Bund Naturschutz:Grüne Lobbyarbeit

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Seit 40 Jahren setzt sich der Bund Naturschutz im Landkreis für die Bewahrung der natürlichen Lebensräume ein.

Von Robert Stocker, Dachau

Der Kampf um Lebensräume und den Erhalt der Natur - das ist das wichtigste Anliegen, das der Bund Naturschutz verfolgt. Das gilt auch für die Dachauer Kreisgruppe, die vor 40 Jahren gegründet wurde. Sie hat sich von bescheidenen Anfängen in den Siebzigerjahren zu einem wichtigen Interessenvertreter mit mehr als 3900 Mitgliedern und elf Ortsgruppen im Landkreis entwickelt. So gehen die Ausweisung des Weichser Mooses als Naturschutzgebiet oder die Pflege und Renaturierung des Dachauer und Palsweiser Mooses auf ihre Initiative zurück. Sie erheben aber auch in der Umweltpolitik ihre Stimme. Am Sonntag, 27. September, feiert die Kreisgruppe ihr Jubiläum mit einem Fest im Karlsfelder Bürgerhaus.

Als eingetragener Verein ist der Bund Naturschutz zwar politisch neutral. Dennoch nimmt er auf allen politischen Ebenen Einfluss, wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele geht. Das wichtigste heißt, großflächige Eingriffe in die Natur zu verhindern. Deshalb kämpft die Kreisgruppe gegen Gewerbegebiete im Grünzug zwischen Dachau und Karlsfeld und gegen den Bau der Dachauer Ostumgehung. Der Grünzug soll zum Landschaftsschutzgebiet werden. "Das sind die wichtigsten Anliegen zum Jubiläum", sagt Kreisvorsitzender Roderich Zauscher. Wenn die Ostumgehung geplant wird, wollen nicht nur die Naturschützer, sondern auch Grundeigentümer und die Stadt München klagen. "Die Ostumgehung ist eine reine Erschließung des Gewerbegebiets Schwarzer Graben", sagt Peter Heller, Vorsitzender der Dachauer Ortsgruppe. Dem Straßenbau müsste ein alter Eichenwald weichen; außerdem werde das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet um den Saubach gefährdet, in dem die äußerst seltene und geschützte Libellenart Helm-Azurjungfer lebt.

Auch der Erhalt des regionalen Grünzugs ist ein zentrales Anliegen der Naturschützer. Er sei für den Frischluftaustausch zwischen Dachau und München wichtig. Eine gewerbliche Bebauung würde die Schneise zerstören und die Wanderbewegung von Tieren verhindern. Außerdem diene der Grünzug als Freizeit- und Erholungsfläche besonders für die Bewohner von Dachau-Ost. Zauscher: "Wir müssen den politisch Verantwortlichen klarmachen, dass hier keine Bebauung mehr geht." Die Kosten für die Umgehung werden auf 30 Millionen Euro geschätzt. Nach Ansicht des Kreisvorsitzenden wäre es besser, das Geld in den Nahverkehr zu investieren.

In ihrer Rückschau auf die vergangenen 40 Jahre verweisen Zauscher und Heller auch auf umweltpolitische Themen, zu denen die Naturschützer Stellung bezogen. Sie kämpften gegen die Atomkraft und die dritte Startbahn am Münchner Flughafen, klagten gegen Mülldeponien und verhinderten eine 380-Kilovolt-Leitung, die von Ingolstadt nach Wollomoos führen sollte. "Die von uns unterstützte Demonstration gegen die dritte Startbahn war die größte, die es in Dachau je gegeben hat", sagt Zauscher stolz. Außerdem verweist er auf zwei Bürgerentscheide, die aus Sicht der Naturschützer ein erfolgreiches Ergebnis brachten: den Ausstieg Dachaus aus dem Kohlestrom und ein Nein zu Gewerbegebieten im Grünzug.

Auch globale Themen werden behandelt

Die Kreisgruppe bezieht aber auch zu globalen Themen wie Klimawandel, dem Freihandelsabkommen TTIP oder den Flüchtlingsströmen Position. Die Märkte in Afrika würden von den Industrieländern kaputt gemacht, die örtlichen Bauern würden deshalb verarmen. Aus überschüssigen Milchbeständen werde Pulver produziert, das auf dem afrikanischen Markt verhökert werde. "Durch den Klimawandel und eine falsche Wirtschaftspolitik produziert der Westen die Flüchtlingsströme", kritisiert Zauscher. Dazu setzt sich die Kreisgruppe für eine Energiepolitik ein, die auf Wind und Sonne setzt.

Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Erhalt von Biotopen. Schwerpunkte sind derzeit der Schutz der Artenvielfalt im Dachauer und Palsweiser Moos. Dort sollen Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen erhalten werden. Durch die Absenkung des Wasserspiegels in der einstigen Moorlandschaft und den Abbau des Rohstoffes Torf wurde vielen Arten die Lebensgrundlage entzogen. Viele Wiesen wurden in Äcker umgewandelt. Mit den Biodiversitätsprojekten wollen die Naturschützer die letzten Moorreste sichern. Auch im Schwarzhölzl ist die Kreisgruppe noch aktiv. Es wurde auf Betreiben des langjährigen Mitglieds Josef Koller unter Naturschutz gestellt.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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