licht, die Kinder halten gespannt den Atem an. Vorsichtig stapfen sie weiter und erstarren, denn am Lagerfeuer da sitzt er - der Nikolaus. Dieses Erfahrung haben im Vorjahr etwa 70 Kinder machen dürfen, ermöglicht von zwei jungen Burschen aus Dachau, die mit Engagement und Fantasie aus einem coronabedingten Provisorium etwas ganz Besonderes gemacht haben - und das unter Einhaltung strengster Hygieneregeln.

2018 haben Finn-Oliver Walter und Lucas Kolinger, beide heute 19 Jahre alt, mit Nikolaus-Hausbesuchen begonnen. Die Idee hatte Lucas' Mutter, die anregte, etwas für einkommensschwächere Familien zu bieten, die sich den herkömmlichen Nikolaus-Dienst nicht leisten können. Ein Kostüm fand sich auf dem Speicher, die Mutter chauffierte, Eltern und Kinder waren glücklich, und ihnen selbst machten die Auftritte einen Riesen-Spaß. Dann kam Corona, "und wir haben unsere kurze Karriere als Nikolaus und Krampus schon am Ende gesehen", erzählt Finn-Walter Oliver.

Wenn der Nikolaus nicht kommen darf, kommen eben die Kinder

Doch weit davon entfernt aufzugeben dachten sie sich eine coronakonforme Alternative aus: "Was ist, wenn die Kinder zum Nikolaus kommen?" Und so verlegten sie das Treffen in einen Wald bei Hilgertshausen-Tandern, vor eine Hütte, die der Waldbesitzer ebenso zur Verfügung stellte, wie er die Erlaubnis erteilte, zwecks Weihnachtsstimmung Kerzen und ein kleines Feuer zu entzünden. Und nun legte das kreative Duo erst so richtig los: Sie entwarfen einen Stationen-Weg vom Parkplatz zur Hütte, auf dem die Kinder etwas über den Nikolaus und seine Werte erfuhren.

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Der Suche nach dem Haus vom Nikolaus voraus ging eine gut durchdachte Organisation. Von den Eltern wurden Geschenke und Lob- und Tadel-Texte abgeholt, dann erhielten die Kinder mit der Post einen Brief vom Nikolaus, in dem er sie zu seiner Hütte einlud, Lageplan und Zeitplan zwecks Vermeidung von Kontakten inklusive. "Wir wollten, dass die Kinder in eine andere Welt eintauchen", erzählt Finn-Oliver Walter, der als Nachwuchs-Filmemacher auch eine Produktionsfirma mit dem bezeichnenden Namen "dreamcapture" betreibt.

Auf die Frage, warum sich das zwei Burschen antun, bis zu zwölf Stunden an mehreren Tagen in der Kälte auszuharren, um Kinderaugen strahlen zu lassen, muss Finn-Oliver Walter nicht überlegen: "Es hat uns viel Spaß gemacht, in die Rollen zu schlüpfen und den Stationenweg auszutüfteln. Und wir wollten zeigen, was alles möglich ist, auch unter Corona-Bedingungen." Witzige Situationen habe es auch gegeben, zum Beispiel als ein Kind fragte, wem die Helme gehörten, die von der Decke der Hütte baumelten. "Die Helme hingen halt da, und wir haben nicht dran gedacht, sie wegzuräumen. Da musste der Nikolaus ganz schnell improvisieren. Er erzählte dann was von seinen Helfern, die wegen Corona im Homeoffice arbeiten. Die Kinder haben das einfach hingenommen, aber die Eltern mussten sich das Lachen verbeißen."

Dass die Suche nach dem Haus vom Nikolaus für viele Kinder wirklich ein besonderes Erlebnis war, zeigten Rückmeldungen von Eltern. "Manche erzählten, dass die Kinder den Brief vom Nikolaus im Schatzkästchen aufheben, andere haben danach wochenlang ihr Zimmer aufgeräumt."

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