Tourismus:Geschäftsreisende füllen Hotels

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Zahl der Gäste im Landkreis steigt im Jahr 2015 um sechs Prozent.

Von Johannes Korsche, Dachau

Im vergangenen Jahr besuchten insgesamt 135 000 Touristen den Landkreis, davon allein knapp 50 000 die Große Kreisstadt. Das geht aus der jährlichen Studie "Tourismus in Bayern" des Bayerischen Landesamtes für Statistik hervor. Nachdem die Gästezahlen zuletzt leicht rückläufig waren, bedeutet dies einen Anstieg von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Tourismus im Landkreis entwickelte sich damit leicht besser als in Bayern, das insgesamt mehr als 34 Millionen Gäste anlockte, im Jahresvergleich eine Steigerung von fünf Prozent. Die Studie erfasst alle Übernachtungen in Unterkünften mit mehr als zehn Betten. Während sich nahezu alle Gemeinden im Landkreis positiv entwickeln, verzeichnet Karlsfeld erhebliche Einbußen.

Michael Groß, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dachau, führt das überdurchschnittliche Wachstum im Landkreis auf eine nachhaltige Entwicklung zurück. Einmalige oder seltene Veranstaltungen wie die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung des Dachauer Konzentrationslagers hätten keine besondere Rolle gespielt: "Ein Jahr hat 365 Tage, da reicht ein Wochenende für gute Jahreszahlen nicht aus". Groß betreibt selbst zwei Hotels im Landkreis. Seiner Erfahrung nach ist der "normale" Hotelgast nicht ein Urlauber, sondern ein Geschäftsreisender: "Von solchen Gästen leben wir." Besonders spürten es die Hoteliers, wenn in München eine Messe sei.

Nach Karlsfeld sind vergangenes Jahr deutlich weniger Besucher gekommen

Davon profitiert Karlsfeld allerdings wenig. Obwohl die Gemeinde der Messestadt München am nächsten liegt, sind im vergangenen Jahr deutlich weniger Touristen gekommen. 2015 waren es lediglich 10 000 Gäste, fast ein Viertel weniger als im Vorjahr. An fehlenden Betten jedenfalls liegt das nicht. Nur knapp 25 Prozent der Karlsfelder Hotelbetten sind belegt, das ist die niedrigste Auslastung im gesamten Landkreis. Ähnliches zeigt sich auch bei den Übernachtungen: Während sie landkreisweit um gut sieben Prozent gestiegen sind, gingen sie in Karlsfeld im selben Zeitraum um knapp 20 Prozent zurück. Hinzu kommt, dass, wer in Karlsfeld übernachtet, nur knapp zwei Tage bleibt. Zum Vergleich: Die Besucher in Markt Indersdorf halten sich durchschnittlich vier Tage dort auf, der Höchstwert im Landkreis.

Peter Freis hat als Wirtschaftsförderer der Gemeinde Karlsfeld bereits Ideen, wie Karlsfeld für Touristen attraktiver werden könnte: mit neuen Hotels. Eines könnte am Prinzenpark West entstehen, ein zweites im Gewerbegebiet im Grünzug in "landschaftlich interessanter Umgebung", sagt Freis. Doch der Bau scheitert nicht nur daran, dass das Gewerbegebiet im Grünzug noch umstritten ist. Es liege auch daran, dass das Thema Tourismus im Gemeinderat derzeit brach liege: "Im Moment wird man belächelt, wenn man dieses Thema anspricht."

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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