Boomregion Dachau:Es muss mehr gebaut werden

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Die Einwohnerzahlen im Landkreis steigen signifikant. Doch bezahlbare Wohnungen fehlen.

Von Robert Stocker, Dachau

Mehr Einwohner, zu wenige Wohnungen - das sind zwei der zentralen Aussagen, die der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum in seinem aktuellen Bericht zur Entwicklung der Boomregion München macht. Im Jahr 2014 ist die Einwohnerzahl um 35 000 auf mehr als 2,8 Millionen gestiegen. Gleichzeitig wurden aber weniger Wohnungen als im Jahr 2013 gebaut. Die geringe Bautätigkeit ist unter anderem ein Grund für steigende Mieten und Wohnungspreise. Das gilt auch für den Zuzugslandkreis Dachau, wo es insbesondere zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Stadt und Landkreis wollen deshalb den sozialen Wohnungsbau fördern.

Wie aus den aktuellen Daten des Planungsverbandes hervorgeht, hatten die acht Landkreise rund um München Ende 2014 1,37 Millionen Einwohner. Im Landkreis Dachau ist die Zahl auf 144 000 gestiegen. Für das Jahr 2034 wird in der Region eine Einwohnerzahl von 3,2 Millionen erwartet. Die Zunahme ist vor allem auf Wanderungsüberschüsse zurückzuführen. Pro Jahr ziehen durchschnittlich 30 000 Menschen mehr zu als weg. Grund dafür ist die florierende Wirtschaft in der Boomregion. Doch dem Wachstum von 35 000 Einwohnern standen im Jahr 2014 nur knapp 12 000 neu gebaute Wohnungen gegenüber. "Der Wohnungsbau hinkt leider immer noch hinterher. Angesichts des starken Zuzugs brauchen wir mehr als 15 000 neue Wohnungen pro Jahr. Dabei sind die schnell steigenden Zuwandererzahlen seit 2015 noch nicht berücksichtigt", erklärt der Direktor des Planungsverbandes, Christian Breu.

Bauträger in der Pflicht

Dachau gehört zu den Städten mittlerer Größe (20 000 bis 100 000 Einwohner), die deutschlandweit das stärkste Wachstum verzeichnen. Von 2008 bis 2013 nahm die Bevölkerung um acht Prozent zu; die Stadt profitiert von der unmittelbaren Nähe zur Metropole München. "Der Mangel an Wohnungen ist nicht der einzige Grund für die hohen Preise, auch Standort und Verkehrsanbindung spielen eine große Rolle", sagt Bauamtsleiter Michael Simon. Der "signifikante Einwohnerzuwachs" der vergangenen Jahre müsse aber sozialverträglich gestaltet werden. Sprich: Die Stadt muss auch Kinderbetreuungsplätze und erschwingliche Wohnungen bauen. "Wir dürfen nicht das untere Ende aus dem Auge verlieren."

Ende 2015 beschloss der Stadtrat, in den kommenden Jahren 100 neue Wohnungen für sozial schwache Menschen zu bauen. Geplant sind 50 Sozialwohnungen für Menschen mit einem Berechtigungsschein und 50 Wohnungen für anerkannte Asylbewerber. Die kommunale Stadtbau GmbH soll in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 1,2 Millionen Euro von der Stadt erhalten. Die Grundstücke für diesen Wohnungsbau will die Stadt auch durch die sozialgerechte Bodennutzung gewinnen, die der Stadtrat beschlossen hat. Bauträger werden bei jedem Projekt verpflichtet, eine bestimmte Zahl von Sozialwohnungen zu bauen. Mehr als 400 Anträge auf eine Sozialwohnung stapeln sich in der Stadtverwaltung, Wartezeiten von mehreren Jahren sind die Regel. Die Stadt hat aber auch zu wenig Arbeitsplätze. Simon: "Sie halten mit dem Bevölkerungswachstum nicht mit." Die Folge sind immer mehr Pendler und verstopfte Straßen.

Lange Wartelisten für Sozialwohnungen

Auch in den Landkreisgemeinden ist der Wohnungsmarkt angespannt. Wie in der Kreisstadt sind die Wartelisten für eine Sozialwohnung lang. Wolfgang Winter, Vorsitzender des Dachauer Mietervereins, macht dafür auch die Gemeinden verantwortlich. "Mit Ausnahme der Stadt Dachau haben sie es versäumt, für einen kontinuierlichen Neubau zu sorgen", kritisierte Winter in der jüngsten Mitgliederversammlung des Mietervereins.

Das Problem ist bei den Kommunen angekommen. Der Landkreis und die Gemeinden suchen Flächen, auf denen Wohnungen für sozial Schwache gebaut werden können. "Die neue Generation von Bürgermeistern steht dem Problem aufgeschlossener gegenüber. Das Bewusstsein, für einkommensschwache Menschen Wohnraum schaffen zu müssen, ist stärker geworden", sagt Kreisbaumeister Georg Meier. Für Senioren mit einer geringen Rente werde auch das Landleben allmählich zu teuer. Angesichts der Flüchtlingskrise müssen die Gemeinden immer mehr Fehlbeleger unterbringen. Mit dem "Wohnungspakt Bayern" hat der Freistaat ein neues Programm aufgelegt, das den Grunderwerb für sozialen Wohnungsbau fördert. Meier: "Das ist ein vielversprechendes Instrumentarium."

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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