Dachau:Fortsetzung folgt

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Dachaus neuer OB Florian Hartmann führt Beziehungen, die sein Vorgänger Peter Bürgel (CSU) geknüpft hat, kontinuierlich fort. Eine Einladung an die Politiker aus Oradour gibt es auch schon.

Von Walter Gierlich

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist es nicht, der liegt schon einige Jahre zurück. Aber die Freundschafts- und Versöhnungsfahrt von Dachau nach Oradour markiert zusammen mit dem Besuch des neuen Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann (SPD) so etwas wie den Beginn vertiefter Kontakte. Die Befürchtungen, die manche Dachauer gehegt hatten, dass die erfolgreiche Gedenk- und Erinnerungspolitik von Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) nach dessen Abwahl einschlafen könnte, erweist sich als schlicht aus der Luft gegriffen. Bürgels Nachfolger Hartmann setzt sie kontinuierlich fort. Das hat er in den vergangenen Tagen bewiesen, als er im französischen Oradour-sur-Glane an der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag des Massakers der SS an 642 Männern, Frauen und Kindern teilnahm. Beim Abschied gab der fast 89 Jahre alte Robert Hébras, einer der wenigen Überlebenden des Massakers vom 10. Juni 1944, dem erst 27-jährigen OB mit auf den Weg: "Sie müssen dafür sorgen, dass das nicht vergessen wird."

In diesem Jahr war es erstmals nicht nur der OB, der sich ins Limousin aufgemacht hatte. An der Gedenkfeier nahmen auch mehr als 30 Dachauer Radsportler und deren zehnköpfiges Begleitteam teil, die zuvor in sieben Etappen eine 1200 Kilometer lange Freundschafts- und Versöhnungsfahrt hinter sich gebracht hatten. Die Idee zu der Tour hatte der Dachauer CSU-Stadtrat Wolfgang Moll gehabt, der auch Vorsitzender des örtlichen Radsportvereins Soli ist. Er stieß auf große Resonanz seiner Mitglieder, von denen nur den wenigsten Oradour zuvor ein Begriff gewesen war. "Für mich war die Teilnahme ein Bedürfnis -gerade als Dachauer", sagte Josef Wastian. Und Freddy Burkhart, der Chef der Soli-Radsportabteilung, erklärte, dass ihm das Ziel Oradour wichtig gewesen sei. "Das ist schon etwas Besonderes, an so einen Ort zu fahren." Bedauerlich fand er nur die Sprachbarriere zu den neugewonnen Freunden. "Oft fehlen die Worte, wenn einem etwas wichtig ist." Doch einig waren sich alle Teilnehmer, dass so eine Fahrt mehr zusammenschweißt als ein einmaliger Besuch. "Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass wir hier so zusammenkommen", sagte bei einem Empfang für die Radfahrer Oradours Bürgermeister Philippe Lacroix. "Es ist ein Moment der Freundschaft und Brüderlichkeit, mit dem diese Fahrt heute zu Ende geht", erklärte er. Wie Hartmann wurde auch Lacroix in diesem Frühjahr neu ins Amt gewählt. In seiner Rede lobte er die beiden Vorgänger Bürgel und Raymond Frugier, die 2009 die Beziehungen geknüpft hätten: "Heute gibt es Freundschaft zwischen den beiden Städten und Versöhnung zwischen den beiden Ländern", sagte er in Anspielung auf die 1200 Kilometer lange Tour.

Hartmann dankte in seiner Ansprache vor allem Hébras, der mit seiner Versöhnungsbereitschaft den Boden für die Freundschaft bereitet habe. Er dankte aber auch den Organisatoren der Fahrt, die er als "großartiges Symbol zwischen unseren beiden Völkern und zwischen Oradour und Dachau" bezeichnete. "Hier ist eine Freundschaft entstanden, auf der man wirklich aufbauen kann", sagte auch Initiator Moll bei dem Empfang, der selbst die ganze Strecke mitgefahren ist. Bei freundschaftlichen Kontakten wird es bleiben. Eine offizielle Partnerschaft kommt weder für Hartmann noch für Lacroix in Frage. Dafür seien die beiden Orte strukturell zu unterschiedlich: Dachau mit 45 000, Oradour mit nur 2300 Einwohnern. Auf jeden Fall hat Hartmann seinen Amtskollegen, dessen Vorgänger und dessen Stellvertreter zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ im kommenden Frühjahr eingeladen. Und Moll hat den dortigen Radsportverein zum Bergkriterium 2015 eingeladen.

© SZ vom 13.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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