Es sieht auf den ersten Blick aus wie eine ganz normale Stadtführung. Nur, dass niemand auf die Person schaut, die die Führung abhält. Stattdessen schauen die etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Rathausplatz auf ihre Handys. Dort erscheinen in kurzen Abständen historische Abbildungen des Rathausgebäudes, immer passend zu der Epoche, um die es gerade geht.
Zumindest läuft das so in der Theorie, in der Praxis hapert es noch ein wenig. Bei einigen Teilnehmern erscheinen die Bilder erst gar nicht, bei anderen sind sie schnell wieder weg, obwohl Gästeführerin Brigitte Fiedler noch gar nicht fertig ist. Solche Startschwierigkeiten seien aber normal, sagt Fiedler, schließlich sei es das erste Mal, dass sie eine Stadtführung mit einer App mache.
Die App soll das Mitschleppen schwerer Ordner erleichtern
Es ist eine App, die Schülerinnen und Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums Dachau im Rahmen des P-Seminars "Dachau Appsolut sehenswert" entwickelt haben, um den Dachauer Gästeführerinnen das Leben zu erleichtern. Die mussten bisher bei ihren Führungen nämlich oft schwere Ordner voll mit Bildern und Diagrammen mitschleppen, um sie in ihre Führungen einzubauen. Das soll durch die neue App - eine Idee der Dachauer Gästeführerin Illona Huber - nun nicht mehr nötig sein. Nun können Abbildungen in den passenden Momenten einfach auf den Handys ihrer Teilnehmer angezeigt werden. Vorausgesetzt, diese haben sich zuvor die App heruntergeladen und den QR-Code auf dem Bildschirm der Gästeführerin eingescannt.
Auch Audiodateien sind integrierbar, etwa um den Besuchern einen musikalischen Eindruck aus der Entstehungszeit des Dachauer Schlosses zu geben. Hierfür steuerte Sophie Suttner, Musiklehrerin am Taschner-Gymnasium, ein von ihrem Freundeskreis eingesungenes Lied von Orlando di Lasso bei.
Man kann die App aber auch unabhängig von einer Stadtführung benutzen und sich beim eigenständigen Erkunden der Dachauer Altstadt die Inhalte selbst anzeigen lassen. Insgesamt sei die App eine große Erleichterung, so Fiedler, auch wenn es voraussichtlich noch ein wenig dauern werde, bis sich alle an das neue Programm gewöhnt haben.
Mit nur wenigen Vorkenntnissen zur funktionierenden App
Es ist eine beachtliche Leistung der Schülerinnen und Schüler vom Ignaz-Taschner Gymnasium, die die App entwickelt haben. Sie hatten keine größeren Vorkenntnisse im Programmieren oder in der App-Entwicklung. Im Rahmen ihres P-Seminars hatten sie sich in drei Teams aufgeteilt, eines für die Programmierarbeit, eines für die Recherche der historischen Abbildungen und eines für das Erstellen der Benutzeroberfläche. Damit der technische Teil trotzdem funktioniert, wurden die Schüler von Christian Hildebrand, einem Informatiker und ehrenamtlichen Mitarbeiter des MINT-Campus Dachau e.V, unterstützt.
Gerade weil sie kaum Vorkenntnisse hatten, hätten sie bei der Entwicklung viel mitnehmen können, so Fabian Herrn vom Programmier-Team. "Es hat uns wirklich sehr viel Spaß gemacht", sagt er. "Gerade auch die Zusammenarbeit mit Christian beim Programmieren. Ich selbst hatte damit zwar schon ein wenig Erfahrung, der Großteil unseres Teams aber eben nicht."
Für das Recherche-Team war das Stadtarchiv eine wichtige Anlaufstelle
Auch Sophia Eilers, die dem Recherche-Team angehörte, zieht ein positives Fazit: "Es war auf jeden Fall sehr interessant. Wir im Recherche-Team waren ja wochenlang immer wieder im Stadtarchiv, um Bilder und Dokumente einzuscannen und digital verfügbar zu machen." Dabei bekamen die Schüler Unterstützung von Stadtarchivar Andreas Bräunling.
Insgesamt sind die Schülerinnen und Schüler stolz auf ihre Leistung. In wenigen Monaten haben sie eine funktionierende App auf die Beine gestellt. Betreut wurden sie dabei von ihren Lehrkräften Andrea Tabor und Sabine Geißler. Für sie war die Entwicklung einer App ebenfalls etwas ganz Neues. Zu der Vorstellung kamen auch der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und der Schulleiter des Taschner-Gymnasiums, Markus Zimmermann.
Den "Dachau Guide" kann man über die gängigen App-Stores herunterladen.