Personalmangel:"Wir sind am Limit"

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Sierra-Nicole Chereeji und ihr Kollege Philipp Maly können im Familienbad Dachau Verstärkung gebrauchen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wegen fehlenden Personals macht das Dachauer Familienbad am Samstag bereits um 18 Uhr zu. Das mag verschmerzbar sein. Doch dahinter verbirgt sich ein größeres Problem: Es mangelt generell an Aushilfen, Rettungsschwimmern und Bademeistern.

Von Elisabeth Klaushofer, Dachau

Das Verlangen nach Abkühlung lockt Eltern mit ihren Kindern an heißen Ferientagen unter anderem in das Familienbad Dachau. Der Badespaß wird am kommenden Samstag, 26. August, allerdings verkürzt. Wie die Stadtwerke Dachau - der Betreiber des Familienbades - mitteilen, muss das Freibad wegen Personalmangels an diesem Tag bereits zwei Stunden früher um 18 statt um 20 Uhr schließen. Krankheitsbedingt, heißt es auf Nachfrage.

Wenn das Freibad an einem Tag zwei Stunden früher schließt, mag das verschmerzbar sein. Doch dahinter steckt ein größeres Problem: Die Stadtwerke suchen "dauerhaft" nach Personal für das Bad. Den Stadtwerken zufolge braucht das derzeit 17-köpfige Team noch drei zusätzliche Vollzeitkräfte, damit der Betrieb "reibungslos" laufen kann. Aktuell werde es - wie jetzt am Samstag beispielsweise - bei Krankheitsfällen schnell eng. Im Gespräch mit der SZ Dachau sagt die Betriebsleiterin des Dachauer Familienbades, Manuela Reichelt: "Wir sind wirklich am Limit."

Andere Freibäder im Landkreis sind "gut besetzt"

Ob bei Aushilfen, Rettungsschwimmern oder Bademeistern: Das Personal, das am Becken die Schwimmer und Schwimmerinnen beaufsichtigt, fehlt. "Wir fahren diese Saison mit Rufbereitschaft", sagt Reichelt. Ihre Teamkollegen würden oft ihren freien Tag opfern, um den Freibadbetrieb aufrecht zu erhalten. "Manchmal muss ich dann aber für meine Kollegen eine Grenze ziehen", sagt Reichelt und verweist auf das Arbeitszeitgesetz. Immerhin seien ihre Kollegen für die Sicherheit der Badegäste am und im Becken verantwortlich. Besser einmal zwei Stunden weniger baden, "bevor wir dann den ganzen Tag zumachen müssen", findet Reichelt.

Die Gäste werden die Verkürzung der Öffnungszeit verstehen können, da ist sich die Betriebsleiterin sicher. Bereits Anfang Juli mussten die Stadtwerke das Familienbad einmal früher schließen. Auf der Homepage, mit Aushängen am Gelände und persönlich am Eingang informierte damals sowie jetzt auch das Freibad-Team die Besucherinnen und Besucher über die verkürzte Öffnungszeit. "Wenn man das Problem den Gästen öffentlich kommuniziert, nehmen die das auch positiv auf", sagt Reichelt. Die Leute kämen trotzdem ins Familienbad.

Am Samstag kommt nach 18 Uhr niemand mehr ins Freibad. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Bei 35 Grad Außentemperatur kühlen sich die Dachauer gern im Familienbad ab. Das merkt die Betriebsleitung an den Umsatzzahlen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei den anderen beiden Freibädern im Landkreis Dachau, dem Naturbad Vierkirchen und dem Freibad Ainhofen, ist Personalmangel weniger ein Problem. Im Naturbad der Gemeinde Vierkirchen arbeiten zum Großteil engagierte Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde. Nur unter der Woche hat die Gemeinde zwei Bademeister angestellt, am Wochenende übernehmen jüngere Leute die Rettungsschwimmerdienste und um die Kasse kümmern sich vorwiegend Senioren. Ehrenamtlich. "Wir sind heuer gut besetzt", sagt Andrea Bestle von der Gemeinde Vierkirchen, "allerdings verzeichnen wir schon einen leichten Schwund". Gerade bei den Rettungsschwimmern wäre Nachschub nicht schlecht. Mindestvoraussetzung ist das Rettungsschwimmabzeichen in Silber. Zudem gilt es jährlich Erste-Hilfe-Kurse zu absolvieren. "Dafür fällt schon vor Saisonbeginn ein Samstag weg", sagt Bestle.

Auch im Freibad Ainhofen decken vorwiegend junge Leute aus dem Verein für Bewegungsspiele Ainhofen den Rettungsschwimmdienst ab. Der Vorsitzende des Trägervereins Johann Reif steht trotzdem jeden Tag selbst im Freibad und packt mit an - etwa bei der Reinigung der Toiletten oder bei der Wasseraufbereitung. Momentan habe er eher mit dem fehlenden Kioskpersonal zu kämpfen, Leute für die Badeaufsicht habe er genügend, sagt er. Am Wochenende übernehme die Wasserwacht aus Ainhofen schon seit Jahren die Aufsicht. Das Problem mit dem Mangel an Arbeitskräften begründet er mit der Mentalität der Jugend. "Junge Leute wollen keine Verantwortung übernehmen", kritisiert er. Das kenne er generell aus dem Vereinsleben, egal ob bei den Schützen oder der Musikkapelle. In seinem Verein gäbe es aber durchaus noch zuverlässige Menschen, die die Ausbildung zum Rettungsschwimmer gemacht hätten. "Da bin ich wirklich dankbar."

Die Freibadsaison ist trotzdem erfolgreich

Die Suche nach qualifiziertem Personal gestalte sich insbesondere für die Stadtwerke Dachau schwierig, heißt es von deren Pressestelle: "Bäderfachangestellte sind rar." Ein Problem, das die gesamte Bäderbranche betreffe und sich bereits im Frühjahr 2023 abzeichnete. Die Stadtwerke bilden deshalb selbst Bäderfachangestellte aus; im Familienbad Dachau ist derzeit ein Auszubildender.

Mit den Besucherzahlen im Freibad ist Betriebsleiterin Manuela Reichelt zufrieden: "Bis jetzt hatten wir eine super erfolgreiche Saison." Gerade die Pfingstferien sowie auch die beiden Monate Juni und Juli seien gut gelaufen. Die kühlen ersten Augustwochen hätten zu keinem Umsatzeinbruch geführt. Und das Personal hätte in dieser Zeit mal durchschnaufen können.

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