Dachau:Eltern machen Druck auf die Stadt

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In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Peter Bürgel stellen sich Erziehungsberechtigte hinter die Leiterin der Grundschule Augustenfeld und fordern Jugendsozialarbeiter an allen Grundschulen.

Petra Schafflik

Verhaltensauffällige Kinder, aggressive Eltern: Rektorin Helga Schiller klagt über gravierendeProbleme in der Grundschule Augustenfeld. (Foto: Toni Heigl)

"Auch Grundschulen brauchen sozialpädagogische Fachkräfte", betont die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule Augustenfeld, Piroska Kneuer. Mit dieser Forderung, die sie jetzt in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Peter Bürgel gerichtet haben, machen die Eltern noch einmal Druck und stellen sich klar hinter einen gleichlautenden Appell von Schulleiterin Helga Schiller. Die Rektorin der Schule mit 370 Kindern aus 31 Nationen hatte vor vier Wochen einen Hilferuf an die Öffentlichkeit gerichtet. Die Probleme mit verhaltensauffälligen Schülern und nicht kooperationsbereiten Eltern drohten überhand zu nehmen, sagte die Schulleiterin damals. "Aber wir werden allein gelassen."

Weil eine Reaktion bisher ausgeblieben ist, machen sich jetzt erneut die Eltern stark und fordern die Stadt zum Handeln auf. Eindringlich hatte Schulleiterin Helga Schiller geschildert, wie aggressiv auftretende Eltern Lehrkräfte bedrohten, verhaltensauffällige Schüler den Unterrichtsablauf störten und Familien Hilfsangebote verweigerten. Die skizzierten Konflikte seien kein spezielles Augustenfelder Szenario, betont Elternbeiratsvorsitzende Piroska Kneuer im offenen Brief des Elternbeirats. Denn überall, wo viele Menschen zusammenkämen, seien Konflikte möglich und in gewissem Rahmen auch normal. "Unsere Grundschule Augustenfeld ist keine Brennpunktschule, aber eine Grundschule, die offen Probleme anspricht, um zu einer Lösung zu kommen." Wie sehr das Thema auch alle anderen Schulen beschäftigt, zeigt ein Blick auf die Tagesordnung, mit der sich in zwei Wochen der Gesamtelternbeirat aller Dachauer Volksschulen beschäftigen wird. "Da steht Jugendsozialarbeit ganz oben auf der Agenda", berichtet Kneuer, die dieses Gremium ebenfalls als Vorsitzende leitet. Denn die Unterstützung durch Jugendsozialarbeit sei für alle vier Grundschulen in Dachau notwendig. "Eine sozialpädagogische Fachkraft ist unserer Ansicht nach als ausgleichendes Element und vertrauensbildende Instanz ideal, um zu vermitteln", so Kneuer. Die Schüler sind, was den Schulerfolg betrifft, von einem Jugendsozialarbeiter nicht ähnlich abhängig wie vom Lehrer. Auch gegenüber Lehrerteam und Schulleitung habe ein Pädagoge "eine neutrale Position".

All diese Erkenntnisse sind nicht neu. Schon seit sechs Jahren fordert der Gesamtelternbeirat der Dachauer Volksschulen gemeinsam mit den Schulleiterinnen immer wieder Sozialpädagogen auch für die Grundschulen. Bisher gibt es diese Fachkräfte nur an den Mittelschulen im Landkreis, an der Berufsschule und im Sonderpädagogischen Förderzentrum. Dies ist Folge der staatlichen Förderrichtlinien, die bislang finanzielle Zuschüsse nur für Sozialarbeiter an diesen Schularten gewährten. Im Landkreis leistet sich einzig Petershausen auf eigene Kosten Jugendsozialarbeit auch an der Grundschule, für das Pilotprojekt gibt der Landkreis einen befristeten Zuschuss. Doch jetzt habe die Richtlinie zur staatlichen Förderung von Schulsozialarbeit ab 2013 "neue rechtliche Grundlagen geschaffen", schreibt Kneuer. "Wir fordern daher von den zuständigen Stellen der öffentlichen Jugendhilfe und der Stadt als Sachaufwandsträger, die notwendigen Schritte zügig voran zu treiben und für angemessene Hilfe zu sorgen. " Ein Pädagoge für alle vier Schulen wäre schon ein Anfang, findet Kneuer. "Wenn die Stadt will, wird es funktionieren."

© SZ vom 11.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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