Dachau/Freising:Pilgern digital

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Die Jugendkorbinianswallfahrt nach Freising lässt sich über eine App verfolgen. Landkreisstart ist in Petershausen

Tausende Jugendliche werden an diesem Wochenende wieder auf den Freisinger Domberg kommen. Am Samstag und Sonntag, 12./13. November, findet die 74. Jugendkorbinianswallfahrt für Teilnehmer aus der Diözese München Freising statt. Gestartet wird je nach Wohnort an unterschiedlichen Plätzen und meist auch zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Manche nehmen einen besonders beschwerlichen Weg auf sich: Auch in diesem Jahr werden 60 junge Leute zu Fuß von der Münchner Frauenkirche zum Domberg pilgern, die Teilnehmerzahl ist seit Jahren in etwa gleich hoch. Gestartet wird um 9 Uhr in München, Ankunft ist gegen 20 Uhr am Freisinger Mariendom. Jugendliche aus dem Landkreis Dachau beginnen die Wallfahrt in Petershausen ebenfalls an diesem Samstag um 9 Uhr, von da geht es auf einer laut der katholischen Jugendstelle Dachau etwa 26 Kilometer langen Strecke bis zum Freisinger Domberg, wo die Gruppe zwischen 16.30 und 17 Uhr ankommen soll.

Die Fußwallfahrer erinnern neben der persönlichen Erfahrung auch daran, wie das Jugendfest eigentlich begann. 1942 traten drei junge Frauen mit ihrem Jugendseelsorger diesen Fußmarsch an, um für Frieden zu beten und mit anderen Gläubigen den Namenstag des Diözesanpatrons zu feiern. Sie starteten um Mitternacht, um einem möglichen Fliegeralarm zu entgehen. Ein Jahr später fanden sich bereits 16 junge Pilger zusammen. Inzwischen kommen die meisten der jungen Leute mit S-Bahn oder Zug, um auf dem Domberg Gleichgesinnte zu treffen und Impulse für den Glauben zu erhalten.

Fixpunkte sind heute neben der Wallfahrt die Kulturnacht, der große Gottesdienst, Workshops, Mitmachangebote und die Abschluss-Vesper. Seit 1969 steht das Treffen auf dem Domberg unter einem Leitthema, in diesem Jahr lautet es: "Barmherz-ich". Das Wochenende bildet den Abschluss des Jahres der Barmherzigkeit. Damit soll eine "Brücke in den Alltag" gebaut werden, wie der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) erklärt. Es gehe beim Thema Barmherzigkeit um nichts weniger als um das, was der einzelne daraus mache. Die Jugendkorbinianswallfahrt "ist eine gute Gelegenheit, uns gegenseitig zu ganz konkreten Werken der Barmherzigkeit anzuspornen", sagt Diözesanjugendpfarrer Daniel Lerch.

Höhepunkt ist traditionell der Festgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx. Er beginnt am Sonntag um 8.30 Uhr im Mariendom. Vorbereitet wird er von den sechs Mitgliedsverbänden des BDKJ München und Freising. Den musikalischen Part übernimmt "The Circle's End" aus Neufahrn. Auch bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Jugend und Religion - Wie kann ich über meinen Glauben reden?", die am Sonntag um 12 Uhr im Kardinal-Döpfner-Haus beginnt, ist Marx dabei, um mit den jungen Leuten darüber zu sprechen, was sie an der Sprache der Kirche stört oder ob sie überhaupt leicht über ihren Glauben reden können. Auf dem "Markt der Möglichkeiten" können die jungen Pilger, je nach Interesse, zudem ganz unterschiedliche - und zum Teil auch ganz weltliche - Schwerpunkte setzen. Im Angebot ist beispielsweise, an einem praktischen Beispiel zu erkunden, wie ein Windrad funktioniert. An einem anderen Stand kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und ein "Foto für mehr Menschlichkeit" schießen. Auch im Siebdruck oder Slacklinen können sich die Teilnehmer ausprobieren.

Zuvor, am Wallfahrts-Samstag, steht die Kulturnacht auf dem Programm. Sie beginnt nach dem Abendessen um 19.30 Uhr mit DJ, Kino, Cocktail-Bar und Café. Das ganze Programm ist im Laufe der Jahre moderner, jugendlicher geworden - das zeigen schon Titel wie "Blind Date im Dom". Die Veranstalter versprechen "Gänsehautfeeling". Jede halbe Stunde beginnt dort zwischen 20 und 23 Uhr eine Performance mit Licht und Musik. Um 24 Uhr klingt die Kulturnacht mit dem Nachtimpuls im Dom aus.

Natürlich gibt es längst auch einen Korbi-Shop im Internet mit allem, was man als Pilger so braucht: Eine Wallfahrertasse aus Edelstahl, Thermoskanne, Pflasterset, Regenponcho, Schlüsselband, Aufkleber oder Handysocke. Auf dem Fußmarsch selbst können Smartphones den Pilgern einen wichtigen Dienst erweisen: Ganz zeitgemäß unter der Überschrift "Wallfahrt 2.o" haben sie die Möglichkeit, ihren Weg online verfolgen. Auch das gesamte Programm auf dem Domberg lässt sich per Handy mobil abrufen ( www.jugendkorbinian.de). Dieser Service ist ganz neu.

© SZ vom 12.11.2016 / psc, kama - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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