Fasching:Aloisius im sündigen Partytempel

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Zur Musik der Oktoberfest-Band "Nachtstark" tanzt die maskierte Menge im Stockmann-Saal. (Foto: Toni Heigl)

Rund 1000 Gäste feiern beim Feuerwehrball im Thoma-Haus. Das Motto "Himmel und Hölle" legen die Besucher äußerst unterschiedlich aus.

Von Andreas Förster, Dachau

Dass es heiß hergehen würde auf dem Faschingsball der Dachauer Feuerwehr im Thoma-Haus, kann man schon frühzeitig erkennen: Rauch steigt aus dem Schlund einer teuflischen Fratze, die über dem Tor zu "Floriani's Hölle" befestigt ist. Rotglühende Augen starren die Gästeschlange an, die zu Beginn des Abends bis auf die Augsburger Straße zurückreicht.

Höllisch heiß geht es auch innen zu, als sich nach und nach rund 1000 Gäste an der Security vorbei in das Thoma-Haus drängen. Zunächst aber brauchen sie Geduld, denn auch der Weg zur Garderobe im zweiten Stock ist erst einmal mit Warten verbunden. Gut, dass die Rock'n Roll Band " Thunderbirds" gleich den Song "Take It Easy" von den Eagles spielt, auf Deutsch: "Mach dich locker". Das beherzigten auch alle Gäste, denn es sollte bis zum Schluss um etwa 4 Uhr morgens, ein durch und durch friedlicher, harmonischer und ausgelassen fröhlicher Partyabend werden.

Im ersten Stock wird zu live gespielten Rock Classics, Oldies und Pop-Perlen fast ununterbrochen getanzt - wie im Hexenkessel. Das ganze Haus ist kunstvoll mit einer leuchtend roten, lasziven Deko geschmückt, die zur einen Hälfte aus einem Bordell und zur anderen aus einem expressionistischen Horrorfilm von F.W. Murnau hätte stammen können. Da waren wieder viele begabte Dekorateure und fleißige Helfer am Werk, die das ehrwürdige Thoma-Haus in einen wahrlich "sündigen" Partytempel verwandelt haben.

Rauch steigt aus dem Schlund einer teuflischen Fratze, die über dem Tor zu "Floriani's Hölle" befestigt ist (Foto: Toni Heigl)
Engel und Teufel feiern beim Feuerwehrball gemeinsam. (Foto: Toni Heigl)
Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann kommt als Engel Aloisius mit seiner Gattin Julia. (Foto: Toni Heigl)
Die Rock'n Roll Band "Thunderbirds" spielt als eine der beiden Bands im Thoma-Haus. (Foto: Toni Heigl)
Unter ihren Maskierungen sind einige Ballbesucher kaum mehr zu erkennen. (Foto: Toni Heigl)

Da das offizielle Motto des Feuerwehrballs "Himmel & Hölle" heißt, haben sich rund 80 Prozent der Besucher entweder als Engel oder als "Deifi" verkleidet. Die restlichen Kostüme verteilen sich auf wackere Kreuzritter und römische Soldaten, züchtige Nonnen und Mönche, gruselige Gespenster und Vampire. Andere verstehen das Motto "Himmel & Hölle" als Einladung, um viel nackte Haut zu zeigen, mancher kommt gar im frivolen Lack- und Lederkostüm. Die Gesichter sind weiß und schwarz geschminkt, Teufelsfratzen wechseln sich ab mit blinkenden Kopfbedeckungen und weißen Masken, die an den Karneval in Venedig erinnern.

"Ich war bisher auf jedem Feuerwehrball"

Christoph Bauer, Beatrice Lagois und Gitti Obländer haben schon am Samstagvormittag damit angefangen, sich und weitere Freunde für den lang ersehnten Ball herzurichten. "Ich war bisher auf jedem Feuerwehrball", versichert Bauer, der sich "narrisch freut", dass nach drei Jahren Pause endlich wieder gefeiert werden kann.

Auch für die Gastgeber selbst ist der Ball ein großes Vergnügen: "Wir wollen dieses Mal einfach nur feiern und keinen eigenen Auftritt vorbereiten", sagt der Vorstand der Dachauer Feuerwehr, Florian Reiter. In den Jahren vor der Corona-Zwangspause gab es immer wieder Show-Einlagen von Kameraden. Doch dieses Mal genügt die Party-Musik von den "Thunderbirds" auf der kleinen Bühne und der Oktoberfestband " Nachtstark" auf der großen Bühne im Stockmann-Saal, um die maskierten Massen zum Brodeln zu bringen.

Mittendrin ist auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann. Er kommt als Engel Aloisius mit seiner Gattin Julia. "Das Kostüm hab' ich selbst geschneidert", sagt Hartmann, der scheinbar als einziger unter den Aloisius-Verkleideten wusste, dass der echte Münchner im Himmel kein blauweiß kariertes Leibchen trug, sondern ein Weißes und dazu eine Zither.

Ein weiterer Höhepunkt ist der umjubelte Auftritt der Dachauer Faschingsgarde mit der Showtanzgruppe "Dancing Diamonds". Der gelungene Auftritt wird durch die Verleihung eines Ehrenordens an drei Feuerwehrler abgerundet: Jörg "Jockel" Mehrwald wird geehrt als "Oberelektriker der Feuerwehr, der bei den Bällen stets dafür sorgt, dass der Strom nicht ausfällt", so Hofmarschall Erik Kunert in seiner Moderation. Der zweite Orden geht an den stellvertretenden Vorstand Mathias "Hias" Glück und den dritten Orden will Faschingsprinzessin Nora I. an den ersten Feuerwehr-Vorstand Florian Reiter überreichen. Doch er weiß nichts davon und ist erstmal nicht auffindbar. Schließlich wird er an der Bar gefunden und bekommt den verdienten Orden doch noch.

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